# taz.de -- Abgeordnetenhauswahl in Berlin: Senator gegen Senator | |
> Gleich vier Wahlkreis-Duelle von Polit-Promis wird es am 18. September | |
> geben. Selbst langjährige Beobachter können sich an eine solche Häufung | |
> nicht erinnern. | |
Bild: Verstehen sich: Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) und Justizsena… | |
Der Brachiosaurus im Naturkundemuseum wirkte etwas morbid und | |
ungewollt symbolisch für den aktuellen Sinkflug der CDU, aber die | |
beiden Männer vor der Saaltür störte das nicht in ihrer jovialen | |
Unterhaltung vor der Saaltür. Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) und | |
Thomas Heilmann (CDU), die Senatoren für Finanzen und Justiz, | |
hatten eine gute Zeit bei dem abendlichen CDU-Fraktionsfest in den | |
Museumsräumen. Dabei sind die beiden nicht nur in | |
unterschiedlichen Parteien – sie kämpfen bei der | |
Abgeordnetenhauswahl auch um denselben Parlamentssitz im | |
Wahlkreis Lankwitz. Es ist nicht das einzige Promi-Duell: Vier | |
solcher Paarungen gibt es am 18. September. Selbst langjährige | |
Wahl- und Parlamentsbeobachter können sich an eine solche Häufung | |
nicht erinnern. | |
So nett plaudernd wie die Duz-Kollegen Heilmann und Kollatz-Ahnen | |
geht es bei den Konkurrenten im Wahlkreis 1 in Mitte nicht zu. Da | |
kandidiert für die Grünen ihre Fraktionschefin und | |
Spitzenkandidatin Ramona Pop, während für die CDU deren | |
Parteichef und Spitzenkandidat Frank Henkel antritt. Zu viel trennt | |
die beiden, zu sehr hat sich die CDU auch schon über das | |
Vierer-Führungsquartett der Grünen lustig gemacht. | |
Pop mag darum auch keine Extra-Motivation in ihrem | |
Gegenkandidaten sehen. „In Mitte schlägt das Herz Berlins – das | |
motiviert mich“, sagt sie der taz, „Frank Henkel habe ich bislang noch | |
nie in Mitte angetroffen.“ Auch Henkel äußert sich wenig herzlich: | |
„Die grüne Kandidatin spielt für mich dabei keine Rolle, ich werde mich | |
auf unsere Positionen konzentrieren und darüber mit den Menschen | |
im Kiez und in der Stadt ins Gespräch kommen.“ | |
Dass die Langzeit-Parlamentarier Pop und Henkel, beide seit 2001 im | |
Abgeordnetenhaus, ein Mandat anstreben, erschließt sich. Aber | |
warum strebt Kollatz-Ahnen einen Parlamentssitz an, den er nicht | |
bräuchte, um nach der Wahl wieder Finanzsenator zu werden? Ein | |
klares Bekenntnis zu Berlin und zu seiner Partei solle das sei, heißt | |
es von Kollatz-Ahnen. Das Arbeitsverhältnis im Senat werde nicht | |
unter dem Duell mit Heilmann leiden: Man werde weiterhin einen | |
„sachlichen und konstruktiven Umgang miteinander pflegen“. | |
Dass sie im gleichen Wahlkreis antreten, will Heilmann übrigens erst | |
erfahren haben, als er schon von der CDU nominiert war. Bezeichnend | |
ist Heilmanns Antwort, warum er kandidiert: Mit Mandat könne er als | |
CDU-Kreisvorsitzender mehr bewegen als ohne – vom Senatorenamt | |
spricht Heilmann schon gar nicht mehr. Was angesichts von nur 18 | |
Prozent für die CDU in der jüngsten Wahlumfrage viel Realitätsnähe | |
beweist. | |
Im Wahlkreis 2 gibt es neben der Paarung Pop-Henkel das nächste | |
Promi-Duell, eines unter dem Stichwort „Ex“: Jan Stöß, bis vor sechs | |
Wochen noch Landeschef der SPD, trifft auf Exsenatorin Carola | |
Bluhm von der Linkspartei. Es ist Stöß erste Kandidatur fürs | |
Abgeordnetenhaus, während Bluhm den Wahlkreis schon mehrfach | |
gewonnen hat. Sie freue sich auf eine pointierte | |
Auseinandersetzung mit Stöß, sagte sie der taz, „auch wenn die | |
Spannung jetzt, da er nicht mehr Parteichef ist, raus ist.“ Stöß | |
wiederum meint: „Für mich spielt es keine große Rolle, wer meine | |
Gegenkandidatin ist.“ | |
Prognosen sind gerade im Bezirk Mitte schwierig, weil sich die | |
Wählerschaft dort durch viele Zu- und Wegzüge stärker als anderswo | |
verändert hat und außerdem aus sechs Wahlkreisen sieben geworden | |
sind. Das Online-Portal election.de wagt jüngst trotzdem eine, bei der | |
Bluhm knapp vorne lag. | |
Knapp wird die Sache auch beim vierten Promi-Duell, dieses mal in der | |
Kategorie aktueller Senator versus Exsenator. SPD-Mann | |
Andreas Geisel, der 2011 noch für die | |
Bezirksververordnetenversammlung kandidierte und nach der Wahl | |
Bezirksbürgermeister wurde, versucht Harald Wolf von der | |
Linkspartei den Wahlkreis 6 in Lichtenberg streitig zu machen. Den | |
hat Wolf die vergangenen beiden Male gewonnen, zuletzt aber nur mit | |
zwei Prozentpunkten Vorsprung vor einem eher unbekannten SPDler. | |
In Lichtenberg hatte es Gerede gegeben, Geisel habe sich mit | |
Grünen-Fraktionschefin Antje Kapek abgesprochen, nicht im gleichen | |
Wahlkreis anzutreten, um bessere Chancen gegen die Linkspartei zu | |
haben. Grundlage dafür war eine entsprechend interpretierte SMS von | |
Kapek an einen Journalisten, in der angeblich von einem „agreement“ | |
zwischen ihr und Geisel die Rede war. Beide bestritten die Absprache. | |
12 Jun 2016 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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