# taz.de -- PR-Aktion eines TV-Senders: Entertainer vom Dienst | |
> Der Musiker Friedrich Liechtenstein wird Chef bei Tele 5. Zumindest eine | |
> Woche lang. Die PR-Aktion des TV-Senders funktioniert. | |
Bild: Hui. Friedrich Liechtenstein. | |
Es ist warm im Red Room des Soho Hauses in Berlin-Mitte. Friedrich | |
Liechtenstein bittet darum, die Temperatur etwas zu senken, immerhin muss | |
er einige Stunden in dem komplett in rot eingerichteten Kinosaal in dieser | |
exklusiven Location verbringen. | |
„Eigentlich bin ich ein Flaneur“, merkt er an, doch von der frischen | |
Frühlingsluft, die die Stadt an diesem Nachmittag durchzieht, bekommt er | |
nichts mit. Stattdessen sind Kamera und Scheinwerfer auf ihn gerichtet, | |
selbst wenn nur die Printmedien zu Besuch sind. | |
Der Fernsehsender Tele 5 dokumentiert alle Interviews mit dem hippen | |
60-jährigen Entertainer und Musiker („Supergeil“) für ein Making-of. | |
Liechtenstein soll der Öffentlichkeit bald offiziell als neuer Sendechef | |
präsentiert werden. | |
Dabei handelt es sich selbstverständlich um eine PR-Aktion des kleinen | |
Münchner Senders. In der vorab vorbereiteten Pressemitteilung verabschiedet | |
sich Geschäftsführer Kai Blasberg, um sich „dem professionellen | |
Fliegenfischen“ zu widmen, während sich Liechtenstein dran machen solle, | |
„die Andersartigkeit von Tele 5 mit seinem eigenen Verständnis für Kunst | |
und Kultur zu bereichern“. | |
## Win-win-Situation | |
Zumindest eine Woche lang wird seine Präsenz die Wahrnehmung des Senders | |
prägen, er wird die Programmauswahl moderieren, in kleinen vorproduzierten | |
Einspielfilmen die Geschichte seines Lebens als vermeintlicher Senderchef | |
erzählen und auf den Social-Media-Kanälen kommentieren. Stolz zeigt er das | |
neue „On Air-Design“, das auf der Grundlage seiner eigenen stilvollen | |
Collagen entstanden sind. | |
Eine Win-win-Situation: Liechtenstein erhält die Plattform eines | |
Massenmediums, um sich als Marke im Rahmen der Aktion täglich auf dem | |
Bildschirm zu präsentieren und Tele 5 schmückt sich mit dem international | |
gefeierten Pop-Phänomen, das vor allem aber die öffentliche Wahrnehmung des | |
Senders verstärken und das kalkulierte Gegenprogramm zum TV-Mainstream | |
unterstreichen soll. | |
Auch Liechtenstein, dessen Massenpopularität hauptsächlich auf die | |
Verbreitung seines Werbespots für den Supermarkt-Verbund EDEKA | |
zurückzuführen ist, sieht weiterhin die Relevanz des linearen TV-Programms: | |
„Das kuratierte und gleichzeitig versendete Fernsehen hat immer noch eine | |
große Berechtigung. Es ist ein kulturelles Phänomen mit dem wir | |
aufgewachsen sind und das wird bleiben, so wie Radio ja auch geblieben ist | |
– und wie es ja auch immer noch ein tatsächliches Lagefeuer gibt, obwohl es | |
auch noch andere Methoden gibt um zu heizen.“ | |
Es ist nur der Auftakt einer geplanten Reihe des Senders, bei der bekannte | |
Persönlichkeiten aus Kultur, Politik oder Wirtschaft eingeladen werden | |
sollen, es für eine Woche lang Liechtenstein gleichzutun. | |
Die Strategie von Tele 5: Wo für andere Sender die Quote als einzige | |
Erfolgswährung angesehen wird, ist es für die Münchner die Aufmerksamkeit, | |
denn in der breiten Öffentlichkeit spielt man bislang so gut wie keine | |
Rolle. | |
## Vertikales Fernsehen | |
Am eigentlichen Programm wird sich nicht viel ändern, die täglichen „Star | |
Trek“-Ausstrahlungen werden genauso bleiben wie das überwiegend durchaus | |
anspruchsvolle Spielfilm-Programm. | |
Einige ungewöhnliche Ideen bringt Liechtenstein aber auch mit, zum Beispiel | |
die des „vertikalen Fernsehens“ zu später Stunde: „Wenn man vorm Fernseh… | |
einschläft oder quer liegt, dann ist das Bild im richtigen Format.“ | |
10 Mar 2016 | |
## AUTOREN | |
Jens Mayer | |
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