| # taz.de -- Die Wahrheit: Fragen der lesenden Schreibarbeiterin | |
| > Immer wieder füllen Fragebögen von Prominenten die bunten Gazetten. Doch | |
| > wirklich brennende Probleme der Welt werden darin nie behandelt. | |
| Gleich nach den irren Bildstrecken mit 16-jährigen Models, die 10.000 Euro | |
| teure Blusen durch den „Layerlook“ entstellen, schaue ich mir in | |
| Modemagazinen am liebsten die Rubrik „Fragen ohne Antwort“ an. Darin | |
| stellen Prominente einen vergeistigten Fragenkatalog zusammen, den | |
| LeserInnen zu Hause „allein oder in Gesellschaft“ beantworten und sich und | |
| die Lieben dabei „besser kennenlernen“ sollen, Dinge wie „Wann haben Sie | |
| das letzte Mal geweint?“ oder „Macht Architektur Sie glücklich?“. | |
| Leider hat mich das Magazin noch nie gebeten, auch einmal Fragestellerin zu | |
| sein. Dabei will ich so viel Schönes wissen! „Was sind Ihre drei | |
| Lieblingsküchengeräte?“ zum Beispiel. Ich bin sicher, dass ich jeden | |
| Menschen mag, der das geniale Käsemesser auf einen der Plätze wählt, oder | |
| den Champagnerkühler oder diese erstaunliche Erfindung namens „Simmertopf“, | |
| ein Topf mit doppelter Wand, in deren Zwischenraum man Wasser gießen muss, | |
| und wenn man dann Milch für Kaffee erhitzt, kann man sie beim Seriengucken | |
| getrost vergessen, weil sie nicht überkocht. Außerdem kann man uralte, von | |
| greisen Verwandten geschenkte Herrenschokolade hineinwerfen und schmelzen. | |
| Wer allerdings „Küchenmaschine“ sagt, der hat bei mir gleich verkackt. | |
| Küchenmaschinen sind platzintensiver Wischi-Waschi-Quatsch, nichts Halbes | |
| und nichts Ganzes, die Sahne wird nicht richtig steif und der Teig nicht | |
| richtig blasenfrei. Auch bei Espressomaschinen, die mehr kosten als eine | |
| Kindergärtnerin in 50 Jahren Arbeitsleben verdient, mache ich direkt zu. | |
| Weitere interessante Fragen für die Rubrik wären: „Glatze oder Bauch?“ und | |
| „Der rote oder der schwarze Draht“? Ich habe beim Bombenentschärfen in | |
| Krimis drauf geachtet – es ist tatsächlich fast paritätisch, mal lässt der | |
| rote, mal der schwarze die Digitalanzeige bei 00:01 stoppen, das finde ich | |
| nicht besonders hilfreich! | |
| Bei einer interaktiven Medienaktion eines Unterhaltungsblättchens konnte | |
| man neulich dem Schauspieler Stellan Skarsgård („Thor“, „Nymphomania“)… | |
| im Chat Fragen stellen, und neben den üblichen („Would you hook me up with | |
| one of your sons?“) gefiel mir am besten die Frage einer Userin: „Can you | |
| freeze Hummus?“. Ich finde das gar nicht dumm gedacht. Stellan Skarsgård | |
| ist Schwede, er wird also selbstverständlich viel gekocht, und, um seiner | |
| berufstätigen Frau spät am Abend, wenn sie nach Hause kommt, etwas bieten | |
| zu können, öfter mal Reste eingefroren haben. Zudem hat er so viele Söhne, | |
| dass er eine gut aussehende Herren-Hallenfußballmannschaft aufmachen | |
| könnte. | |
| Und wo wir gerade bei Fußball und Ästhetik sind: In der U-Bahn las ich | |
| kürzlich den Aufruf einer Pharmafirma zu einer Probandenstudie. Neben dem | |
| Foto eines muskulösen, haarigen Männerbeins prangten die Worte: „Wir suchen | |
| gesunde Männer zwischen 30 und 45 Jahren mit dunkler Behaarung an den | |
| Oberschenkeln.“ Tja, was soll ich sagen? Wer nicht?! Mir fiele sogar eine | |
| angemessene Aufwandsentschädigung ein. | |
| 2 Jul 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Jenni Zylka | |
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