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# taz.de -- Flugzeugunglück im Mittelmeer: Absturz auf dem Weg nach Kairo
> Eine Maschine der EgyptAir mit 66 Menschen an Bord verunglückt auf dem
> Weg von Paris nach Kairo. Die Ursache ist noch unklar.
Bild: Ein Flugzeug der EgyptAir nach der Landung in Paris
Paris taz | Eine Maschine vom Typ Airbus A320 der EgyptAir ist am
Donnerstag früh um 2.30 Uhr auf dem Flug von Paris nach Kairo in der Nähe
der griechischen Insel Karpathos abgestürzt. Das Flugzeug mit 56
Passagieren, sieben Besatzungsmitgliedern und drei Sicherheitsbeamten an
Bord war kurz nach 23 Uhr vom französischen Flughafen Roissy-Charles de
Gaulle gestartet. Das Wetter war auf der ganzen Strecke einwandfrei, der
Flug dauert normalerweise rund viereinhalb Stunden.
Bevor die Maschine den griechischen Luftraum verließ, meldete sich der
Pilot bei der Bodenkontrolle und bedankte sich angeblich gutgelaunt auf
Griechisch mit einem „Efkaristo“. Beim Piloten und auch beim Kopiloten
handelte es sich um erfahrene Crewmitglieder. Der Airbus hatte erst 48.000
Flugstunden, was laut Experten weniger als die Hälfte der gesamten
Einsatzdauer beträgt.
Das Flugzeug war bereits im ägyptischen Luftraum, als es plötzlich vom
Radar verschwand. Die Bodenkontrolle empfing danach noch ein automatisches
Kennungssignal. Anders als zuerst behauptet habe die Besatzung keinen
Notruf ausgesandt oder technische Probleme gemeldet, hieß es aus Kairo.
Stunden später informierte das griechische Verteidigungsministerium,
gestützt auf Überwachungsdaten, die Maschine sei aus einer Höhe von 22.000
Fuß ins Meer gestürzt, habe dabei zuerst abrupt um 90 Grad nach links
abgedreht und danach eine totale Drehung um 360 Grad nach rechts vollzogen.
Wrackteile seien inzwischen südlich von Kreta entdeckt worden.
## Furcht vor Terror
Sofort wurden von Ägypten und Griechenland Schiffe, Flugzeuge und
Helikopter in das Gebiet der mutmaßlichen Absturzstelle entsandt. Von
Stunde zu Stunde sank aber die schwache Hoffnung, an der vermuteten
Absturzstelle im Mittelmeer eventuell Überlebende zu finden. Hingegen wuchs
angesichts der rasch zirkulierenden Informationen und Gerüchte die
Befürchtung, dass ein Terrorakt die Ursache der Katastrophe sein könnte.
Sowohl Frankreich als auch die ägyptische Staatsführung sind im Kampf gegen
islamistische Terrorgruppen im Nahen Osten engagiert und stehen auf der
Liste der Feinde von Organisationen wie Islamischer Staat oder al-Qaida
ganz oben. Ein Flug von Paris nach Kairo würde aus Sicht solcher
Dschihadisten zweifellos ein Ziel darstellen. Der Kapitän eines Frachters
hatte zudem gemeldet, er habe den Feuerball einer Explosion am Himmel
gesehen.
Ägyptische wie französische Behörden und Regierungsvertreter dementierten
diese Spekulationen nicht, wiederholten aber mehrfach dieselbe
Formulierung: Alle Hypothesen müssten ins Auge gefasst werden, ohne dass
eine speziell im Vordergrund stehe. Der ägyptische Luftfahrtminister Chérif
Fathy sagte bei einer Pressekonferenz in Kairo, er könne „weder einen
Terrorakt noch ein technisches Problem“ als Ursache ausschließen. Die
terroristische Hypothese erscheine ihm aber wahrscheinlicher, räumte er
ein.
Selbstverständlich kamen sofort Fragen zur Verlässlichkeit der
Sicherheitsvorkehrungen – namentlich der Personen- und Gepäckkontrollen –
nicht nur auf dem Flughafen Roissy, sondern auch in Ägypten, Eritrea und
Tunesien auf. Von dort war das Flugzeug am selben Tag bereits mit
Passagieren gestartet. Kurz vor dem Beginn der Fußballeuropameisterschaft
in Frankreich am 10. Juni sind diese Fragen nach der Sicherheit besonders
aktuell.
Die für die Terrorbekämpfung zuständigen Nachrichtendienste des Landes
hatten vor wenigen Tagen einer Gruppe französischer Journalisten ohne
Details erklärt, Kenntnis von Attentatsprojekten zu haben. Seit den
Anschlägen vom 13. November 2015 lebt Frankreich aber ohnehin in Angst vor
neuen Terroraktionen. Allein im November und Dezember wurde wegen
verschärfter Kontrollen und stichhaltiger Verdachtsmomente 70 bisher auf
dem Flughafengelände beschäftigten Personen der Ausweis für den Zugang zu
sicherheitsrelevanten Zonen entzogen. Es war nur Zufall, dass gerade am
gestrigen Donnerstag die Notstandsgesetze um weitere zwei Monate verlängert
wurden.
19 May 2016
## AUTOREN
Rudolf Balmer
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Schwerpunkt Frankreich
Ägypten
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