# taz.de -- Richtlinien für Entwicklungsprojekte: Die Weltbank gibt sich neue … | |
> Die Organisation hat sich einiges vorgenommen: Sie will Armut bekämpfen | |
> und dabei auf Menschenrechte und Umwelt achten. | |
Bild: Weltbankpräsident Jim Yong Kim bei einer Konferenz im Juli in Peking. Se… | |
WASHINGTON afp/taz | Mit neuen Richtlinien für ihre Entwicklungsprojekte | |
will die Weltbank negative Auswirkungen auf Mensch und Umwelt minimieren. | |
Das neue Regelwerk sei „nach den ausführlichsten Beratungen“ in der | |
Geschichte der Weltbank aufgestellt worden, sagte Bankpräsident Jim Yong | |
Kim am Donnerstagabend in Washington. | |
Der Neuformulierung der Regeln war das Eingeständnis der Weltbank | |
vorausgegangen, dass ihre Projekte in der Vergangenheit zu | |
Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung geführt hatten. Die neuen | |
Regeln verpflichten die Nehmerländer nun zu einer umfassenden sozialen und | |
ökologischen Folgeabschätzung für die unterstützten Projekte. | |
Arbeitnehmerrechte müssen garantiert und Umweltschäden vermieden werden. | |
Die Umsiedlung von Menschen in größerem Ausmaß wird ausgeschlossen. | |
Entwicklungs- und Umweltorganisationen kritisieren das Regelwerk. Die | |
bestehenden, verbindlichen Regeln würden durch flexibel gestaltete | |
Standards ersetzt, sagt Korinna Horta, Expertin für multilaterale | |
Entwicklungsbanken bei der Organisation Urgewald. Zum Beispiel hätten die | |
Mitgliedsstaaten der Weltbank nun erstmals erlaubt, Projekte in Gebieten zu | |
finanzieren, die für den Naturschutz und für indigene Völker besonders | |
wichtig seien. Weniger Hürden gebe es außerdem für Zwangsumsiedlungen. Die | |
Weltbank darf Projekte nun bewilligen, ohne dass die Anzahl der Betroffenen | |
sowie Pläne für ihre Umsiedlung und die Wiederherstellung ihrer | |
Lebensgrundlagen bekannt sind. | |
## „Bestmöglicher Kompromiss“ | |
Zudem sollen Nehmerländer die Möglichkeit haben, Weltbank-Standards durch | |
ihre eigenen Standards zu ersetzen. Bisher ist unklar, wie die Weltbank | |
sicherstellen will, dass die Standards der Kreditnehmer ihren eigenen | |
entsprechen. „Bei fundamentalen Dingen wie der Wahrung der Rechte indigener | |
Gemeinden oder der Erhaltung empfindlicher Ökosysteme darf die Weltbank | |
nicht einfach die Verantwortung auf die Nehmerregierungen abwälzen, diese | |
sind oft selbst Auslöser für die Probleme vor Ort“, sagt Horta. | |
Weltbankpräsident Kim verteidigte das neue Regelwerk als „bestmöglichen | |
Kompromiss“. Die Bank habe „einen Mittelweg finden müssen, der | |
sicherstellt, dass es keinen Missbrauch gibt, der es aber gleichzeitig den | |
Nehmerländern ermöglicht, Geld zu leihen“. | |
5 Aug 2016 | |
## TAGS | |
Weltbank | |
Entwicklung | |
Urgewald | |
Weltbank | |
Afrika | |
Uruguay | |
Freihandel | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Öffentliche Kritik an Weltbank-Führung: Konfuses Management | |
Die Weltbank-Belegschaft wirft ihrem Präsidenten Führungsschwäche vor: In | |
einem offenen Brief fordert sie eine Neuausrichtung. | |
Milliardenprojekt am Kongo-Fluss: Staudamm fällt ins Wasser | |
Kongos Inga-III-Staudamm sollte Afrikas Energiewirtschaft revolutionieren. | |
Jetzt steht das kontroverse Projekt auf der Kippe. | |
Uruguay siegt gegen Tabakkonzern: Gesundheit vor Investitionen | |
In Uruguay gibt es strenge Gesetze zum Verkauf von Tabak. Der Tabakkonzern | |
Philip Morris wollte ein Exempel statuieren – und scheiterte. | |
Freihandel in Südostasien: Der Drache, der Tiger und die Armen | |
Ein von Singapur angeführter Wirtschaftsraum bildet die Globalisierung im | |
Kleinen ab: Der Handel boomt, Wohnen ist teuer, Slums entstehen. |