# taz.de -- Abfallentsorgung in Norwegen: Der Fjord wird zugemüllt | |
> In Norwegen werden Millionen Tonnen Grubenabfälle einfach ins Meer | |
> gekippt. Umweltschützer kämpfen dagegen an. | |
Bild: Fjorde sind schön – sofern sie sauber sind | |
STOCKHOLM taz | Seit Tagen blockieren sie Zufahrtsstraßen oder ketten sich | |
an Baumaschinen: Aktivisten der Umweltschutzorganisation „Natur og Ungdom“ | |
(NoU) kämpfen derzeit dafür, dass der Førdefjord nicht zur Müllkippe wird. | |
„Ich bin 63 Jahre alt und habe nie so etwas gemacht“, erzählt Arne | |
Underlid, Aktivist und Anwohner. „Doch hier ist es wichtig, zivilen | |
Ungehorsam zu zeigen. Der Førdefjord muss bewahrt bleiben“, ergänzt er. | |
An einem Uferberg des nördlich von Bergen gelegenen Førdefjords will das | |
Grubenunternehmen Nordic Mining das Titan-Mineral Rutil abbauen, das unter | |
anderem dazu dient, Zahnpasten weiß zu machen. | |
Im Frühjahr 2015 hatte die Regierung in Oslo grünes Licht für den | |
Grubenbetrieb gegeben und dafür, dass Abraum und Produktionsabfall einfach | |
vor Ort in den Fjord gekippt werden dürfen. Das Gemisch enthält | |
Schwefelsäure, Schwermetalle und Titan-Nanopartikel und könnte sich im | |
Nordatlantik ausbreiten und in der menschlichen Nahrungskette landen. | |
Es geht um gewaltige Mengen. Pro Minute sollen 11 Tonnen in den Fjord | |
geleitet werden. In den 40 bis 50 Jahren, auf die der Grubenbetrieb | |
projektiert ist, wären das rund 250 Millionen Tonnen. Der Meeresbiologe | |
Callum Roberts fühlt sich „um 100 Jahre zurückversetzt“, da hätte man das | |
Meer als unermessliche Müllkippe behandelt. | |
Norwegen gehört zu weltweit fünf Staaten, in denen es erlaubt wird, | |
Bergbauabfall einfach ins Meer zu schütten. Auch im Repparfjord im Norden | |
das Landes soll Müll verklappt werden. Hier kämpfen Umweltschützer, Fischer | |
und Sami-Rentierzüchter dagegen, dass der Grubenschlamm eines | |
Kupferbergwerks im Fjord landet. | |
Von „riesigen Umweltskandalen“ spricht Maren Esmark, Generalsekretärin des | |
norwegischen Naturschutzverbands. Mögliche negative Umweltfolgen leugnet | |
auch die Regierung in Oslo nicht, meint aber, der wirtschaftliche Nutzen | |
durch die Gewinnung von Mineralien und die Schaffung neuer Arbeitsplätze | |
sei vorrangig. | |
Die Polizei hat gegen Dutzende von an den Blockaden beteiligten | |
AktivistInnen Geldbußen von umgerechnet jeweils rund 1.000 Euro verhängt. | |
„Aber wir werden weitermachen“, kündigt die NoU-Vorsitzende Ingrid | |
Skjoldvær an. | |
7 Feb 2016 | |
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