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# taz.de -- Die Wahrheit: Freiheit für Radlerhosen!
> Neues aus Neuseeland: Im Land der langen weißen Wolke wird langsam alles
> verboten – vor allem wenn es ums kaum verhüllte Gemächt geht.
Es wird dunkler bei uns im Land der langen weißen Wolke – nicht nur, weil
es langsam Winter wird. Der Trend zum Verbieten, Kontrollieren und
Abschaffen geht unaufhaltsam weiter. Mit Inspektor Hundekacke allein,
[1][von dem ich bereits berichtete], ist es nicht getan. Jetzt sind auch
die letzten Freiheiten Down Under in Gefahr. Droht uns der Polizeistaat mit
Männern in Pluderhosen?
Meine Lieblingshauptstadt Wellington hat sich gerade von ihrer
schlechtesten Seite gezeigt. Die Stadtverwaltung hat vor, dort in Zukunft
das Betteln zu verbieten. In Wellington ist das ein reger Geschäftszweig,
weil dort landesweit am großzügigsten in die Hüte geworfen wird. Wie
gesagt, ein sympathisches Pflaster. Eine Studie hatte jedoch im vorigen
Jahr ergeben, dass drei Viertel der Städter dagegen sind. Die Erkenntnis
hat 50.000 Dollar gekostet. Zwei Jahre zuvor hatte sich ein Thinktank ein
karitatives Projekt ausgedacht, um die Bettelspenden lieber in Sinnvolleres
umzumünzen. Diese Aktion hat 30.000 Dollar verschlungen.
Da fragen sich einige Bürger zu Recht, warum Bettler vertrieben werden,
aber Pitbulls nicht. Diese lebenden Nahkampfwaffen werden nach diversen
Attacken gerade zum Reizthema. Genauso wie die bunt besprühten
„Wicked“-Campervans, in denen Backpacker durch die Lande fahren. Wegen
ihrer sexistischen Sprüche („Ein Blow-Job am Tag ist besser als ein Apfel“)
ist die Mietwagenfirma seit Jahren unter Beschuss. In Australien mussten
bereits die übelsten Slogans entfernt werden. In Neuseeland taucht „Wicked“
zum Glück nicht mehr auf den Webseiten vom „Lonely Planet“ und der
Naturschutzbehörde DOC auf. Und die Regierung heckt gerade einen Bann der
„Wicked“-Busse aus.
Das Beste, was in Aotearoa je verbannt wurde, war die Atomkraft. Doch was
sind Reaktoren, Bettler und Pitbulls gegen das Anstößigste an sich, das es
aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit zu entfernen gilt? Es beißt nicht,
manchmal bettelt es jedoch. Es wölbt und beult sich, es zeichnet sich ab.
Es sitzt bei Männern zwischen den Beinen, bedeckt und gezäumt von engem,
schwarzen Lycra. So was kann man seinen Gästen beim Frühstück nicht
zumuten, entschied ein Hotelbesitzer im ländlichen Kaff Rangiora. Er
verbietet in seinem historischen Plough Hotel Radlershorts. Fußballschuhe,
Flipflops, schlammige Stiefel – „alles okay“, schreibt der Hotelier in
Kreide auf einer Tafel am Eingang. Yogahosen und Leggins – „schau besser in
den Spiegel“. Enge Sport-Shorts dagegen? Nicht okay.
Das Café „Castle Rock“ in Christchurch hatte schon 2013 mit dem Krieg gegen
Männer in Lycra begonnen. Vor allem Kindern könne so viel anatomische
Information schaden, hieß es damals. Wer glaubt, das alles sei ein
Minderheitenproblem, irrt. Denn kein anderes Land der Welt ist so
freizeitsportbesessen wie Neuseeland. In jeder Garage steht ein
Mountainbike, ein Kajak, ein Surfbrett. Man verbietet einem Schotten doch
auch nicht seinen Rock – mit allem, was frei darunter baumelt!
21 Apr 2016
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## AUTOREN
Anke Richter
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