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# taz.de -- Feuerkatastrophe in Bangladesch: Mindestens 25 Tote bei Fabrikbrand
> Bei einem Feuer in einer Verpackungsfabrik gab es zudem mindestens 70
> Verletzte. Das Werk hatte auch internationale Unternehmen wie Nestlé
> beliefert.
Bild: Die Flammen sind gelöscht, aber die Fabrik ist zerstört
Dhaka afp | In einer Fabrik in Bangladesch hat sich erneut eine verheerende
Brandkatastrophe ereignet: Durch das Feuer in einer Verpackungsfirma in
Tongi wurden mindestens 25 Menschen getötet und 70 weitere verletzt, wie
ein Krankenhausarzt mitteilte. Das ist der schwerste Industrieunfall in
Bangladesch seit dem Einsturz des Rana Plazas 2013, bei dem 1.135 Menschen
starben.
Der Brand war offenbar durch die Explosion eines Boilers ausgelöst worden
und hatte sich womöglich wegen Chemikalien in der Fabrik schnell
ausgebreitet. Das Werk hatte auch international Unternehmen beliefert.
Die Zahl der Toten sei auf 25 gestiegen, sagte Parvez Mia, ein Arzt im
staatlichen Krankenhaus der nördlich von Dhaka gelegenen Industriestadt
Tongi. Die am schwersten Verletzten seien in Krankenhäuser in der
Hauptstadt Dhaka gebracht worden. Einige von ihnen schwebten in
Lebensgefahr. Zum Zeitpunkt des Unglücks hatten rund hundert Menschen in
dem vierstöckigen Fabrikgebäude gearbeitet.
Die Polizei befürchtete einen weiteren Anstieg der Opferzahl. „Wir haben
den Brand noch nicht unter Kontrolle und fürchten, dass einige Arbeiter
noch in der Fabrik eingeschlossen sind“, sagte der hochrangige
Polizeibeamte Aminul Islam der Nachrichtenagentur AFP.
## Chemikalien beschleunigen das Feuer
Der Brand brach demnach in einem Boiler der Fabrik Tampaco Foils Limited
aus. Der Polizei lägen Informationen vor, wonach im Erdgeschoss der Fabrik
Chemikalien gelagert worden seien. Daher habe sich das Feuer rasend schnell
ausgebreitet.
„Ich habe im Büro gearbeitet, als ich eine Explosion hörte und ein Beben
spürte“, sagte der 35-jährige Elektriker Mohammad Rokon, der mit leichten
Verletzungen zur Beobachtung ins Krankenhaus gebracht wurde. „Ich bin fast
bewusstlos geworden. Aber ich habe mich gezwungen, mithilfe der
Taschenlampe meines Handys rauszugehen.“
Der Maschinenführer Rubel Hossain überlebte das Unglück ebenfalls und half
bei der Versorgung der Verletzten. „Ich fühle mich zugleich glücklich und
untröstlich“, sagte er. Das Unglück traf das muslimisch geprägte
Bangladesch kurz vor dem islamischen Opferfest Eid al-Adha.
Die zuständige Aufsichtsbehörde kündigte an, ein Untersuchungsausschuss
werde die Brandursache untersuchen und der Frage nachgehen, ob die
Brandschutzbestimmungen in der Fabrik eingehalten wurden. Der Ausschuss
soll außerdem mögliche Verbesserungen bei den Sicherheitsvorkehrungen von
Fabriken vorschlagen.
## Nestlé und BAT gehören zu den Fabrikkunden
In der Fabrik waren Plastikverpackungen hergestellt worden. Neben
einheimischen Firmen belieferte Tampoco Foils auch ausländische Unternehmen
wie die örtlichen Niederlassungen des Nahrungsmittelriesen Nestlé und des
Zigarettenproduzenten British-American Tobacco.
Immer wieder gibt es in Fabriken des bitterarmen südasiatischen Landes
schwere Unfälle. Erst im August hatten sich durch die Explosion eines
Ammoniak-Tanks in einer Düngemittelfabrik in Bangladesch giftige Gase in
weiten Teilen der Großstadt Chittagong ausgebreitet. Mehr als 200 Menschen
mussten ärztlich behandelt werden, hunderte wurden in Sicherheit gebracht.
Im April 2013 war der Fabrikkomplex Rana Plaza in einem Vorort von Dhaka
eingestürzt, über 1.000 Menschen starben. Im November 2012 waren bei einem
Brand in einer Textilfabrik in Dhakas Vorort Ashulia 111 Menschen ums Leben
gekommen.
Nach dem Unglück im Rana Plaza hatten westliche Firmen ihre
Sicherheitsauflagen für die Zulieferer in Bangladesch verschärft.
Zahlreiche Fabriken, die aber nur den einheimischen Markt beliefern,
unternehmen hingegen wenig für den Schutz ihrer Arbeiter.
10 Sep 2016
## TAGS
Bangladesch
Brandkatastrophen
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