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# taz.de -- Die Wahrheit: Gemüseporno in der Sauna
> Wer Dampfbäder aufsucht, brutzelt auch in der Sonne, bis er aussieht wie
> der alte Apache Geronimo. Dann doch lieber ein Leben lang einem Babypopo
> gleichen.
Das Prinzip Sauna verstehe ich nicht. Für nichts in der Welt setze ich mich
in eine hölzerne Gefängniszelle, in der bereits drei Männer ihre
schwitzenden Bäuche reiben – oder vielleicht reiben sie auch ihre Sixpacks,
ich kann es eh nicht sehen, weil der Schweiß mir in den Augen brennt –, und
koche. Genau so stelle ich mir die Hölle vor: ekelhaft heiß, überall
Sünder, und wenn man denkt, man hält es nicht mehr aus, kommt der Teufel in
Badelatschen rein und macht einen Aufguss.
Auch die Abkühlung durch eiskaltes Wasser zwischen den Saunagängen ist kein
Vergnügen, sondern verstärkt höchstens den Bußeffekt. Danach nebeneinander
auf harten Liegen zu liegen und zu „entspannen“ erinnert mich an die
Mittagszeit im Kindergarten, in der man sich schlafend stellen musste,
obwohl man nicht müde war, weil eine katholische Kinderschwester
kontrollierend zwischen den Liegen herumging und einen, wenn man wach war,
gleich mitnahm, um einem Lieder einzuimpfen wie: „Ich bin von innen, außen,
oben, unten glücklich alle Zeit / Herr Jesus zu mir kam / die Sünden alle
nahm / ich bin von innen, außen, oben, unten glücklich alle Zeit.“
Die einzigen Menschen, mit denen ich mich in eine Sauna setzen würde, wären
einerseits Steve McQueen, um zu gucken, ob diese goldene Kette mit dem
runden Anhänger, die er in „The Thomas Crown Affair“ beim Saunieren mit
Faye Dunaway als Accessoire zum knappen Handtuch trägt, nicht knallheiß
wird. Und andererseits Faye Dunaway selbst, um zu gucken, warum ihr Make-up
nicht runterläuft, und um ein bisschen über ihre Exe Warren Beatty,
Marcello Mastroianni und den Sänger der J. Geils Band zu tratschen.
Meiner Ansicht nach legen sich die Menschen, die im Winter in die Sauna
gehen, auch im Sommer in die Sonne, um wie Knackwürste zu braten – und
irgendwann genauso aufzuplatzen. Später müssen sie dann zu muffligen
Hautärzten in den dermatologischen Ganzkörperscanner. Und dann wundern sie
sich, dass sie mit dreißig schon aussehen wie der Chiricahua-Apachenführer
Geronimo kurz vor seinem Tod im Indianerterritorium von Fort Sill, während
ich mit fast achtzig noch aussehen werde wie ein Babypopo.
Apropos Popo: Die Chinesen bieten ja auf ihren Wochenmärkten Pfirsiche an,
denen sie kleine Spitzenhöschen angezogen haben, damit sie aussehen wie
knackige Ladybutts. Die Bilder von den Paletten mit den amputierten
Mini-Samtärschen kann man sich unter „chinese peaches“ im Internet
angucken. Mich würde interessieren, ob man diese Obsthöschen danach
eigentlich auch luftdicht laminiert, in Automaten packt und an
Höschenfetischisten verkauft.
Wenn ja, würde ich direkt ein paar Kontakte zu dummen Bauern mit dicken
Kartoffeln aufnehmen und einen Automaten mit „schmutzigen deutschen
Kartoffelhöschen“ beliefern. Schließlich gibt es für jedes Pläsierchen ein
Tierchen, und ich habe nichts dagegen, Wegbereiterin für Gemüsepornos zu
sein. Hauptsache, die Kartoffeln sind bio.
5 Aug 2016
## AUTOREN
Jenni Zylka
## TAGS
Sauna
Sonnenbaden
Einkaufen
Tod
Tierwelt
Prominente
Generationen
Schwimmen
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