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# taz.de -- Kommentar Wahl auf den Philippinen: Martialischer Rächer der klein…
> Die Wähler haben Rodrigo Duterte allen anderen Kandidaten vorgezogen. Das
> zeigt den traurigen Zustand des politischen Systems der Philippinen.
Bild: Die einzige Hoffnung vieler Menschen auf den Philippinen – leider: Rodr…
Seine Sprüche sind derbe, machohaft und selten mit den Menschenrechten
vereinbar. Seine Politik als langjähriger Bürgermeister der zweitgrößten
Stadt der Philippinen war teils jenseits des Gesetzes, zumindest wenn man
seinem selbst proklamierten Faible für Todesschwadrone und den Berichten
von Menschenrechtsorganisationen glaubt.
Hier liegt das eigentliche Problem: Dem jetzt zum Präsidenten gewählten
Rodrigo Duterte hat dies im Wahlkampf nicht nur nicht geschadet, sondern er
wurde auch schon vorher juristisch nicht dafür belangt. Denn die Justiz der
Philippinen schützt die arme Mehrheitsbevölkerung nicht. Sie ist ein
Instrument der Reichen und Mächtigen.
Wenn Duterte jetzt hartes Durchgreifen gegen Korruption und Verbrechen
verspricht, klingt das für viele erst einmal attraktiv, auch wenn seine
Methoden nicht unbedingt legal sind und er selbst schon über dem Gesetz zu
stehen scheint. Dutertes Sieg ist eine Protestwahl gegen die Oligarchie,
die das Land seit Jahrzehnten im Griff hat, aber seine Probleme nicht lösen
kann.
Unter dem scheidenden Präsidenten Benigno Aquino III. hat es zwar
wirtschaftliche Fortschritte gegeben, doch die große Mehrheit der
Bevölkerung hat kaum davon profitiert. Dutertes ungeschminktes Auftreten
als Rächer des kleinen Mannes, der sich von niemandem einschüchtern lässt,
kommt gut an. Er wirkt authentisch und damit glaubhaft.
Als Vertreter des Südens personifiziert er auch den Protest gegen die
Dominanz der Metropole Manila und ihrer Eliten. Dort hingegen ist er
besonders bei den Menschen in den Slums beliebt, die zuvor oft selbst aus
den Provinzen migriert sind. Sie stehen auf die von ihm propagierten
einfachen „Lösungen“. Vielleicht glauben sie nicht unbedingt daran, aber
sie sind gewillt, ihm eine Chance zu geben. Denn so wie bisher soll es
nicht weitergehen. Er ist ihre einzige Hoffnung.
Dutertes Wahl ist der Versuch, die Macht der alteingesessenen
Oligarchenclans in die Schranken zu weisen. Bisher konnten allenfalls
Schauspieler und Sportler diesen bei Wahlen Paroli bieten. Duterte ist
dagegen ein unkonventioneller Populist, für den sich selbst der exilierte
Gründer der maoistischen Kommunistischen Partei ausgesprochen hat.
Zweifellos ist er eine potenzielle Gefahr für Demokratie und
Menschenrechte. Doch dass die Menschen auf den Philippinen ihn allen
anderen Kandidaten vorzogen, zeigt genau den traurigen Zustand des
politischen Systems der Philippinen.
10 May 2016
## AUTOREN
Sven Hansen
## TAGS
Philippinen
Präsidentschaftswahl
Rodrigo Duterte
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