| # taz.de -- Referendum in Thailand: Ja zur neuen Verfassung | |
| > 61,5 Prozent der Wähler befürworten den Entwurf, doch die Wahlbeteiligung | |
| > ist gering. Jede Debatte erstickt die Militärregierung im Keim. | |
| Bild: Nach der Wahl: Ein Polizist sitzt vor Wählerlisten | |
| Bangkok ap | Mehr als zwei Jahre nach dem Putsch in Thailand hat sich die | |
| Militärregierung in einem Referendum ihre viel kritisierte neue Verfassung | |
| absegnen lassen. 61,5 Prozent der Wähler stimmten am Sonntag für den | |
| Entwurf, wie der Leiter der Wahlkommission nach Auszählung von 91 Prozent | |
| der Stimmen mitteilte. 38,4 Prozent votierten demnach für „Nein“. Die | |
| Beteiligung hatte bei lediglich 55 Prozent der 50 Millionen Wählern | |
| gelegen. Kritiker werfen der Militärjunta vor, ihre Macht zementieren zu | |
| wollen. | |
| Die Militärregierung verteidigt die Verfassung als wichtigen Schritt hin zu | |
| einer zivilen Regierung. Sie sichert den Generälen aber nach wie vor eine | |
| gewichtige Rolle in der Politik des Landes und sieht vor allem eine lange | |
| Übergangszeit vor, ehe es wieder zu Wahlen kommen soll. Im Vorfeld hatte | |
| die Junta um Regierungschef und Putschführer Prayuth Chan-ocha jede Debatte | |
| über das Referendum im Keim erstickt. Für offene Kritik daran kündigte sie | |
| bis zu zehn Jahre Gefängnis an. Mehr als 100 Menschen wurden inhaftiert. | |
| Viele nach dem Putsch erlassene Notstandsdekrete sind weiter in Kraft, ohne | |
| dass das Parlament darüber abgestimmt hätte. | |
| Zu mindestens einem Protest gegen die derzeitige Lage in dem Königreich kam | |
| es am Sonntag in einem Wahllokal in Bangkok. Dort zerriss ein Student und | |
| Aktivist seinen Wahlzettel und rief „Nieder mit der Diktatur, lang lebe die | |
| Demokratie“. Er wurde festgenommen. Mindestens 20 andere zerrissen offenbar | |
| zum Teil unabsichtlich ihre Zettel, kamen aber ebenfalls in | |
| Polizeigewahrsam. | |
| Die größte Kritik hatte die in der neuen Verfassung festgelegte | |
| Übergangszeit zu einer zivilen Regierung von mindestens fünf Jahren | |
| hervorgerufen. Auch die Zusammensetzung des Senats aus 250 berufenen – also | |
| nicht gewählten – Mitgliedern sorgte für Empörung. So ist vorgesehen, auch | |
| Vertreter aus Militär oder anderen Sicherheitsbehörden zu ernennen. | |
| Analysten meinen, die neue Verfassung werde es leichter machen, Parteien | |
| aufzulösen, Politiker auf Linie zu halten oder ihres Amtes zu entheben. | |
| ## Auf die Unterstützung von Arbeitern bauen | |
| Nicht wenige sehen deshalb in der neuen Verfassung auch einen weiteren | |
| Schachzug des Militärs gegen die Verbündeten des früheren | |
| Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra, der 2006 durch einen früheren | |
| Militärcoup entmachtet worden war. Der Bruder von Yingluck und später sie | |
| selbst hatten seit 2001 jede landesweite Wahl gewonnen – dank ihrer | |
| populistischen Politik konnten sie auf die Unterstützung von Arbeitern und | |
| Landbewohnern bauen. Darüber zeigten sich die Elite des Landes, darunter | |
| auch das Militär, und Befürworter der Monarchie zunehmend entnervt. | |
| Die vom Militär unter Prayuths Führung im Mai 2014 gestürzte damalige | |
| Regierungschefin Yingluck Shinawatra gab am Sonntag ebenfalls ihre Stimme | |
| ab. Allerdings hatte sie zuvor erklärt, gegen die Verfassung zu stimmen. In | |
| Thailand hat es bereits 13 erfolgreiche Militärputsche gegeben und elf | |
| versuchte, seit die absolute Monarchie 1932 durch eine konstitutionelle | |
| abgelöst wurde. | |
| Das Referendum diente nicht zuletzt als Stimmungstest für die Beliebtheit | |
| von Prayuth, der seit dem Putsch für großen Unmut sorgt. Zugleich brachte | |
| seine Militärregierung aber eine gewisse Stabilität zurück und beendete die | |
| Gewalt zwischen den Anhängern der beiden politischen Lager. | |
| 7 Aug 2016 | |
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