# taz.de -- Der „Sause-Knopf“ von Amazon: Einkaufen nur mit einem Knopfdruck | |
> Der Konzern bietet die Direktlieferung von Haushaltswaren an. Doch die | |
> Auswahl ist begrenzt und es mangelt an Transparenz. | |
Bild: Es muss eben immer „Ariel“ sein | |
Berlin taz | Das Klopapier geht zu Ende? Ein Druck auf einen Knopf neben | |
der Toilette – und schon liefert die Post am nächsten Tag Nachschub. Das | |
bietet der Internet-Versandhändler Amazon von heute an auch seinen | |
KundInnen in Deutschland an. Auch für andere Produkte, die regelmäßig | |
gekauft werden, wird der neue Service angeboten – darunter Waschpulver, | |
Tierfutter, Rasierklingen und Kondome. | |
Der Knopf, der das möglich macht, heißt bei Amazon „Dash-Button“ (etwa: | |
„Sause-Knopf“). In dem Gerät, das etwa die Größe einer Kaugummipackung h… | |
befinden sich eine Batterie, die etwa drei Jahre halten soll, und ein | |
Sender, der eine Verbindung mit dem WLAN in der Wohnung aufnimmt, sobald er | |
gedrückt wird. Dadurch wird automatisch ein vorher im Internet festgelegtes | |
Produkt in einer bestimmten Menge bei Amazon bestellt – und in der Regel am | |
nächsten Tag geliefert. | |
Das ist natürlich praktisch für alle Leute, die ohne Einkaufszettel durchs | |
Leben gehen und sich auch zum Onlineshopping noch nicht mal zum | |
nächstgelegenen Computer begeben wollen. Der Preis für diese Bequemlichkeit | |
ist ein Verzicht auf Freiheit. Denn Amazon bietet den Service bisher nur | |
für 32 Marken an, die jeweils einen eigenen Button haben: Waschpulver etwa | |
gibt es nur von Ariel oder Persil, Kondome nur von Durex. | |
Diese Firmen müssen sich im Gegenzug an den Kosten des Systems beteiligen. | |
In den USA, wo der Dash-Button schon seit über einem Jahr angeboten wird, | |
zahlen sie nach Informationen des Wall Street Journal 15 Euro für jeden | |
verkauften Button, über den ihre Produkte bestellt werden können; zudem | |
werden von jedem Verkauf 15 Prozent Provision an Amazon fällig. | |
## Kein großer Erfolg | |
Für KundInnen ist der Dash- Button hingegen kostenlos. Zwar werden pro | |
Knopf 4,99 Euro in Rechnung gestellt, doch diese werden beim ersten Einkauf | |
über den Button wieder gutgeschrieben. Nutzen können das System allerdings | |
nur Kunden, die bei „Amazon Prime“ angemeldet sind. Für diesen Status, der | |
unter anderem auch schnellere und kostenlose Lieferung beinhaltet, ist eine | |
Jahresgebühr von 49 Euro fällig. | |
Geliefert wird das per Button bestellte Produkt zum jeweils aktuellen | |
Preis, der aber nur auf der Webseite oder der Amazon-App zu erfahren ist. | |
Der Knopf selbst hat kein Display, sondern zeigt nur über eine Diode an, | |
dass die Bestellung durchgeführt wurde. Verbraucherschützer sehen diese | |
fehlende Preistransparenz kritisch. | |
Ein allzu großer Erfolg scheint der Dash-Button auch in den USA, dem | |
Mutterland des Onlineshopping, nicht zu sein. Amazon erklärt zwar, die | |
Bestellungen mit dem Knopf machten „einen signifikanten Anteil“ der | |
Gesamtverkäufe aus. Als Zahl nennt das Unternehmen aber nur, dass in den | |
USA „zweimal pro Minute“ Produkte über den Dash-Button bestellt würden. | |
Dass das nicht übermäßig viel ist, zeigt eine andere Zahl: An guten Tagen | |
wickelt das Unternehmen nach eigenen Angaben weltweit über 24.000 | |
Bestellungen pro Minute ab. Eine externe Analyse ergab zudem, dass mehr als | |
die Hälfte der Käufer eines Dash-Buttons diesen anschließend überhaupt | |
nicht genutzt haben. Vielleicht ist der Gang zur Drogerie in der Praxis | |
doch einfacher als das Warten auf den Paketboten. | |
31 Aug 2016 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
## TAGS | |
Amazon | |
Dash Button | |
Transparenz | |
Online-Shopping | |
Amazon | |
Amazon | |
Amazon | |
Lebensmittel | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Verbraucherschützerin über „Dash“-Knopf: „Der Kunde verliert den Preisb… | |
Die Verbraucherschützerin Lina Ehrig fürchtet, dass dank Amazon und seinem | |
Dash-Knopf die Preistransparenz verlorengeht. | |
Kommentar „Dash-Button“ von Amazon: Einkaufen auf der Überholspur | |
Produktbestellungen gehen immer schneller. Die Unternehmen sammeln fleißig | |
Daten. Aber das sinnliche Erlebnis des Einkaufens fällt flach. | |
Amazon attackiert Postunternehmen: Einmal kurz zur Tanke – und zum Paket | |
Konkurrenz für Postunternehmen: Amazon baut hunderte Abholstationen an | |
Shell-Filialen auf. Dabei braucht der Konzern die Zusteller noch. | |
Marktforschung bei Online-Videotheken: Amazon stellt die eine Frage | |
Nutzer können jetzt abstimmen, welche neue Serie der Anbieter produzieren | |
soll. Amazon gelangt so vor allem an wertvolle Informationen. | |
Lebensmittel aus dem Internet: Hack von Amazon | |
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Amazon Fresh in Deutschland startet. | |
Die E-Food-Wende könnte den Lebensmittelmarkt aufmischen. |