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# taz.de -- Kolumne Nach Geburt: „Teppe? Nein“
> Meine Tochter hat nicht nur Fragen, sondern auch unpassende Antworten.
> Sie ist eine Fragenquatscherin. Ist das anstrengend? Und ob.
Bild: Ich schlage vor, die Treppe zu nutzen. Meine Tochter schlägt vor, getrag…
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Wollte ich. Werde ich mir den Vorfall merken? Klar, und ob.“ Ein Chef zum
Verlieben.
Meine Tochter eins ist zwar noch keine zwei Jahre alt, scheint die Folge
aber schon gesehen und beschlossen zu haben, auch Fragenquatscherin zu
sein. Und so steht sie im Hausflur, schaut hoch und sagt nur: „Teppe?
Nein.“ Sie sagt das so bestimmt, dass sofort klar wird, dass das nicht als
Diskussionsgrundlage gedacht ist. Gern schüttelt sie dazu noch in der Art
den Kopf, als wollte sie unterstreichen, wie absurd diese Frage ist.
Dabei hab ich sie doch gar nicht gestellt! Oder schaut sie so, weil sie
meine Gedanken lesen kann – und schon meine Gedanken für absurd hält? Egal.
Es steht fest: „Teppe? Nein.“ Ergo: Trag mich oder schau, wie du
klarkommst. Ein Kind zum Verlieben.
Und dann steht sie da mit ihren kurzen Beinchen in einer viel zu dicken
Schneehose (soll ja noch ein bisschen länger passen, wir sind schließlich
Sparfüchse), weiter Jacke, Mütze auf dem Kopf – und erinnert mich an Alf.
Den wollte ich als Kind immer haben. Zu Hause. Der wäre dann beim Grillen
dabei gewesen, wie im Vorspann der Serie. Wäre durchs Haus getapst, hätte
meinen Vater verarscht. Ich war in meiner Fantasie wie der kleine Bruder
Brian, und Alf war eben wie Alf.
Und jetzt habe ich tatsächlich so ein kleines Wesen vom Planeten Melmac.
Kurz und dick. Es steht vor mir. Und es schaut mich an. Und ich freu mich
über meinen kleinen Alf. Und dann sagt er: „Teppe? Nein.“
## Tja, ich bin halt nicht Brian, sondern Willie Tanner
Tja, mein Alf ist halt ein Fragenquatscher: Butter? Ja. Käse? Ja. Drachi?
Ja. Portemonnaie ausleeren? Ja. Tochter zwei ein bisschen am Arm ziehen?
Ja. Mehr Käse? Jajaja. Neue Windel? Nein. Dazu das obligatorische
Kopfschütteln. Dieser Gedanke. Absurd. Ich hab mir das Leben mit Alf im
Haus irgendwie anders vorgestellt. Dass wir mehr Verbündete wären. Tja, ich
bin halt nicht mehr Brian, sondern Willie Tanner – der Vater.
Und nun stehen wir am Fuße der Treppe und ich ärgere mich und schau auf den
zusammengefalteten Buggy unter dem einen und den Karton voller fettarmer
Milch (alles für die Latte-macchiato-Kinder) unter dem anderen Arm.
Und schon folgt die immer gleiche Abwägung: schnell alles hochtragen, dann
Kind nachholen? Milch abstellen, Kind hochtragen? Was wird in Berliner
Hausfluren schneller geklaut? Milch oder Kind? Das dauert dem Minimenschen
zu lang. „Teppe? Nein.“ Also alles abgestellt, hochhochhoch, Kind
abgestellt. Runterrunterrunter, Buggy und Milch gegriffen, hochhochhoch,
und wer kommt mir da mit dem Po voran auf den Stufen entgegen, während ich
alles hochschleppe? Alf mit einer Erdbeermütze auf dem Kopf. Teppe? Jetzt
doch ja, oder was?
14 Feb 2016
## AUTOREN
Jürn Kruse
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Schwerpunkt Islamistischer Terror
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