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# taz.de -- AfD-Veranstaltung in München: Jubelrunde für Petry
> Nach dem Gerichtsbeschluss spricht Frauke Petry im Münchner Hofbräukeller
> und kostet diese Genugtuung aus. Eine Frage bringt sie ins Rudern.
Bild: Setzt Integration mit Assimilierung gleich: Frauke Petry
MÜNCHEN taz | Es ist ein Triumph, den Frauke Petry am Freitagabend im
Münchner Hofbräukeller feiert. Unter den Klängen des bayerischen
Defiliermarsches und dem Geschwenke einer blau-weißen Rautenfahne schreitet
die AfD-Bundesvorsitzende durch den Rittersaal zur Bühne. Vierhundert Leute
im Saal klatschen dazu im Takt, klettern zum Teil auf die Stühle, um ihre
Frontfrau besser zu sehen.
Genugtuung, dass die AfD nun doch hier ihre Veranstaltung abhalten darf,
liegt in der Luft. [1][Seine Absage für den Auftritt der AfD-Chefin Petry
hatte der Wirt Ricky Steinberg zurücknehmen müssen]. So hatte es am
Donnerstag das Münchner Landgericht entschieden – und damit der AfD Recht
gegeben. Den beiden Anwälten, die das Urteil erkämpft haben, spendet das
Publikum einen Extra-Applaus. Petry erklärt, den medialen und gerichtlichen
Wirbel vorab habe sie nicht erahnen können, er nütze aber der Partei. Und:
„Wir sind im Hofbräukeller, weil es hier Platz gibt, und nicht weil
irgendwer hier mal gesprochen hat“, betont sie. Eine Anspielung auf einen
Irgendwer namens Auftritt Adolf Hitlers.
Nur hundert Meter Luftlinie von hier liegt der Bayerische Landtag. Da will
die AfD in zweieinhalb Jahren hinein. Denn die bayerischen Löwen Seehofer
und Söder brüllten nur, „um dann als Bettvorleger in Berlin zu landen“,
ruft Petry. Brandender Applaus.
Von draußen dringen leise Trillerpfeifen und Protestmusik der
Gegendemonstranten herein. Die Befürchtung der Polizei, AfD-Sympathisanten
und ihre Gegner könnten zusammenstoßen, bleibt aus. Auf die 70
Gegendemonstranten kommen 120 Einsatzbeamte. Von den 20 angekündigten
Pegida-Demonstranten sind am Nachmittag fünf gekommen. Der strömende Regen
tut das Seine dazu.
## „Wahnsinn“ und „Vaterland“
Drinnen stellt Petry das Parteiprogramm vor, das jüngst auf dem
AfD-Parteitag in Stuttgart beschlossen wurde und beweisen soll, „dass keine
Ein-Themen-Partei sind“. Also redet sie vom Wahnsinn des
Euro-Rettungsschirm, vom national-souveränen Vaterland, davon, das
EU-Parlament abzuschaffen, von der „Bargeld lacht“- Kampagne der AfD, vom
„angeblichen Klimawandel.“ Echte Konzepte sind wie immer wenig dabei, dafür
viel Kritik an „links-grünen Utopien, dass wir alle gleich sind.“ Wieder
frenetischer Beifall. Aber Petry ist noch lange nicht fertig, da sind die
meisten Maßkrüge schon leer, und auf manchen Gesichtern zeichnet sich
Ungeduld ab.
Denn das große Thema der Partei, der Islam und die Flüchtlinge, lässt sie
bei ihrer Rede betont außen vor – wohl wissend, dass viele der Gekommenen
sie genau darüber reden hören wollen.
So ist es bei der anschließenden Fragestunde – bei der sich die Gäste vor
Petry in einer langen Schlange anstellen – als bräche ein Damm. Eine Frage
nach der anderen bezieht sich ausschließlich auf dieses Thema. Als mehrere
Gäste dem Islam absprechen, eine Religion zu sein und ihn als
menschenfeindlicher Ideologie bezeichnen, widerspricht sie nicht. Sie nickt
und redet von der Inkompetenz muslimischer Schächter und davon, dass
schlecht integrierte Muslime die seien, die mehr Kinder bekämen als die
Deutschen und erklärt für „konsequent und fortschrittlich“, sich gegen
Minarette und Muezzin zu wehren. Dabei gibt sie sich betont ruhig.
## Fassade hält nicht
Einmal fällt diese Fassade ab. Es ist der eigentlich spannendste Moment des
Abends. Ein junger Mann mit Migrationshintergrund wagt sich unter die
Fragenden: Ob Petry es auch – so wie eine Baden-Württembergische
AfD-Abgeordnete – als Angriff auf ihre Partei verstehe, dass nun mit der
Grünen Muhterem Aras erstmals eine Muslima eine Landtagspräsidentin sei.
Eigentlich habe sie sich doch perfekt integriert. Petry weicht aus, sagt,
Aras müsse den Muslimen hier eben klar machen, dass Integration nur mit
Assimilierung funktioniere.
Als der junge Mann nachhakt, kommen aggressive Protestrufe aus dem Saal,
Petrys Gesicht wird hart, mit metallischer Stimme bricht sie den Dialog ab:
„Sie haben meine Antwort bekommen!“, ruft sie. Um eine inhaltliche
Auseinandersetzung geht es diesem Abend klar nicht.
14 May 2016
## LINKS
[1] /Gerichtsbeschluss-in-Muenchen/!5304132
## AUTOREN
margarete moulin
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