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# taz.de -- Kolumne Riologie: Es herrscht tatsächlich Eiszeit
> Klimaanlagen beherrschen die Brasilianer nicht. In Rio sind die Räume so
> kalt, dass unser Autor nur noch Sportarten im Freien besucht.
Bild: Irgendwo in einem klimaanlagenbelasteten Raum in Rio
Wenn in Brasilien etwas funktioniert, dann ist es die Klimaanlage. Draußen
sind 18 Grad, egal, drinnen bläst ein Eishauch und kühlt runter auf 12
Grad. Sobald man in Rio durch eine Tür geht, und das sind viele, muss man
mit einem eklatanten Temperatursturz rechnen. Bämm. Am schlimmsten war es
in einem Zug vom Olympiazentrum in Deodoro hinein nach Rio. Nach einer
guten halben Stunde waren die Nase und die Ohren so kalt wie nach einer
Biwak-Nacht in den Anden.
Wir waren die Einzigen, die sich in diesem fahrenden Kühlschrank einen
Pullover drüberzogen. Die Brasilianer standen mit Trägerhemd und kurzer
Hose in der Kältekammer, als sei es gar nichts.
Aber: Alles ist scheißkalt, die Metro, die Hallen, die Pressezelte, einfach
alles, wo man kalte Luft hineinblasen kann.
Mein Kollege, mit dem ich eine Wohnung teile, ist Klimaanlagen-krank, ich
bin es auch. Die Ohren tun mir weh. Es kann mit der Wirtschaftskrise in
Brasilien nicht so weit her sein, wenn die Klimaanlagen immer noch
Vollstoff geben. Ich bin mir sicher, dass Rio im Winter die Hälfte an
Energie sparen könnte, wenn die Teufelsdinger nicht liefen.
## Geschaut wird nur noch draußen
Aber sie laufen, und zwar so, als müsste noch der letzte Tourist oder
Schreiber aus Europa schockgefrostet werden. Mittlerweile probiere ich es
mit der An-aus-Technik. Damit ist nicht der Schalter der Klimaanlage
gemeint, schön wär’s, sondern meine textile Strategie.
Drinnen ziehe ich jetzt immer einen Kapuzenpullover drüber. In der U-Bahn
ernte ich dafür interessierte Blicke. Manche schauen mich an, als hätte ich
nicht alle beisammen. Wahrscheinlich überlegen sie gerade, sich komplett zu
entkleiden, weil sie das laue Gebläse der Klimaanlage für einen Wüstenwind
halten.
Wir schauen uns langsam nur noch die Sportarten aus, die im Freien
stattfinden. Beachvolleyball wäre gut oder Freiwasserschwimmen oder Hockey.
Aber Hockey findet in Deodoro statt. Und dorthin fährt nur der berüchtigte
Eiszug, den zu überleben wohl nur Cariocas gelernt haben. Ich setze mir
jetzt erstmal einen heißen Tee auf.
16 Aug 2016
## AUTOREN
Markus Völker
## TAGS
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Kälte
Volleyball
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Friedrich Küppersbusch
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