# taz.de -- Das bleibt von der Woche I: Pewobe fristlos gekündigt | |
> Sozialsenator Czaja bekommt Zuspruch für sein Handeln gegen die Pewobe | |
Bild: Wo werden sie wohl unterkommen? Wartende Flüchtlinge vor dem Lageso | |
Politische Kurzsichtigkeit, Lageso-Chaos, Korruptionsvorwürfe: | |
Sozialsenator Mario Czaja, am Anfang seiner Amtszeit noch als pragmatischer | |
Anpackertyp gelobt, hat im letzten Jahr Kritik auf sich gezogen wie sonst | |
kaum jemand aus der Riege der SenatorInnen. Zeitweise verging keine Woche, | |
ohne dass jemand den Rücktritt des CDU-Politikers gefordert hätte. | |
Für die Entscheidung, nach dem Bekanntwerden eines rassistischen und | |
menschenverachtenden internen Mailverkehrs dem Heimbetreiber Pewobe | |
fristlos zu kündigen gab es in dieser Woche hingegen Beifall – und den | |
Sturm der Entrüstung, der gewütet hätte, hätte Czaja anders entschieden, | |
kann man sich lebhaft vorstellen. | |
Lebhaft vorstellen kann man sich allerdings auch die MitarbeiterInnen in | |
Czajas Verwaltung, die nun dafür sorgen müssen, dass die entschlossenen | |
Worte ihres Chefs in eine wasserdichte Kündigung umgesetzt werden. Und das | |
ist gar nicht so einfach. Die Chancen der Pewobe, bei einer möglichen | |
Schadenersatzklage zumindest teilweise recht zu bekommen, stehen nicht | |
schlecht, vermutet etwa die Grünen-Abgeordnete und gelernte Juristin Canan | |
Bayram. | |
Die Vorstellung, dass das Land Berlin der Pewobe – die schon seit Jahren | |
mit unhaltbaren Zuständen in ihren Heimen, einem unterirdischen Umgang mit | |
ehrenamtlichen FlüchtlingshelferInnen und einer Reihe von Auffälligkeiten | |
in Sachen Abrechnung und Auftragsvergabe auf sich aufmerksam macht – am | |
Ende auf Jahre Geld in den Rachen schütten muss, lässt den Beifall für | |
Czajas Entscheidung leiser werden. | |
## Czaja ist fein raus | |
Aus seiner Sicht hat der Senator dabei durchaus richtig gehandelt. Bis klar | |
ist, welche rechtlichen Konsequenzen diese Kündigung mit sich bringt, ist | |
der CDU-Mann vermutlich ohnehin nicht mehr im Amt. Schließlich stehen die | |
Zeichen schlecht für eine Weiterführung der Großen Koalition. Wozu also | |
eine Option wählen, die ihn selbst weiter beschädigen würde, wenn die | |
Konsequenzen der populäreren Entscheidung ohnehin andere ausbaden müssen?, | |
mag sich der Senator gedacht haben. | |
Das macht die fristlose Kündigung nicht automatisch falsch. Dafür, Czajas | |
Versagen im letzten Jahr auszugleichen – das auch darin bestand, Kritik an | |
der Pewobe immer wieder zu ignorieren –, reicht diese Entscheidung aber | |
nicht. | |
20 Aug 2016 | |
## AUTOREN | |
Malene Gürgen | |
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