| # taz.de -- Abstiegskampf in der Fußball-Bundesliga: Werders Wonderwall | |
| > Fans wecken mit einer Unterstützungsaktion den Kampfgeist der Bremer | |
| > Profis. Prompt gewinnt Werder gegen schwache Wolfsburger mit 3:2. | |
| Bild: Noch so ein Wunder: Claudio Pizarro | |
| Bremen taz | Im Fußball ist die Woche die bestimmende Zeiteinheit. Von | |
| Samstag bis Samstag haben die Trainer meistens Zeit, ihre Mannschaft neu | |
| einzustellen. Eine ganze Stadt in Bewegung zu versetzen, dazu reicht diese | |
| Zeit aber meist nicht aus. In Bremen ist es dennoch gelungen. | |
| Als am Samstag zuvor das 1:2 gegen den Tabellennachbarn FC Augsburg | |
| besiegelt war, breitete sich eine Schockstarre über Stadion und Stadt aus, | |
| die sogar von Werder-untypischen Pfiffen begleitet wurde. Abstieg – dieses | |
| böse Wort nahm plötzlich ganz reale Züge an. Aber wie 2013 in ähnlicher | |
| Situation legte wieder eine kleine Fanzelle den Keim für einen radikalen | |
| Umschwung. | |
| Damals hatte ein Häuflein Auswärtsfans das Team in Leverkusen trotz | |
| Niederlage noch lange gefeiert und eine Massensolidarisierung unter dem | |
| Motto „Allez Grün“ angestoßen. Diesmal erinnerte sich eine andere Gruppe … | |
| ein Spiel bei West Ham United im vergangenen Sommer, als es die 150 | |
| mitgereisten Fans mit dem Dauervortrag des Oasis-Klassiker „Wonderwall“ | |
| sogar in die britische Presse schaffte. | |
| „Werder braucht im Abstiegskampf ein Wunder von der Weser und ein | |
| Weserstadion, das wie eine Wand hinter Werder steht“, sagte sich der | |
| Twitter-Fanclub [1][WFC #TWerder] und macht seitdem mit dem Hashtag | |
| [2][#greenwhitewonderwall] Furore. | |
| Die digitale Wand wurde am Samstagnachmittag dann erst auf den Bremer | |
| Osterdeich verlängert, wo Tausende Fans schon die Ankunft des | |
| Mannschaftsbusses vor dem Spiel gegen den VfL Wolfsburg feierten. Später | |
| zeigte sich das ganze Stadion über 90 Minuten in Hochform – der eine oder | |
| andere fühlte sich gar an die Anfield Road in Liverpool erinnert. | |
| ## Guter Zusammenhalt | |
| „Wahnsinn“, nannte Werder-Trainer Viktor Skripnik, um dessen | |
| Weiterbeschäftigung in der letzten Woche nicht nur viel spekuliert, sondern | |
| auch hinter den Kulissen gerungen wurde, die Unterstützung der Fans. Dass | |
| sie ihm auch persönlich galt, wurde an dem Transparent „Presse, auf die | |
| Fresse“ deutlich – hatte der mitunter dünnhäutige Skripnik die Presse doch | |
| als 18. Gegner ausgemacht und die gesamte Mannschaft auf Weisung von oben | |
| unter der Woche die Pressearbeit eingestellt. | |
| Als Coach war Skripnik diesmal klug genug, die Impulse von der Tribüne | |
| nicht mit taktischem Klein-Klein abzuwürgen, sondern einfach die besten | |
| Spieler aufzustellen und sie mutig nach vorn agieren zu lassen. Wie | |
| aufgedreht wirbelte das Mittelfeld um Clemens Fritz, Zlatko Junuzovic und | |
| Fin Bartels die Wolfsburger Abwehr durcheinander, und wenn allein Bartels | |
| seine drei hochprozentigen Chancen genutzt hätte, wäre das Spiel früh | |
| entschieden gewesen. | |
| So benötigten die Bremer für die Führung ein Elfmetertor von Claudio | |
| Pizarro (32.) – sein 102. Treffer für Werder, mit dem er nun alleiniger | |
| Rekordtorschütze ist. Aber auch die Tore von Bartels (65.) und | |
| Wintereinkauf Sambou Yatabare (83.) in der zweiten Halbzeit reichten nicht | |
| für einen zitterfreien Nachmittag, da die Wolfsburger zweimal ungehindert | |
| durch Josuha Guilavogui (36.) und Bart Dost (87.) zum Kopfball kamen. | |
| Das Offensivspektakel der Bremer wurde allerdings durch einen durchgehend | |
| lustlosen und zweikampffreien Auftritt der Wolfsburger ermöglicht, für den | |
| die Strapazen des Madrid-Ausflugs unter der Woche als Erklärung nicht | |
| ausreichen. Der einzige Wolfsburger mit engagiertem Auftritt war Sportchef | |
| Klaus Allofs, der sich an seiner alten Wirkungsstätte so mit dem vierten | |
| Offiziellen anlegte, dass er auf die Tribüne verbannt wurde. Sein Team | |
| befindet sich nun endgültig im Niemandsland der Tabelle, nahezu ohne Chance | |
| auf einen europäischen Wettbewerb. | |
| Die Bremer sollten sich nicht blenden lassen, so viele Räume wie gegen | |
| Wolfsburg werden sie in den verbleibenden vier Spielen nicht mehr bekommen. | |
| Die führen sie ausnahmslos gegen Gegner aus der Abstiegszone, zu der nach | |
| den Ergebnissen vom Wochenende wieder bis zu acht Mannschaften zählen. | |
| Bremens größtes Plus ist dabei auch in diesem Jahr der Zusammenhalt. | |
| „Dieses Spiel hier zeigt, dass Kontinuität und Zusammenstehen in solchen | |
| Situationen hilft“, lobte Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking die Bremer | |
| Wand. Schade nur, dass einige zur Stabilisierung offensichtlich die Presse | |
| als Feindbild brauchen. | |
| 17 Apr 2016 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://twitter.com/WFCTWERDER | |
| [2] https://twitter.com/search?q=%23greenwhitewonderwall&src=typd | |
| ## AUTOREN | |
| Ralf Lorenzen | |
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