# taz.de -- Die Wahrheit: Schiff versenkt, pardon! | |
> Neues aus Neuseeland: Das Verhältnis zwischen Kiwis und Franzosen ist | |
> nicht ungetrübt, seit das Greenpeace-Schiff Rainbow Warrior versenkt | |
> wurde. | |
Keine Ahnung, was Manuel Valls gerade in Europa anstellt, aber aus dem | |
Südpazifik gibt's über ihn aktuell Gutes zu berichten: Frankreichs | |
Premierminister hat sich diese Woche nicht nur persönlich zwei Tage bei uns | |
blicken lassen, was wir jedem Besucher aus Übersee hoch anrechnen – sondern | |
sich auch noch entschuldigt. | |
Die franko-kiwianischen Beziehungen sind kompliziert. Fast wäre ein | |
Großteil der Südinsel Neuseelands französisches Territorium geworden. 1838 | |
kaufte der Walfänger Jean Langlois den ortsansässigen Maori die Banks | |
Peninsula kurz hinter Christchurch ab; als Anzahlung reichten eine Pistole | |
und Kleidung. Aber bis Käpt’n Langlois und seine Leute in der neuen Kolonie | |
eintrafen, war bereits William Hobson dagewesen und die Briten sackten das | |
Land komplett ein. | |
Pseudo-französisch ist die einstige Siedler-Enklave Akaroa bis heute: Der | |
Ausrufer Steve Le Lievre zieht dort Kolonialuniform an, um | |
Kreuzfahrtschiffe zu begrüßen, und alle zwei Jahre werden die Rues im Ort | |
mit der Trikolore geschmückt. Selbst das Radrennen dort heißt „Le Race“. | |
Mehr Frankophilie verkraften die Kiwis aber nicht. Denn da war doch was, | |
vor 31 Jahren: die „Rainbow Warrior“. | |
Das Vorzeige-Schiff von Greenpeace, das die Atomversuche am Mururoa-Atoll | |
in der Südsee zu stoppen versuchte, lag vor Auckland im Hafen. Dort | |
schlichen sich am 10. Juli 1985 französische Geheimagenten an Bord, | |
zündeten eine Bombe, versenkten das Schiff und einen Fotografen gleich mit. | |
Zwei Täter wurden gefasst, Frankreich verstrickte sich in Lügen. | |
„Staatlicher Terrorismus“, nannte es Neuseelands Premierminister David | |
Lange, der die Atomfreiheit für sein kleines Land vorangetrieben hatte. Der | |
Konsum von französischem Wein ging im Land der langen weißen Wolke | |
drastisch zurück; die Beziehungen zwischen Pazifik und Atlantik wurden très | |
froid. | |
Daran konnte auch der Besuch des damaligen französischen Staatschefs im | |
Jahre 1991 nicht viel ändern. Und dann schlugen die „Frogs“ unsere Kiwis | |
auch noch im Halbfinale der Rugby-WM 1999. Neuseeland, muss man wissen, hat | |
für Rugby-Franzosen den gleichen Stellenwert wie Brasilien für den Fußball. | |
Die Rivalität geht bis aufs Jahr 1946 zurück, als die Kiwis vier Turniere | |
in Frankreich spielten und allesamt gewannen. Einen berühmten Kiwi-Spieler | |
namens Jim Skerrat tauften die Franzmänner Le Beau Grand Cheval (das schöne | |
große Pferd), und den „All Black“-Helden Waka Nathan La Panthère Noire (d… | |
schwarze Panter). | |
Ein Vierteljahrhundert nach dem letzten Staatsbesuch hat Manuel Valls es | |
gewagt, nochmals das heiße Eisen – Bomben, nicht Rugby – anzusprechen. Er | |
gab beim offiziellen Regierungsdinner sowas wie eine Entschuldigung von | |
sich. Wunden schließen sich. Jetzt warten wir darauf, dass die zarte amour | |
weitere Früchte trägt: Valls soll unsere frühere Premierministerin Helen | |
Clark als neue Chefin der Vereinten Nationen unterstützen. Aber erst mal | |
gab’s eine Medaille von ihm – für Peter Jacksons „Herr der Ringe“. | |
6 May 2016 | |
## AUTOREN | |
Anke Richter | |
## TAGS | |
Neuseeland | |
Schwerpunkt Frankreich | |
Neuseeland | |
Neuseeland | |
Neuseeland | |
Neuseeland | |
Neuseeland | |
Hundekot | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Die Wahrheit: Der Esel und die Flüchtlinge | |
Neues aus Neuseeland: Was Donald Trump kann, kann John Key schon lange. Der | |
Premierminister Aotearoas produziert seine eigenen Wahrheiten. | |
Die Wahrheit: Copacabana in Christchurch | |
Neues aus Neuseeland: Wer neu dazukommt in Aoeterea, hält sich lieber | |
erstmal bedeckt mit Schnapsideen. | |
Die Wahrheit: Kleine Kiwis unterm Trump-Teppich | |
Neues aus Neuseeland: Ein Tabubruch erschüttert das Land der langen weißen | |
Wolke. Maoris sind keine guten Eltern. Sagt einer, der es wissen sollte. | |
Die Wahrheit: Freiheit für Radlerhosen! | |
Neues aus Neuseeland: Im Land der langen weißen Wolke wird langsam alles | |
verboten – vor allem wenn es ums kaum verhüllte Gemächt geht. | |
Die Wahrheit: Altes Badelaken | |
Neues aus Neuseeland: Manchmal bleibt in Aotearoa alles beim Alten, daran | |
ändert auch eine Reise ins Reich der Klangschalen nichts. | |
Die Wahrheit: Inspektor Hundekacke | |
Lasst uns mit dem Mythos aufräumen, dass Neuseeland ein einziger Hort an | |
Freiheit, Naturverbundenheit und Ungezwungenheit ist. |