# taz.de -- Trotz des Funds von Rostfässern: Inspektionen in Gorleben verweige… | |
> Der Betreiber des Zwischenlagers Gorleben klagt gegen eine Anordnung des | |
> niedersächsischen Umweltministeriums, den strahlenden Müll sicher zu | |
> lagern. | |
Bild: Unzureichende Bedingungen: Atommüll-Zwischenlager der GNS in Gorleben | |
Göttingen taz | Neuer Krach in Gorleben: Der Betreiber der beiden dortigen | |
Atommüllzwischenlager, die Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS), will | |
strengeren Vorgaben des niedersächsischen Umweltministeriums für die | |
Einlagerung schwach und mittelradioaktiver Abfälle nicht nachkommen. Gegen | |
eine entsprechende Anordnung des Ministeriums erhoben die GNS und ihre | |
örtliche Tochter Brennelement Lager Gorleben GmbH (BLG) Klage beim | |
Verwaltungsgericht Lüneburg. | |
Nach dem Fund angerosteter Fässer im sogenannten Abfalllager wies | |
Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) die GNS im Juni an, die technischen | |
Lagerbedingungen in der Halle zu verbessern. Konkret soll der Betreiber für | |
bessere klimatische Bedingungen sorgen sowie unverzüglich ein Überwachungs- | |
und Inspektionskonzept vorlegen, das eine Rundum-Sichtkontrolle aller | |
eingelagerten Behälter ermöglicht – bisher sind nur die ersten Reihen | |
einzusehen. Fässer dürfen dem Ministerium zufolge nur noch dann aus | |
Gorleben abtransportiert werden, wenn sie vorher umfassend untersucht | |
wurden. | |
## Rostige Fässer nicht untersucht | |
Schon unmittelbar nach Bekanntwerden der Rostbefunde im April hatte Wenzel | |
verfügt, dass die GNS bis Ende dieses Jahres eine hundertprozentige | |
Inspektion aller noch im Abfalllager befindlichen Fässer vorzunehmen hat. | |
Die schadhaften Fässer waren beim Bereitstellen für einen Weitertransport | |
nach Nordrhein-Westfalen entdeckt worden. | |
Bereits 2014 hatte das Ministerium nach einem Starkregen auf dem | |
Hallenboden des Zwischenlagers feuchte Stellen und an einigen Behältern | |
Farbabplatzungen festgestellt. Daraufhin wurde unter anderem das Schließen | |
von Lüftungsklappen veranlasst und die Überwachung der Raumluft verbessert. | |
Die jüngste Anordnung des Ministeriums sei „nicht gerechtfertigt“, sagte | |
GNS-Geschäftsführer Hannes Wimmer. Die Zwischenlagerung aller Abfallgebinde | |
erfolge streng nach den gesetzlichen Vorgaben sowie im Rahmen der | |
uneingeschränkt gültigen Genehmigung. Die vom Ministerium verfügten | |
Maßnahmen führten „in keiner Weise“ zu einer tatsächlichen Verbesserung … | |
Sicherheit, argumentiert Wimmer. Sie bedeuteten jedoch eine unnötige | |
zusätzliche Strahlenbelastung für das Betriebspersonal. Dies widerspreche | |
dem Minimierungsgebot im Strahlenschutz, „weswegen wir schon aufgrund der | |
Fürsorgepflicht für unsere Mitarbeiter dagegen vorgehen müssen“. | |
Wenzel sagte auf Anfrage, er habe kein Verständnis für das Vorgehen der | |
GNS, einer gerichtlichen Klärung der Sache sehe er aber gelassen entgegen. | |
Sicherheit und Vorsorge hätten Vorrang vor wirtschaftlichen Überlegungen | |
des Betreibers. | |
## Technische Bedingungen „unzureichend“ | |
Die Vorfälle aus der jüngsten Vergangenheit hätten gezeigt, dass die | |
technischen Bedingungen für die Lagerung in der Halle unzureichend seien. | |
Die GNS müsse endlich ein schlüssiges Überwachungs- und Inspektionskonzept | |
vorlegen. „Wir wollen Sicherheit nach dem neuesten Stand von Wissenschaft | |
und Technik“, sagte Wenzel. „Das können zum Beispiel der Einsatz von | |
Spezialkameras und die Bildung von Inspektionsgassen sein.“ | |
Bei Atomkraftgegnern stieß die Klage der GNS auf scharfe Kritik. Das | |
Unternehmen werbe für sich mit den drei Buchstaben als „gewissenhaft“, | |
„nachhaltig“ und „sicher“, spottet Wolfgang Ehmke von der Bürgerinitia… | |
(BI) Umweltschutz Lüchow-Dannenberg. Diese Eigenwerbung erweise nun als | |
Bumerang: Just in dem Moment, wo die Firma für mehr Sicherheit sorgen | |
könne, versage sie. Die GNS solle sich nicht hinter der möglichen | |
Strahlenbelastung von Mitarbeitern verschanzen, sagte Ehmke. Es sei „zu | |
durchsichtig“, dass sie nur das Geld für die Nachrüstung sparen wolle. „D… | |
G in GNS steht wohl eher für ‚geizig‘.“ | |
Die Sozial-ökologische Liste (Soli) Wendland erinnert daran, dass das | |
Umweltministerium selbst ein Jahr gebraucht habe, um ein taugliches | |
Überwachungsmanagement von der GNS zu fordern. Wenn der Betreiber jetzt | |
ausgerechnet mit dem Minimierungsgebot für die Strahlenbelastung ihrer | |
Mitarbeiter argumentiere, sei das zynisch. „So erleben wir die Atom-Firma | |
GNS seit langem“, sagte der Soli-Kreistagsabgeordnete Kurt Herzog. | |
„Gefahren werden schlicht geleugnet und eine zeitgemäße | |
Sicherheitsstrategie verweigert.“ | |
12 Jul 2016 | |
## AUTOREN | |
Reimar Paul | |
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