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# taz.de -- Crowdfunding für unkonventionelles Rad: Halbes Rad zum ganzen Preis
> Nur 79 Zentimeter lang: Nach Klapp- und Liege- kommt jetzt das „Halbrad“.
> Das ist ideal als Cityflitzer, aber zu unbequem für längere Fahrten.
Bild: Ziemlich wendig: Das Halbrad unterwegs
Berlin taz | 72 Millionen Fahrräder gibt es bereits in Deutschland. Mit den
Jahren hat das konventionelle Fahrrad schon einige zweirädrige Verwandte
bekommen: Klapprad, Liegerad, Faltrad oder Elektrorad. Diesen Frühling soll
sich das Halbrad dazugesellen.
Es ist stylisch, flink, 99 Zentimeter hoch und 79 lang – und sieht aus wie
ein halbes Fahrrad. Hinterrad und Sattel sitzen in der gewohnten Position,
doch die vordere Hälfte fehlt. Stattdessen gibt es parallel zum Sattelrohr
eine zweite Stange, unter der ein winziges Vorderrad sitzt, das mit einem
Lenker gesteuert wird, der hinter dem Sattel sitzt. Mit 9 Kilogramm Gewicht
zählt es zu den leichtesten Zweirädern auf dem Markt. Durch die geringe
Größe und das niedrige Gewicht kann das Halbrad mit einer Hand problemlos
überall hin mitgenommen werden – in öffentlichen Verkehrsmitteln sogar
kostenlos.
Doch wie kommt man auf so eine Idee? „Das erste Modell entstand schon vor
17 Jahren“, sagt der Berliner Halbrad-Erfinder Felix Kruschardt. „Damals
habe ich einen halben Damenradrahmen und eine Rollstuhlgabel mit Rad im
Sperrmüll gefunden. Dann habe ich festgestellt, dass beide Teile perfekt
ineinanderpassten“, sagt der heute 39-Jährige. „Das Jugendwerk in der
Gemeinde besaß ein Schweißgerät, so entstand das erste Halbrad.“ Heute gibt
es zwei weitere Exemplare, komplett aus neuen Einzelteilen gefertigt. Jetzt
will Kruschardt die Idee zu Geld machen.
Fahrräder in Deutschland verkaufen sich gut, die Verkaufszahlen steigen.
4,2 Millionen wurden 2014 verkauft. Doch der Einstieg für Neulinge ist
nicht so leicht. Für die Finanzierung des Halbrads läuft seit zwei Wochen
[1][eine Crowdfunding-Kampagne] – noch ist sie weit unter ihrem Ziel.
22.996 Euro möchte der gebürtige Hamburger Kruschardt innerhalb eines
Monats einwerben. Doch bisher sind erst gut 200 Euro zusammengekommen.
Dabei kommt das Halbrad auf der Straße gut an, sagt Kruschardt. „Es ist
schon passiert, dass Leute gegen die Laterne laufen, wenn sie mich fahren
sehen.“ Das Fahren sieht kompliziert aus, ist aber relativ einfach. Die
zwei Minuten Lernzeit, die auf der Website stehen, sind durchaus
realistisch. Das Halbrad hat zwei Gänge, beschleunigt gut und ist ziemlich
wendig.
## Herstellung = Kaufpreis = 1.250 Euro
Für kürzere Stadtfahrten ist es gut geeignet, für längere Touren eher
nicht: Die Sitzposition – aufrecht, Hände halten den Lenker hinter dem
Rücken auf Oberschenkelhöhe – ist auf Dauer zu unbequem.
Kruschardt ist gelernter Orthopädiemechaniker. Nach 15 Jahren Schienen,
Korsetts und Helmen hatte er genug vom Job und kündigte: „Der kreative
Rahmen dort war für mich ausgeschöpft.“ 2011 eröffnete er seinen Laden
„Futurbags“ im Berliner Stadtteil Friedrichshain. Mit dabei war eine
gerettete Orthopädie-Nähmaschine aus den 70ern. Heute näht er damit
Gürteltaschen, Akkordeonrucksäcke oder Römerhelme aus Leder. An Ideen
mangelt es ihm nicht. „Ich sage immer, ich habe ein Bankkonto und ein
Erfahrungskonto. Bei neuen Projekten kommt nur selten was aufs Bankkonto,
aber ich zahle fleißig auf das Erfahrungskonto ein. Davon kann ich dann
auch immer abheben.“
Zurzeit ist auch das Halbrad nichts für das Bankkonto. Denn die
Herstellungskosten liegen bei 1.250 Euro. Das ist auch der Preis. „Es liegt
an den Spezialteilen, dass es so teuer ist“, sagt Kruschardt. „Man könnte
es natürlich auch im Ausland bauen lassen oder Teile in minderer Qualität
einkaufen, aber das bekommt mir nicht. Wenn es erst mal anläuft und wir
mehr produzieren, wird es aber natürlich günstiger.“
4 Apr 2016
## LINKS
[1] http://www.startnext.com/halbrad
## AUTOREN
Leila van Rinsum
## TAGS
Fahrrad
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Flucht
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