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# taz.de -- Die Wahrheit: Betrug will gelernt sein
> Wenn man schon etwas ergaunern will, dann sollte man sich nicht dämlicher
> als dämlich anstellen und die Videokameras überall bemerken.
Wer seinen Arbeitgeber übers Ohr hauen möchte, sollte gewisse
Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Zoe Hallam tat das nicht. Die 48-jährige
Polizistin aus Nottingham hatte im November 2011 einen Autounfall und war
ein Jahr lang krankgeschrieben. Danach schleppte sie sich am Stock zur
Arbeit und erklärte ihrem Chef, dass sie wegen ihres „schlimmen Rückens“
unmöglich länger als eine Viertelstunde Auto fahren oder am Computer sitzen
könne.
Ihre Kollegen wurden im Lauf der Zeit misstrauisch. Sie folgten ihr
heimlich in den Urlaub und filmten sie, wie sie stundenlang ein Wohnmobil
durch Frankreich fuhr und lange Ausflüge mit dem Rad oder Paddelboot
unternahm. Vor Gericht sagte sie, dass sie wisse, wie das Urlaubsvideo „auf
das nackte Auge“ wirke, aber das sei nicht die Realität. Der Richter sah
das anders und bestätigte ihre Entlassung. Ihr Mann, der sie auf der Reise
begleitet hatte, wurde vollständig entlastet. Er hatte von der ganzen Sache
nichts gewusst. Er ist Polizist in derselben Einheit, in der auch seine
Frau gearbeitet hatte.
Hallam ist durch die filmenden Kollegen aufgeflogen. Joy Taylor hingegen
ist durch eigene Blödheit entlarvt worden. Die 32-Jährige aus der
Grafschaft Durham hatte sich bei einem Autounfall verletzt und bezog 1.500
Pfund Pflegegeld im Monat. Sie kassierte das Geld weiter, als sie längst
wieder gesund war. Der Betrug wäre ihr schwer nachzuweisen gewesen, hätte
sie nicht selbst Filme und Fotos auf Facebook veröffentlicht, die sie bei
Raves und auf Achterbahnfahrten zeigten. Insgesamt ergaunerte sie 90.000
Pfund. Als sie geschnappt wurde, weil ein Beamter in der zuständigen
Behörde die Bilder auf Facebook entdeckt hatte, gab sie ihrer Mutter die
Schuld: Die habe das Pflegegeld kassiert. So wurden beide verurteilt.
Noch dämlicher stellte sich die Köchin Anita Quansah-Okoe an. Die
52-Jährige arbeitete in der Kantine des Lambeth College in Südlondon. Eines
Tages rutschte sie angeblich auf dem nassen Fußboden aus, verletzte sich an
der Schulter und verlangte 8.000 Pfund Schadenersatz. Dummerweise hatte
sie in all den Jahren nie die Überwachungskamera an der Decke bemerkt. Auf
dem Video war zur Belustigung der Geschworenen zu sehen, wie Quansah-Okoe
vorsichtig auf die Knie geht und sich dann langsam auf die Seite rollt. Das
Filmchen wäre selbst Arjen Robben, dem Schwalbenkönig des FC Bayern,
peinlich gewesen.
Quansah-Okoe hatte früher in der Küche des Londoner Oberhauses gearbeitet
und den Lords erlesene Speisen zubereitet. Daniel Lockyer, ihr Nachfolger,
der für die 80. Geburtstagsfeier Margaret Thatchers gekocht hatte, ist
ebenfalls mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Er wollte sich an einer
Nachttankstelle Tabak kaufen, aber weil er betrunken war, ließ ihn der
Tankwart nicht hinein. Daraufhin versuchte Lockyer, die Tankstelle
anzuzünden. Hätte er doch das House of Lords angezündet und der Baggage
Feuer unterm Hintern gemacht. Dann hätte sich die Gefängnisstrafe
wenigstens gelohnt.
18 Jul 2016
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
## TAGS
Dummheit
Irland
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Boris Johnson
Lebensmittel
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