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# taz.de -- Das Boot zur Berlin-Biennale: Oh Schreck, die Kunst kommt
> Ein Ausstellungsort der am Samstag offiziell beginnenden Berlin-Biennale
> ist ein Zombie-Schiff auf der Spree – was zu interessanten Begegnungen
> führen dürfte.
Bild: Hat schon bessere Tage gesehen: Gallionsfigur des Berlin-Biennale-Fahrgas…
Ein Kalauer zu Beginn muss erlaubt sein, schließlich handelt es sich beim
Folgenden um Kunst. Also: Die Figuren an der Reling dieses Ausflugschiffes
auf der Spree müssen sich über irgendwas schwarz geärgert haben. Offen ist
nur, über was.
Jedenfalls sehen sie reichlich verkohlt aus, letztlich nicht anders, wie
man sich Zombies gemeinhin vorstellt. Und sie sind nur die Empfangspersonen
für die kleine Prise Horror, die die Besucher der am heutigen Samstag
eröffnenden Berlin-Biennale auf dem Schiff erwartet. Auf Deck ist der
Kunstrasen angesengt, Knochenreste von Menschen ragen einem entgegen,
Ratten sind die letzten Überlebenden; unter Deck läuft ein Video, das
bisweilen an Michael Jacksons „Thriller“ erinnert. Immerhin: ein paar
leuchtend bunte Plastikblumen heitern das düstere Szenario auf.
Die beiden Künstler Korakrit Arunanondchai und Alex Gvojic haben das
Fahrgastschiff der Reederei Riedel mit dem banalen Namen Blue-Star so
verunstaltet. Damit soll nicht nur über den (Welt-)Untergang sinniert
werden, über Tod und Niedergang, sondern auch über Wiedergeburt und
Neuanfang. Tatsächlich fällt vor allem die Düsternis auf, zumindest von
außen besehen. Und darum geht es ja wohl auch.
Im Rahmen der dreimonatigen Kunstschau können Besucher ab dem heutigen
Samstag dreimal täglich von der Anlegestelle Märkisches Ufer zum Haus der
Kulturen der Welt und zurück fahren – auf einer Route also, auf der auch
die meisten anderen Touristenboote unterwegs sind, die im Sommer im
Minutentakt auf der Spree kreuzen. Touristen treffen auf Kunstfans treffen
auf Zombies. Quasi Berliner Alltag also.
Und natürlich können letztlich die Zombies ein Spiegelbild beider Arten
Berlin-Besucher sein: der Arty-People und der einfachen Bier-Bike-Touris.
Beide sind sich in ihrer Extremform so fern, so fremd, wie Untote und
Lebendige, beide können ihn ihrem Auftreten für beides gehalten werden.
Irgendwie auch erschreckend.
Kapitän Illya Petruk, der das Schiff steuern wird, freut sich jedenfalls
auf das Experiment, findet das Interieur „spannend“ und hofft auf
„interessante Begegnungen“, wie er vor der ersten Tour sagte. Netterweise
kann, wer will, auch die Perspektive wechseln: Für das temporäre Kunstboot
kann auch jeder Normaltourist ein Ticket kaufen, ganz ohne für die Biennale
Eintritt zahlen zu müssen.
3 Jun 2016
## AUTOREN
Bert Schulz
## TAGS
Biennale
Kunst
Schiff
Zombies
Berlin Biennale
Kunst
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