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# taz.de -- Schifffahrt in Norwegen: Fjorde vor Luxusdampfern schützen
> Nur unter strengen Bedingungen sollen Kreuzfahrtschiffe künftig in die
> spektakulärsten Fjorde fahren dürfen. Die Hälfte von ihnen bliebe damit
> draußen.
Bild: Auch Greenpeace-Aktivisten kämpfen darum, die Schönheit der Fjorde zu e…
Stockholm taz | „Norwegen verzaubert Besucher“ verspricht die
Costa-Reederei in ihrer Werbung. TUI-Cruises lockt mit „aufregenden
Landschaften und traumhaften Fjorden“. Doch der wachsende Kreuzfahrtverkehr
ist für Natur und BewohnerInnen der populärsten Fjorde alles andere als
traumhaft. Oft hängen graue Abgaswolken über dem populären Geirangerfjord.
Ankern dort zwei oder drei der schwimmenden Luxushotels gleichzeitig,
herrschen gesundheitsgefährdende Stickstoffoxidwerte.
Das soll sich nun mit neuen Regeln ändern: Klima- und Umweltminister Vidar
Helgesen hat am Sonntag in einem TV-Interview einen Maßnahmenkatalog gegen
die dicke Luft angekündigt. Der dürfte den Kreuzfahrtverkehr im
Geirangerfjord und in vier anderen vielbesuchten Fjorden deutlich
einschränken. Mit dem Nærøy-, Aurlands-, Synnulvs- und Tafjord sind es fünf
Orte, die auch auf der Weltnaturerbeliste der Unesco stehen. Ab 2019 sollen
hier nur noch Kreuzfahrtschiffe erlaubt sein, die moderne
Abgasreinigungsvorschriften einhalten.
Die staatliche Seefahrtsbehörde Sjøfartsdirektoratet hatte die starke
Luftverschmutzung und die problematischen Abwassereinleitungen im Mai nach
umfassenden Messprogrammen in einem Bericht kritisiert. Ihr Fazit: Die
Regierung müsse dringend aktiv werden, um die Umweltbelastungen zu
reduzieren.
Da ließ sich Minister Helgesen nicht lange bitten. Immerhin stehen im
September Parlamentswahlen an, und der stark angewachsene Tourismus ist
zuletzt sowieso vielerorts auf zunehmende Kritik der Lokalbevölkerung
gestoßen.
## Auf die Hälfte reduziert
Die neuen Regeln stellen nun das Verbot für Schiffe auf, die Fjorde als
Kloake zu missbrauchen. Zudem soll es Bestimmungen über eine maximale
Anzahl von Schiffsbesuchen pro Tag und Woche geben. Das bedeutet einen
kräftigen Einschnitt für die Branche: Wären diese Bestimmungen schon jetzt
in Kraft, könnte die Hälfte aller bisher dort fahrenden Kreuzfahrtschiffe
diese Fjorde nicht mehr anlaufen.
Deshalb warnte der Tourismussektor gleich nach der Ankündigung des
Ministers: Ohne die Möglichkeit des Besuchs der landschaftlich
beeindruckendsten Fjorde werde der Kreuzfahrtverkehr nach Norwegen
insgesamt zurückgehen. Das müsse man in Kauf nehmen, so Helgesen. Schlimmer
als ein zeitweiser Rückgang sei der jetzige Schiffsverkehr: „Die
Abgaswolken zerstören die Natur, und der Verkehr ist so dicht geworden,
dass der Attraktionswert langsam verschwindet.“
Die Bürgermeister der betroffenen Kommunen reagierten durchweg positiv. Sie
forderten aber teils, die Vorschriften sollten für das ganze Land gelten.
„Da geht noch mehr“, meint Jan Kjetil Paulsen von der
Umweltschutzorganisation Bellona. Weil der Nærøy- und der Geirangerfjord
bereits riskierten, den Status als Weltnaturerbe zu verlieren, solle man
die riesigen Pötte gar nicht mehr einfahren lassen. Paulsens Idee: Die
Schiffe sollten außerhalb ankern und die TouristInnen etwa mit
Batteriebooten hineintransportiert werden.
4 Jul 2017
## AUTOREN
Reinhard Wolff
## TAGS
Norwegen
Umweltschutz
Norwegen
Müll
Walfang
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