Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kommunistischer Rapsong aus China: Marx ist eine scharfe Bitch
> Arschcooler Hiphop und Strubbelfetisch: In China geht ein Marx-Rap steil.
> Deutsche ESC-Verantwortliche könnten davon viel lernen.
Bild: Alter, was geht? Standbild aus dem Video
Beim Kopieren macht den Chinesen bekanntlich so schnell keiner was vor.
Während das deutsche blaue Fräuleinwunder Jamie-Lee als Mangamädchen
durchgehen wollte, sich zu diesem Behufe die Reste einer explodierten
Plastikspielzeugfabrik auf den Kopf setzte und jämmerlich damit scheiterte,
haben die Chinesen zum Gegenschlag ausgeholt und sich mal einen wirklich
coolen Deutschen zur Brust genommen.
Groovy Karl Marx nämlich, den Mann mit dem Bart, der selbst den
zauseligsten Ayatollah noch in Minderwertigkeitskomplexe getrieben hätte.
Marx hat ja bekanntlich einst so heißen Scheiß wie „Das Kapital“ und „D…
kommunistische Manifest“ gesampled, und wie es so ist mit den großen Hits:
Eines Tages schlägt die Stunde des Remixes.
Den hat nun ein mongolischer Sender des chinesischen Staatsfernsehens
produziert. So schöne Sachen kann man nämlich aus Zwangsgebühren machen,
nicht immer nur Hitparaden der Volksmusik, ESC und „Be Deutsch“. Nehmt das,
Ihr GEZ-Hysteriker!
Im zugehörigen, [1][atemberaubend bunten und psychedelischen Videoclip]
rappt ein arschcooler Hiphopper über seine megascharfe Bitch Karl Marx,
während die ihn umtänzelnden Hupfdohlen in den höchsten Tönen sehr
ohrwurmverdächtig versichern, dessen Kampf für eine bessere Welt niemals
aufzugeben.
Klar, dass bei diesem Idol trotz des praktisch gleichlautenden Namens
selbst Bruno Mars nicht mithalten kann, wie das Lied ausführt, schließlich
habe Marx quasi den Sexappeal der Venus. Zumindest die Strubbelfetischszene
wird da sicherlich eifrig nicken.
## „Marx ist ein Post-Neunziger“
Ansonsten orientiert sich der Songtext eher an der Vorlage eines anderen
großen deutschen Philosophen und Ökonomieexperten, nämlich an Diether Dehms
für den zweitpopulärsten Vollbart des Landes, Klaus Lage, getextetem „1000
Mal berührt“. So berichtet der Sänger in dem chinesischen Stück davon, wie
er als Student Marx kennen lernte, weil das halt Pflicht war, wenn man das
Examen haben wollte. Aber es hat nicht geknistert zwischen den beiden, und
nach der Prüfung legte er das Buch weg und dachte, er sei fertig mit dem
alten Mann.
Doch dann hat er doch noch mal reingeschaut – und es hat Zoom gemacht:
„Eines Tages entdeckte ich, wie überwältigend er ist“, und schließlich:
„Ich lese keine Magazine mehr, ich lese Marx.“ Denn „Marx ist ein
Post-Neunziger“, wie der Songtitel lautet, und Post-Neunziger sind im
Chinesischen das, was im Englischen Millennials sind, Digital Natives also.
Weshalb das im übrigen atemberaubend bunte Stück auch auf der chinesischen
Youtube-Version Youku veröffentlicht worden ist und dort nun viral geht.
Yeah!
Der Song ist übrigens eigens produziert worden, um dem Wunsch von Chinas
Präsident Xi Jinping gerechtzuwerden, dass die Chinesen sich wieder stärker
mit dem Marxismus beschäftigen sollen. Die Autorin des Liedes, Zhuo Sina,
hofft, dass die Studierenden des Landes dadurch wieder stärker motiviert
werden, Marx zu lesen.
Wenn das Sarah Wagenknecht noch erleben dürfte! Mal sehen, ob die ARD auf
den Trend aufspringt und nächstes Jahr Bushido zum ESC schickt – mit dem
künftigen Superhit „Goethe ist ein heißer Feger“.
27 May 2016
## LINKS
[1] http://v.youku.com/v_show/id_XMTUzOTQ5OTc3Ng==.html?from=s1.8-1-1.2#paction
## AUTOREN
Heiko Werning
## TAGS
Karl Marx
China
Marxismus
Karl Marx
Volksmusik
HipHop
Karl Marx
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kommentar 150 Jahre „Das Kapital“: Eine Qual? Nein, ein Epos
Obwohl der Stil so sperrig ist, übt Marx’ Hauptwerk einen ungeheuren Sog
aus. Es ist bis heute ein Bestseller. Seine Analyse ist immer noch aktuell.
Neue Volksmusik von Kofelgschroa: Raus aus dem Rustikalen
In Oberammergau gibt es Passionsspiele, aber auch die Hausbesetzer-Band
Kofelgschroa. Mit ihrem Album „Baaz“ geht sie auf Tour.
Brasilianischer Rapper Emicida: Erlösung statt Rache
Emicida, bedeutendste Stimme des brasilianischen Rap, liefert mit dem Album
„About Kids, Hips, Nightmares and Homework …“ einen Akt der Befreiung.
Marx-Engels-Gesamtausgabe: MEGA2 im Netz
Die Zukunft der editorisch vorbildlichen Gesamtausgabe ist gesichert. 35
Bände werden online erscheinen – und zwar mit offenem Zugang.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.