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# taz.de -- Streit um legendäres Geschäft M99: Es gibt noch Revolutionsbedarf
> Der „Gemischwarenladen mit Revolutionsbedarf“ ist eine Kreuzberger
> Legende. Die drohende Räumung könnte nun doch noch abgewendet werden.
Bild: Shirts wie diese gibt es in HGs Geschäft „für Revolutionsbedarf“
Die drohende Zwangsräumung des in der linken Szene über Berlin hinaus
bekannten Gemischtwarenladens mit Revolutionsbedarf M99 könnte doch noch
verhindert werden. Der Ladenbetreiber Hans Georg Lindenau (HG) hat in einem
neuen Angebot an die Eigentümer zugesichert, dass er die Räume in der
ersten Etage aufgibt. Dafür fordert er für die Räume im Erdgeschoss und
Keller der Manteuffelstraße 99 einen neuen Mietvertrag. Die EigentümerInnen
wollten sich gegenüber der taz nicht zu dem Angebot äußern. Gegenüber
Lindenaus Anwalt hatten sie erklärt, die Räumung nicht mithilfe der Polizei
durchsetzen zu wollen.
Strittig dürfte vor allem Lindenaus Forderung sein, dass die Vereinbarung
keinen Termin für ein endgültiges Verlassen der Räume enthalten soll. Die
EigentümerInnen hatten vorgeschlagen, dass Lindenau die Ladenräume noch bis
zum 31. 12. 2016 nutzen kann und anschließend sämtliche Räume verlassen
soll.
„Ich sehe keine Möglichkeiten, an einem anderen Ort den Laden
fortzusetzen“, begründet Lindenau gegenüber der taz seine Weigerung, ein
konkretes Datum für einen endgültigen Auszug zu akzeptieren. Zudem will er
nicht auf die Forderung der EigentümerInnen eingehen, auf weitere
politische Aktivitäten gegen seine drohende Räumung zu verzichten.
Mitte April hatte er eine Kundgebung vor dem Büro des Hauseigentümers
angemeldet. Dabei wurde auch der Aufruf „99 für M99“ übergeben. Dort hatt…
sich 99 NachbarInnen für einen Erhalt des Ladens eingesetzt. Dabei wurde
auch Kritik an der Gentrifizierung Kreuzbergs deutlich. „Wir haben oft
gehört, dass sich die Menschen im Stadtteil nicht mehr sicher fühlen, wenn
selbst ein so bekannter Laden wie der M99, der schließlich in mehreren
Kreuzberg-Reisebüchern aufgeführt ist, von der Räumung bedroht ist“,
erklärte David Schuster vom Bündnis „Zwangsräumung verhindern“ gegenüber
der taz. Das Bündnis gehört zu einem losen Bündnis verschiedener
MieterInnen- und Nachbarschaftsinitativen, die sich für den Erhalt des
Ladens einsetzen.
Dass zwischen Lindenau und den HauseigentümerInnen weiter verhandelt wird,
sieht Schuster als einen Erfolg der Mobilisierungen der letzten Wochen.
Ende Februar war ein vom Bezirksamt Kreuzberg einberufener Runder Tisch
noch ohne Einigung auseinandergegangen. Nicht nur Schuster vom
Zwangsräumungsbündnis sah damit alle Möglichkeiten einer Einigung beendet.
Auch die Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain Kreuzberg Monika
Herrmann (Grüne), die den Runden Tisch leitete, erklärte: „Beim zweiten
Treffen wollte der Anwalt des Besitzers nur noch über den Auszugstermin und
nicht über den Auszug reden. Da war nichts zu verhandeln.“ Dass Lindenau
einen Ersatzladen in Kreuzberg findet, hält Herrmann angesichts der
Mietenentwicklung für unmöglich.
Lindenau selbst hat derzeit gar keine Zeit, an einen Auszug zu denken. Sein
Laden läuft im Vorfeld des 1. Mai besonders gut.
27 Apr 2016
## AUTOREN
Peter Nowak
## TAGS
Kreuzberg
Gentrifizierung
Linke Szene
Zwangsräumung
Linke Szene
Kreuzberg
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