# taz.de -- NGOs in China: Unter Aufsicht der Staatssicherheit | |
> Unliebsame Aktivitäten der staatsfernen Organisationen sollen unterbunden | |
> werden. Betroffen sind auch deutsche Stiftungen. | |
Bild: Organisierte Meinungsäußerungen, wie diese bei der Cebit 2015 in Hannov… | |
PEKING taz | Bei einem informellen Treffen diverser Vertreter ausländischer | |
Stiftungen vor wenigen Wochen zeigten sich die meisten Teilnehmer noch | |
zuversichtlich, dass es mit Chinas neuem NGO-Gesetz schon nicht so schlimm | |
kommen werde. Viele der Organisationen sind immerhin schon seit Jahrzehnten | |
in China aktiv und Bestandteil der interkulturellen Zusammenarbeit. | |
Mehrfach wurde ihnen auch von Regierungsvertretern versichert, dass ihre | |
Arbeit geschätzt werde und sie nichts zu befürchten hätten. Nun werden die | |
schlimmsten Befürchtungen wahr. | |
Der Ständige Ausschuss des Volkskongresses hat am Donnerstag einen | |
Gesetzentwurf verabschiedet, der die Arbeit sämtlicher rund 7.000 | |
ausländischer Nichtregierungsorganisationen (NGO) in China massiv | |
einschränken wird. Dieses Gesetz sieht vor, dass sie künftig der Aufsicht | |
des Ministeriums für Staatssicherheit unterstellt sind und nicht wie | |
bislang dem Ministerium für zivile Angelegenheiten. | |
Die chinesischen Sicherheitsapparate sind für ihr oft ruppiges und | |
willkürliches Vorgehen bekannt. Zudem müssen die NGOs künftig all ihre | |
Finanzen und Tätigkeiten gegenüber den Polizeibehörden offenlegen, ebenso | |
mit welchen chinesischen Gruppen sie kooperieren. | |
China wolle damit Aktivitäten verhindern, die gegen „nationale Interessen“ | |
verstoßen oder die „die Staatsgewalt untergraben“, heißt es offiziell zur | |
Begründung. „Das abschreckende neue Gesetz ist ein aggressiver Versuch, die | |
Zivilgesellschaft abzuwürgen“, kritisiert hingegen William Nee von Amnesty | |
International. Nee spricht von einer „unmittelbaren Gefährdung“ sämtlicher | |
unabhängiger Organisationen in China“. | |
## Alle deutschen Organisationen betroffen | |
Doch nicht nur gegen Menschenrechtsorganisationen, die es seit jeher schwer | |
mit den chinesischen Behörden haben, wendet sich das neue Gesetz, das | |
bereits Anfang 2017 in Kraft treten soll. Allein aus Deutschland sind | |
sämtliche Parteienstiftungen betroffen und rund 200 weitere deutsche | |
Nichtregierungsorganisationen. Die Grünen-nahe Heinrich-Böll-Stiftung etwa | |
engagiert sich im Umweltbereich, die Rosa-Luxemburg-Stiftung unterstützt | |
Organisationen, die sich für bessere Lebensbedingungen der Wanderarbeiter | |
einsetzen. All diese Projekte sind gefährdet. | |
Bundeskanzlerin Angela Merkel, aber auch Bundespräsident Joachim Gauck | |
haben beide vor der Einführung dieses Gesetzes gewarnt. China sei dabei, | |
Kooperationen der beiden Länder aufs Spiel zu setzen, heißt es in einer | |
Stellungnahme der Bundesregierung. | |
29 Apr 2016 | |
## AUTOREN | |
Felix Lee | |
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