# taz.de -- Kolumne Berliner Galerien: Wohin mit der Kunst? | |
> Kolumnistin Jana J. Bach empfiehlt Malerei bei GNYP, Videokunst in der | |
> ACUD Gallery und Architekturaufnahmen im DAZ | |
Bild: Verloren im Nebel – Filmstill aus Henning Fehr & Philipp Rühr „Polyr… | |
Vorzüglich ist der Titel der Ausstellung bei [1][GNYP] gewählt: Onnagata. | |
So werden in Japan männliche Kabuki-Darsteller genannt, die weibliche | |
Rollen spielen. Wie bei einem Puzzle schmiegen sich in Kour Pours Bildern | |
Farbelemente aneinander. Knapp ein Jahr arbeitete der 28-jährige Brite mit | |
iranischen Wurzeln in einem nahezu rituellen Prozess an den acht | |
Großformaten. | |
Van Gogh, Gauguin und Degas adaptierten Charakteristiken des japanischen | |
Druckverfahrens Ukiyo-e. Ebendieses nutzte Kour Pour für seine „Tectonic | |
paintings“. Als Formvorlage nahm er sich hingegen geologische Karten, die | |
Veränderungen durch Vulkane und Erdbeben verzeichneten. | |
Wie schon bei seiner vorherigen Serie, den „persischen Teppichen“, | |
offenbaren sich westliche und östliche Kultur, aber vor allem das Fragile | |
an Identitäten (bis 25. 6., Knesebeckstr. 96, Do.–Fr. 11–18 Uhr, Sa. 12–… | |
Uhr). | |
## Provinz-Roadmovie | |
Die Schalen sind mit Kakadus und Früchten bemalt, hinter einem Kanapee | |
stellt der Mann seinen Spiegelklotz ab. Ein andermal trägt er ihn über | |
einen Parkplatz. Bei einem Halt klopft er einem Pferd den Hintern. | |
Wie und wo Kunst platzieren? – In ihrem 93-minütigen Roadmovie „My Language | |
is an Unpaved Road“ führt Henning Fehr und Philipp Rühr ihr Suchen bis tief | |
in die Provinz. Etwa ins Städtchen Bentonville in Arkansas, wo Alice | |
Walton, die milliardenschwere Erbin des Walmart-Konzerns, das Museum | |
Crystal Bridge gründete. | |
Nicht immer ist klar, ob die Künstler sich gerade selbst darstellen oder | |
eine Rolle, etwa die des Museumsdirektors. Auch bei den drei anderen | |
Videos, die [2][ACUD Gallery] zeigt, irritiert das Duo mit einem Entwerfen | |
zwischen den Zeilen, Tonspuren, und Genres – und rührt ganz plötzlich (bis | |
3. 7., Veteranenstr. 21, Do.–Sa. 13–18 Uhr). | |
## Architektur im Doppelpack | |
Eindeutig Standbilder – bis sich die Deutschlandfahne im Wind bewegt. | |
Daniel Young und Christian Giroux fotografierten 2013 jedes in Berlin | |
errichtete Gebäude. In ihrer Zweikanal-Videoinstallation „Berlin | |
2013/1983“, so heißt auch die Schau im [3][DAZ], stellen sie aus diesen | |
beiden Jahren vergleichbare Bauten vor. | |
Zwei Stunden lang reihen sich Büro- und Wohnkomplexe, Datschen, Eigenheime | |
und Industriehallen tonlos aneinander. Wie einem kleinen Papier an der Wand | |
zu entnehmen ist, sind die Kanadier von einem Stadtrand zum nächsten in | |
Serpentinensteigung vorangeschritten. | |
Es ist ein ziemlich interessanter Blick auf die coolste unter den deutschen | |
Städten, die, wenn dann das gefühlte 100. Einfamilienhaus im Doppelpack | |
seinen Auftritt hat, nur noch so unsäglich daherkommt wie jede andere (bis | |
16. 9., Köpenicker Str. 48/49, Mi.–So. 14–19 Uhr). | |
Dieser Text erscheint im taz.plan. Mehr Kultur für Berlin und Brandenburg | |
immer donnerstags in der Printausgabe der taz | |
1 Jun 2016 | |
## LINKS | |
[1] http://www.martagnyp.com/ | |
[2] http://acudmachtneu.de/ | |
[3] http://www.daz.de | |
## AUTOREN | |
Jana Janika Bach | |
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