# taz.de -- Neuer Präsident der Philippinen: Pöbeln, schießen und ab jetzt r… | |
> Der umstrittene Rodrigo Duterte wird nun als Präsident vereidigt. Er | |
> droht mit Wild-West-Methoden und einem „revolutionären Regime“. | |
Bild: Duterte mit seiner Tochter Veronica bei der Stimmabgabe am 9. Mai 2016 | |
PEKING taz | Wenn Rodrigo Duterte an diesem Donnerstag als 16. Präsident | |
der Philippinen seinen Amtseid ablegt, wird unter den 600 geladenen Gästen | |
kein Journalist sein. Denn der im Mai mit großer Mehrheit gewählte | |
71-Jährige reagiert allergisch auf Medienvertreter, die ihm „impertinente | |
Fragen“ etwa nach seiner Gesundheit stellen könnten. Bis zum Ende seiner | |
sechsjährigen Amtszeit werde er daher keine Interviews geben, erklärte das | |
künftige Staatsoberhaupt bereits. | |
Ohnehin, so polterte Duterte, seien Journalisten oft korrupt und „müssten | |
sich nicht wundern, wenn sie ermordet würden“. So wie jener „Hurensohn“, | |
der einst negativ über den langjährigen Bürgermeister der | |
südphilippinischen Millionenstadt Davao berichtet hatte. Er wurde | |
erschossen, seine Mörder wurden nie gefasst. Die Philippinen galten schon | |
vor Duterte als nach dem Irak gefährlichstes Land für Journalisten. Daran | |
dürfte sich nichts ändern. | |
Dutertes Verbalattacken gegen Reporter sind kein einmaliger Ausrutscher. Er | |
ist als fluchendes Großmaul bekannt. Ob sexistische Sprüche über Frauen, | |
Beschimpfungen politischer Gegner oder Morddrohungen an Kriminelle – gegen | |
Dutertes Pöbeleien verblasst selbst Donald Trump. | |
Dass der künftige Präsident es nicht bei Sprüchen belässt, hat er in seinen | |
mehr als 20 Jahren in Davao bewiesen. Während seiner Amtszeit wurden dort | |
1.400 Menschen Opfer von Todesschwadronen, darunter viele mutmaßliche | |
Kleinkriminelle und Dealer. | |
## Rückenwind für Todesschwadrone | |
Eine Verbindung zwischen den Killerbanden und dem von ihm geführten Rathaus | |
hat Duterte nie wirklich bestritten. Der Jurist nimmt es mit Recht und | |
Gesetz nicht so genau. Nun will er seine Wildwestmethoden auf den gesamten | |
Archipel ausweiten. | |
Duterte hat versprochen die Philippinen binnen sechs Monaten von | |
Kriminalität und Korruption zu reinigen. Tausende würden sterben, kündigte | |
er an und versprach Zivilisten Belohnungen für die Beseitigung von | |
Drogenhändlern. Der Polizei will er Schießbefehl erteilen und die erst 2006 | |
abgeschaffte Todesstrafe wieder einführen. Trage das Parlament seine | |
Vorhaben nicht mit, werde er ein „revolutionäres Regime“ führen. | |
An seiner Seite weiß Duterte Freunde aus der Studien- und Schulzeit, die in | |
seinem Kabinett reichlich vertreten sind. Eine Person hingegen fehlt: die | |
getrennt und direkt zur Vizepräsidentin gewählte Leni Robredo sollte | |
traditionell einen Regierungsposten bekleiden. Doch Duterte ignoriert sie. | |
Zum einen, weil sie zum gegnerischen Lager gehört, zum anderen, weil sie | |
eine Frau ist. Die sind in Dutertes Weltbild entweder Sexobjekte oder | |
gehören an den Herd. Jetzt bestand der 71-Jährige auf getrennten | |
Vereidigungen. | |
## Scheut Konflikt mit der Kirche nicht | |
Dabei zeigt er auch progressive Politikansätze. So will er alle | |
Bergbaulizenzen überprüfen lassen, versucht die Friedensprozesse mit | |
verschiedenen Guerillagruppen wieder zu beleben und ist bereit, die | |
mächtige katholische Kirche mit dem Thema Familienplanung zu konfrontieren. | |
Er ist das, was man auf Englisch eine loose cannon nennt – eine | |
unberechenbare Waffe. Im besten Fall überlässt er die internationalen | |
Geschäfte und die florierende Wirtschaft Technokraten in seinem | |
Beraterstab. Ob die sich des drängendsten Problems, der landesweiten | |
Armut, annehmen, ist völlig offen. Duterte sollte gewarnt sein: Schon | |
zweimal haben sich die Philippiner in den letzten 30 Jahren vonuntragbar | |
gewordener Präsidenten getrennt. | |
30 Jun 2016 | |
## AUTOREN | |
Hilja Müller | |
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