| # taz.de -- Parlamentswahl im Iran: Ein Sieg für Hassan Rohani | |
| > Bei der zweiten Runde gewinnen gemäßigte und moderat konservative Kräfte. | |
| > Innenpolitische Reformen durchzusetzen, wird aber schwer. | |
| Bild: Stimmabgabe am Samstag in Shiraz. | |
| Berlin taz | Ein weiterer Erfolg für die gemäßigten und moderaten | |
| Konservativen im Iran: Die zweite Runde der Parlamentswahl am Freitag fiel | |
| eindeutig zugunsten der „Liste der Hoffnung“ aus. 68 von 290 Sitzen standen | |
| zur Wahl. Deren Wiederholung in einigen Bezirken war nötig geworden, weil | |
| die Bewerber bei der ersten Runde im Februar nicht die erforderliche | |
| Mindestanzahl an Stimmen erhalten hatten. | |
| Nach dem am Samstag verkündeten endgültigen Wahlergebnis gewann die Liste | |
| der Hoffnung nach Angaben der Agentur Isna 40 der 68 Sitze, während die | |
| Konservativen und Hardliner sich mit 17 Sitzen begnügen mussten. Die | |
| restlichen Mandate gingen an Personen, die keiner Liste angehören. | |
| Allerdings sind die Angaben über die Sitzverteilung nicht bei allen | |
| Agenturen gleich. Je nach politischer Orientierung ändert sich das | |
| Verhältnis. Das kommt daher, dass einige Kandidaten sowohl auf der Liste | |
| der Hoffnung als auch auf der der Konservativen stehen. Dennoch ist die | |
| Niederlage der rechten Fraktionen eindeutig. Die Wahlbeteiligung lag nach | |
| Angaben des Innenministeriums bei 59 Prozent. | |
| Auch vier Frauen – in der ersten Wahlrunde waren 14 gewählt worden – | |
| triumphierten in der zweiten Runde. Sie alle gehören der Liste der Hoffnung | |
| an. Mohammad Aref, Spitzenkandidat der Liste der Hoffnung, der im | |
| Wahlbezirk Teheran die meisten Stimmen erhalten hatte, kündigte an, dass er | |
| und seine Weggefährten im neuen Parlament die Fraktion „Hoffnung“ bilden | |
| würden. | |
| ## Relative Mehrheit | |
| Addiert man die Ergebnisse der ersten und zweiten Wahlrunde, werden die | |
| Gemäßigten und moderaten Konservativen eine relative Mehrheit von 41 | |
| Prozent haben. Die Konservativen und Hardliner verfügen über 27 Prozent der | |
| Sitze. | |
| Damit kommt in der zehnten Wahlperiode des islamischen Parlaments jenen | |
| Abgeordneten, die etwa über ein Drittel der Sitze verfügen, eine | |
| entscheidende Rolle zu. Diese gehören zwar keiner Liste an, was aber nicht | |
| bedeutet, dass sie unabhängig sind. | |
| Insgesamt macht die Parlamentswahl deutlich, dass die Mehrheit der | |
| Bevölkerung die Regierung von Hassan Rohani unterstützt. Die neue | |
| Zusammensetzung des Parlaments, in dem bislang die Rechten die absolute | |
| Mehrheit hatten, wird die Arbeit der Regierung und die Durchsetzung ihrer | |
| Außen- und Wirtschaftspolitik erleichtern. | |
| Das heißt jedoch nicht, dass sie alle Pläne durchsetzen kann. Die | |
| Kompetenzen der Regierung und des Parlaments sind nach der Verfassung der | |
| Islamischen Republik gering. Ihnen gegenüber stehen der Revolutionsführer | |
| oder der Wächterrat, die weitaus mächtiger sind. Sie können jede | |
| Entscheidung verhindern, die ihren ideologischen und politischen | |
| Auffassungen zuwiderläuft. | |
| ## Gute Chancen für Rohani auf Wiederwahl | |
| Noch schwerer wird es für die Regierung von Rohani, innenpolitische | |
| Reformen durchzusetzen. Hierbei werden nicht nur die Hardliner zu bezwingen | |
| sein, sondern auch zahlreiche moderate Konservative innerhalb der Fraktion | |
| der Hoffnung, die eine Öffnung nach innen ablehnen. | |
| Das Wahlergebnis wird auch die Chance Rohanis begünstigen, bei der | |
| Präsidentenwahl 2017 wiedergewählt zu werden. Allerdings deutet vieles | |
| darauf hin, dass die Rechten alles versuchen werden, um das zu verhindern. | |
| 1 May 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Bahman Nirumand | |
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