Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Junger US-Tourist in Nordkorea: Zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt
> Der versuchte Diebstahl eines Propaganda-Transparents bringt Otto
> Warmbier eine drakonische Strafe ein. Ob er zu seinem Geständnis
> gezwungen wurde, bleibt unklar.
Bild: Wird Nordkorea so schnell nicht wieder verlassen: der junge US-Tourist Ot…
Pjöngjang ap | Wegen angeblicher Staatsgefährdung hat Nordkoreas höchstes
Gericht einen jungen Amerikaner zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt. Vor
dem einstündigen Prozess am Mittwoch hatte der 21-jährige Otto Warmbier
eingeräumt, versucht zu haben, ein Propaganda-Transparent „als Trophäe“ f…
eine Bekannte in der Heimat zu stehlen. Diese habe das Banner in ihre
Kirche hängen wollen.
Für das Oberste Gericht Nordkoreas war damit der Tatbestand eines
Verbrechens „gemäß der feindlichen Politik der US-Regierung gegen (den
Norden)“ erfüllt. Das Ziel Warmbiers sei es gewesen, nach seiner Einreise
als Tourist der Einheit des nordkoreanischen Volkes zu schaden, hieß es in
der Urteilsbegründung.
Der aus dem Ort Wyoming im US-Staat Ohio stammende Warmbier war zu Neujahr
mit einer Touristengruppe nach Nordkorea gekommen. Als er das Land Anfang
Januar verlassen wollte, wurde er festgesetzt. Seine Festnahme meldete
Pjöngjang allerdings erst Ende des Monats. Warmbier habe mit „der
stillschweigenden Duldung der US-Regierung und unter deren Manipulation“
ein anti-staatliches Verbrechen begangen. Wie das Weiße Haus in die Aktion
des Studenten verwickelt gewesen sein soll, ließen die nordkoreanischen
Behörden offen.
Unter Tränen hatte Warmbier bereits vor dem Prozess vor Reportern ein
Geständnis abgelehnt. Für die Beschaffung des Transparents sei ihm ein
Gebrauchtwagen im Wert von 10.000 Dollar (rund 9000 Euro) geboten worden.
200.000 Dollar hätte es zudem gegeben, falls er verhaftet würde und nicht
zurückkehre, sagte er. Auf den Deal habe er sich dann eingelassen, weil
seine Familie daheim in „schweren finanziellen Schwierigkeiten“ stecke.
Ermuntert zu der Aktion habe ihm zudem die Organisation „Z Society“ an der
Universität von Virginia, an der er studiert. Der für wohltätige Zwecke
gegründeten Gruppe hatte sich Warmbier nach eigenen Angaben anschließen
wollen.
Ob der Amerikaner zu der Aussage vom Staat gezwungen wurde, ist unklar. In
früheren Fällen hatten Festgenommene in Nordkorea ihre öffentlichen
Geständnisse nach ihrer Freilassung häufig widerrufen.
## Schwedische Botschaft als Vermittlerin
Nordkorea wirft Washington und Seoul häufig vor, Spione zum Umsturz der
kommunistischen Führung ins Land zu schicken, damit Südkorea dann die
Kontrolle über die koreanische Halbinsel erringen könne. Derzeit haben sich
die Spannungen wegen Pjöngjangs jüngstem Atomwaffentest und eines
Raketenstarts ohnehin verschärft. Aktuell führen die USA und Südkorea zudem
groß angelegte Militärmanöver aus, die der Norden als Übung für eine
Invasion auffasst.
Erschwerend kommt hinzu, dass Washington und Pjöngjang keine diplomatischen
Beziehungen unterhalten. Die schwedische Botschaft in der nordkoreanischen
Hauptstadt fungiert in der Regel als Vermittlerin, wenn US-Bürger in dem
abgeschotteten Land in Schwierigkeiten geraten.
In der Vergangenheit hatte Nordkorea so lange gewartet, bis ranghohe
US-Vertreter eigens anreisten, um sich für inhaftierte Landsleute
einzusetzen. Im Jahr 2009 etwa kam Ex-Präsident Bill Clinton, um die
Freilassung der amerikanischen Journalistinnen Euna Lee und Laura Ling zu
sichern.
Im November 2014 reiste dann US-Geheimdienstdirektor James Clapper nach
Pjöngjang, um Matthew Miller heimzuholen. Dieser hatte bei der Einreise
nach Nordkorea sein Visum zerrissen. Freigelassen wurde auch der
koreanisch-amerikanische Missionar Kenneth Bae, der seit November 2012 in
Haft gewesen war.
16 Mar 2016
## TAGS
Nordkorea
USA
Nordkorea
Nordkorea
Nordkorea
Südkorea
Nordkorea
Nordkorea
Kim Jong Un
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kommentar Nordkorea und toter Tourist: Grausame Realitätsverdrehung
Was wirklich mit Otto Warmbier in nordkoreanischer Haft passiert ist,
bleibt unklar. Der Umgang mit ihm muss in jedem Fall brutal gewesen sein.
US-Student Warmbier: In der Heimat gestorben
Seit 2016 war der Student Otto Warmbier in nordkoreanischer Haft.
Vergangene Woche kehrte er in die USA zurück. Trump kritisierte Nordkorea
scharf.
Nordkorea testet Langstreckenraketen: Provokation aus Pjöngjang
Der Test des Motors einer Interkontinentalrakete sei geglückt, meldet die
staatliche Nachrichtenagentur KCNA. Die USA seien nun in Schlagdistanz. Kim
ist begeistert.
Mänover von USA und Südkorea: Den Sturm auf Nordkorea proben
Mehr als 300.000 südkoreanische Soldaten und 17.000 US-Militärs simulieren
eine Landungsoperation gegen Nordkorea. Die Diktatur ist empört – und
droht.
Reaktion auf Militärmanöver: Nordkorea droht mit Atomschlag
Südkorea und die USA haben ihr jährliches Militärmanöver begonnen.
Pjöngjang sieht darin die Vorbereitung einer Invasion und droht mit dem
Äußersten.
Nordkorea schießt um sich: Liebesgrüße aus Pjöngjang
Mit Schüssen ins Meer reagiert das Regime in Pjöngjang auf die jüngsten
Sanktionen des UN-Sicherheitsrates. China bleibt im Konflikt flexibel.
Debatte Nordkoreas Machthaber: Der Lieblingsfeind im Norden
Kim Jong Un handelt keinesfalls einfach unberechenbar. Sanktionen sind der
falsche Weg, um in dem Land einen Wandel zu erreichen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.