# taz.de -- Neues Werbevideo für Dortmund: Doartmund Ciddey | |
> Drei Künstler zeigen, wofür Dortmund gut ist: Baustellen, Schwarzwälder | |
> Kirschtorte und Kronen-Bier. Die Hymne ist eine subversive Kampfansage. | |
Bild: „Wir leben hier“: Sängerin Jo Marie vor schicker Stadtkulisse | |
Berlin taz | Ich war noch nie in Dortmund. Aber Dortmund überrascht. Mich. | |
Am Wochenende soll es auf dem Stadtfest „Dortbunt“ zu einer Premiere | |
kommen. Im Rahmen der städtischen Imagekampagne „Dortmund überrascht. Dich�… | |
sind die „einheimischen Künstler“ Der Wolf & Rich Boogie feat. Jo Marie | |
angekündigt. Sie werden eine neue Hymne auf die Stadt aufführen: „Dortmund | |
zweipunktnull“. [1][Ein Vorab-Video] wurde nun geleakt. | |
[2][Jo Marie] „startet musikalisch gerade durch“, sagt BILD. Die 19-jährige | |
Lünenerin wurde durch ihre [3][A-cappella-Hymne auf den BVB „Leuchte auf | |
mein Stern“] berühmt. In dem neuen Stadtschlager singt [4][Dortmunds Helene | |
Fischer] nun: „Einst ging es nur um Stahl und Bier. Doch jetzt nicht mehr. | |
Wir leben hier. In Dortmund.“ | |
„Dortmund zweipunktnull“, antwortet der Lüdinghausener Rapper Der Wolf voll | |
modern. „Dortmund Ciddey. Dortmund Ciddey“ antwortet der Ghanaer Rapper | |
Rich Boogie voll englisch. Aber auch Jo Marie zeigt, dass sie nicht nur | |
blonde Stadienhymnen, sondern auch echten Streetstyle kann. Wer sie einmal | |
„Doartmund“ und „Doartmund Ciddey“ hat singen hören, wird sofort nach | |
Dortmund-Nordstadt reisen wollen. | |
Den krassesten Auftritt in dieser Hymne hat Der Wolf: Er lobt die | |
technologische Innovationsleistung Dortmunds, betont aber, dass trotz | |
dieses Wandels „unsere Traditionen“ gewahrt werden. Man sieht ihn dabei vor | |
einem Café sitzen und Schwarzwälder Kirschtorte essen: „Die offene | |
Mentalität, die Ehrlichkeit, die Herzlichkeit, die | |
Butter-bei-e-Fische-Attitüde find ich herbe tight“. | |
Rich Boogie, der das schöne „Doartmund Ciddey“ beisteuern durfte, weist | |
aber auch auf Probleme der Stadt hin. Als er hierher kam, habe er große | |
Schwierigkeiten gehabt. Mit Slang und Wetter. Dann aber habe er so viele | |
gute Freunde gefunden und wollte nicht mehr wegziehen. | |
Dass er auch davon singt, dass er lieber Kronen-Bier statt Becks trinkt, | |
zeigt, wie viel Gedanken sich die einheimischen Künstler über ihren Stadt | |
und ihr Lied gemacht haben. Um Bier sollte es ja eigentlich nicht mehr | |
gehen. Aber was hat die Stadt unter dem großen U neben BVB und Technischer | |
Universität wirklich zu bieten außer Bier? Jo Marie flaniert vor ein paar | |
hässlichen Baustellen, Der Wolf isst Schwarzwälder Kirschtorte und Rich | |
Boogie kauft schließlich eine Flasche Bier im Kiosk. | |
Man muss dieses Lied als subversive Strategie begreifen. Als Hymne von der | |
Stadt gefördert und beworben, ist es eigentlich eine Kampfansage an | |
Doartmund Ciddey. Anders jedenfalls lässt sich nicht verstehen, warum | |
ausgerechnet die Schwarzwälder Kirschtorte als kulturelles Kapital der | |
Stadt beworben wird. | |
6 May 2016 | |
## LINKS | |
[1] http://youtu.be/FLOPB7aNlkk | |
[2] http://www.facebook.com/jomarie.dominiak | |
[3] http://www.youtube.com/watch?v=bG1EweODGSY | |
[4] /!5051425/ | |
## AUTOREN | |
Doris Akrap | |
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