| # taz.de -- Freihandel zwischen EU und Mexiko: Abkommen à la TTIP | |
| > Mehr Handel und mehr Investitionen: Mittelamerika und Europa wollen einen | |
| > neuen Vertrag nach Vorbild des geplanten TTIP-Abkommens. | |
| Bild: Mal sehen, wie wild der Widerstand diesmal wird: TTIP-Proteste von Greenp… | |
| BERLIN taz | Mehr Handel, mehr Investitionen, mehr politische | |
| Zusammenarbeit: In Brüssel trafen sich am Montag EU-Handelskommissarin | |
| Cecilia Malmström und ihr mexikanischer Amtskollege Ildefonso Guajardo zum | |
| Auftakt der Verhandlungen über die Erneuerung des gemeinsamen | |
| Globalabkommens. In der vergangenen Woche hatten bereits die | |
| EU-Außenminister grünes Licht für die Modifizierung des Vertrags gegeben, | |
| der seit 2000 in Kraft ist. | |
| Geplant ist eine erhebliche Ausweitung des Warenaustauschs in den Bereichen | |
| Landwirtschaft, Dienstleistungen sowie auf dem Elektronikmarkt. Das | |
| bisherige Abkommen müsse, so Guajardo, „modernisiert, vertieft und | |
| ausgeweitet werden, um viele zu restriktiv gehandhabte Geschäftsfelder zu | |
| liberalisieren“. Nach dem Vorbild des geplanten TTIP-Abkommens mit den USA | |
| sollen weitere Handelsschranken fallen, ergänzte Malmström. | |
| „Mexiko ist für uns ein strategischer Schlüsselpartner“, sagte | |
| EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini – und verwies auf die große | |
| Bedeutung des Landes für Europa: „Mehr als 40 Prozent der ausländischen | |
| Direktinvestitionen in Mexiko kommen aus der EU, und wir wollen das noch | |
| steigern.“ | |
| Seit Abschluss des Vertrags hat sich der Warenaustausch mit 2015 insgesamt | |
| mehr als 54 Milliarden Euro Im- und Exporten mehr als verdreifacht. Allein | |
| Deutschland verkaufte Waren im Wert von 10 Milliarden Euro an die | |
| Mittelamerikaner. Die EU ist für Mexiko nach den USA inzwischen | |
| zweitwichtigster Wirtschaftspartner. | |
| ## „Schiedsgericht durch die Hintertür“ | |
| Die genauen Verhandlungsrichtlinien liegen unter Verschluss. Doch eine | |
| aktuelle Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der | |
| Grünen-Bundestagsfraktion legt nahe, dass Aspekte festgeschrieben werden, | |
| die derzeit in den Debatten um das TTIP-Abkommen der EU mit den USA für | |
| einigen Zündstoff sorgen. | |
| So soll ein „Investitionsgericht zur Beilegung von | |
| Investitionsstreitigkeiten“ etabliert werden – ein „Schiedsgericht durch | |
| die Hintertür“, wie der Grünen-Abgeordnete Uwe Kekeritz befürchtet: „So | |
| können US-Unternehmen – und alle anderen Unternehmen, die eine | |
| Niederlassung in Mexiko haben – auch ohne TTIP in Europa flächendeckend vor | |
| privaten Schiedsgerichten klagen.“ | |
| Fraglich bleibt, ob im neuen Vertrag effektive Maßnahmen gegen Geldwäsche, | |
| international organisierte Steuerhinterziehung und illegale Finanzströme | |
| festgelegt werden. Der Entwurf enthalte „Kooperationsverpflichtungen, unter | |
| anderem zur Drogenbekämpfung, zu öffentlicher Sicherheit, zu | |
| transnationaler organisierter Kriminalität und zur Korruptionsbekämpfung“, | |
| informiert die deutsche Regierung. | |
| ## Untauglich Menschenrechtsklausel | |
| Doch ob solche Vorgaben in einem Land viel taugen, in dem Kriminelle, | |
| Behörden, Politiker und Wirtschaftsvertreter oft zusammenarbeiten, ist | |
| zweifelhaft. Trotz zahlreicher gesetzlicher Maßnahmen sei der illegale | |
| Kapitalfluss von und nach Mexiko nicht zurückgegangen, sondern noch | |
| angestiegen, resümiert eine im April veröffentlichte EU-Studie. Ein | |
| Haupthindernis dafür sei die fehlende Durchsetzung geltenden Rechts. | |
| Zivilgesellschaftliche Gruppen kritisieren schon lange, dass die bereits im | |
| ersten Abkommen festgeschriebene Menschenrechtsklausel untauglich sei, da | |
| eine Missachtung keine Konsequenzen nach sich zöge. Wie eine weitere | |
| Antwort auf eine Anfrage an die Bundesregierung nahelegt, die von der | |
| Linkspartei gestellt wurde, ist auch im neuen Vertrag keine verbindlichere | |
| Vorgabe vorgesehen. | |
| Nach dem Angriff von Polizisten und Kriminellen auf Studenten 2014, bei dem | |
| 43 Männer verschleppt und 6 Personen getötet wurden, forderten mexikanische | |
| Menschenrechtsgruppen sowie linke und grüne Parlamentarier Zurückhaltung. | |
| Die Verhandlungen dürften nicht aufgenommen werden, bevor das Vertrauen der | |
| Bevölkerung in die Regierung beim Thema Menschenrechte wieder hergestellt | |
| sei. Davon kann bislang nicht die Rede sein. | |
| 30 May 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Wolf-Dieter Vogel | |
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