| # taz.de -- Verbraucherschutz in Großbritannien: Milliardenklage gegen Masterc… | |
| > Ein neues Verbraucherschutzgesetz erlaubt Klagen gegen mutmaßlich | |
| > überhöhte Kreditkarten-Gebühren im Namen von 46 Millionen Briten. Ohne | |
| > deren Zustimmung. | |
| Bild: Mastercard soll über Jahre die Verbraucherpreise in die Höhe getrieben … | |
| London/Frankfurt dpa | Der Kreditkarten-Konzern Mastercard ist in | |
| Großbritannien auf eine Rekordsumme von 16,5 Milliarden Euro (14 Mrd Pfund) | |
| Schadenersatz verklagt worden. Dem Unternehmen wird vorgeworfen, über Jahre | |
| durch überhöhte Gebühren die Preise für Verbraucher in die Höhe getrieben | |
| zu haben. | |
| Das teilte die US-Großkanzlei Quinn Emanuel am Donnerstag mit. Sie vertritt | |
| nach eigener Aussage 46 Millionen britische Verbraucher. Möglich ist die | |
| Sammelklage aufgrund eines neuen Verbraucherschutzgesetzes, das 2015 | |
| verabschiedet wurde. | |
| Es handelt sich nach Angaben von Quinn Emanuel um die höchste | |
| Schadenersatz-Forderung in der Geschichte des Vereinigten Königreichs und | |
| das erste Mal, dass eine Forderung im Namen aller britischen Verbraucher | |
| gestellt wird. Zunächst hatte die Kanzlei, die ihre Klage gegen Mastercard | |
| auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zu Gebühren für | |
| länderübergreifende Zahlungsvorgänge stützt, sogar 19 Milliarden Pfund | |
| gefordert. | |
| Konkret geht es um sogenannte inländische Interbanken-Entgelte. Das sind | |
| Gebühren, die eine Bank erhebt, wenn eine Zahlung mit einer ihrer | |
| Kreditkarten getätigt wird. Zahlen muss dafür nicht der Verbraucher, | |
| sondern die Bank des Händlers, der die Zahlung erhält. | |
| Quinn Emanuel argumentiert, diese Gebühren seien von den Banken zunächst an | |
| die Händler und dann in Form höherer Preise an die Verbraucher | |
| weitergegeben worden. Daher seien auch solche betroffen, die keine Kunden | |
| von Mastercard sind oder mit Bargeld bezahlt haben. | |
| ## In Deutschland wäre Vollmacht der Verbraucher nötig | |
| Mastercard kündigte an, sich gegen die Vorwürfe „energisch“ zur Wehr zu | |
| setzen. Zuerst wolle man aber die 600-seitige Klageschrift prüfen. Das | |
| zuständige Gericht wollte deren Eingang zunächst nicht bestätigen. Quinn | |
| Emanuel zufolge könnte es Mitte 2018 zu einem Prozess kommen – es sei denn, | |
| Mastercard würde sich auf einen Vergleich einlassen. | |
| Dass deutsche Verbraucher in ähnlicher Weise von den überhöhten | |
| Mastercard-Gebühren betroffen sind wie die britischen, hält | |
| Quinn-Emanuel-Partner Boris Bronfentrinker für „sehr wahrscheinlich“. Doch | |
| in Deutschland wäre eine vergleichbare Klage ohne die Zustimmung der | |
| Betroffenen derzeit nicht möglich, wie Christoph Schalast von der Frankfurt | |
| School of Finance and Management erklärte. „Bei uns ist es notwendig, dass | |
| man eine Vollmacht hat“, sagte er. Auch der Anspruch, der indirekt über die | |
| erhöhten Verbraucherpreise gestellt wird, sei in Deutschland „sehr viel | |
| schwieriger“ abzuleiten. | |
| Doch dass es auch in Deutschland in der Sache zu Klagen kommt, ist | |
| zumindest nicht ausgeschlossen – wenn auch nicht im Namen der Verbraucher. | |
| Das legt zumindest ein Bericht des Bundeskartellamts nahe. Es hatte im Juni | |
| 2015 ein Verfahren gegen Mastercard wegen der Interbankenentgelte | |
| eingestellt. Grund war eine EU-Verordnung, die die Gebühren auf maximal 0,3 | |
| Prozent des Kartenumsatzes begrenzt. | |
| Für die Wettbewerbshüter zählt nun der Blick nach vorn. In dem Bericht | |
| heißt es aber: „Die Einstellung des Verwaltungsverfahrens hindert | |
| betroffene Händler nicht, auf dem Zivilrechtsweg gegen Interbankenentgelte | |
| auch mit Wirkung für die Vergangenheit vorzugehen.“ Ein Mastercard-Sprecher | |
| ließ die Frage nach weiteren Klagen in anderen EU-Ländern zunächst | |
| unbeantwortet. | |
| 9 Sep 2016 | |
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