Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kanada senkt Schutz für Meeressäuger: Tanker contra Buckelwale
> Die kanadische Regierung reduziert den Schutz der bedrohten Walart. Damit
> wird der Bau einer umstrittenen Pipeline möglich.
Bild: Dieser Anblick dürfte vor der Pazifikküste Kanadas seltener werden.
EDMONTON taz | Die kanadische Regierung hat den Schutz von Buckelwalen
vermindert. Die Meeressäuger gelten nun nicht mehr als „bedroht“, sondern
nur noch als „gefährdet“. Die Regierung begründet die Absenkung der
Schutzklasse mit aktuellen Forschungen. Demnach sind die Walpopulationen
bereits dabei, sich zu erholen. So wachse die Zahl der Wale im Nordpazifik
derzeit rund vier Prozent pro Jahr.
Rund 2.000 Buckelwale frequentieren regelmäßig die Gewässer und Fjorde vor
der Pazifikküste Kanadas. Sie sind vor allem durch ihre Bewegungen bekannt
– die Tiere schwingen sich mit ganzem Körper aus dem Ozean, klatschen mit
ihren Brustflossen auf die Wasseroberfläche und heben beim Abtauchen in die
Tiefe ihre Schwanzflosse hoch aus dem Meer.
Die Absenkung der Schutzklasse bedeutet nun nicht nur, dass Kanada große
Teile des Lebensraums der Wale vor seinen Küsten nicht mehr aktiv schützen
muss und Industriebetriebe mit weniger Auflagen rechnen müssen. Sie
bedeutet auch, dass die geplante Ölpipeline Northern Gateway wohl leichter
gebaut werden kann.
Umweltschützer und die kanadischen Medien sehen darin die Hauptmotivation
für den veränderten Schutzstatus. „Die Regierung beruft sich auf die
Wissenschaft, in Wahrheit handelt es sich aber um eine politische
Entscheidung zugunsten der Pipeline“, sagt Karen Wristen von der
Umweltgruppe Living Oceans Society.
## 800.000 Barrel Schweröl
Die Northern-Gateway-Pipeline gilt als eines der ehrgeizigsten
Energieprojekte in Kanada. Sie soll 800.000 Barrel Schweröl pro Tag aus den
Teersandgebieten im Landesinneren an die Pazifikküste leiten, wo sie in
Tanker gepumpt und nach Asien verschifft werden sollen. Die 1.200 Kilometer
lange Röhre soll rund acht Milliarden Dollar kosten.
2013 hatte die Energiebehörde des Landes Druck gemacht und den Bau der
Pipeline empfohlen. Seitdem wehren sich Umweltschützer, Ureinwohner und
Anwohner vor Gericht. In einem Referendum sprachen sich die Bewohner der
Hafenstadt Kitimat, wo der Verladeterminal gebaut werden soll, gegen die
Pipeline aus.
Die Kritiker argumentieren unter anderem mit der Gefahr einer
unkontrollierbaren Ölpest – und mit dem Schutz der Wale. „Beim Bau der
Pipeline würde die Gefahr von Kollisionen zwischen Öltankern und Walen
deutlich ansteigen“, erklärt Umweltschützerin Wristen. Schon heute sterben
vor der kanadischen Küste im Schritt drei Wale im Jahr durch
Schiffskollisionen.
Zwar bestreiten Tierschützer nicht, dass die Walpopulationen zuletzt
gestiegen sind. Experten zählen im gesamten Nordpazifik zwischen 18.000 und
21.000 Buckelwale. Die Gewässer vor British Columbia gelten jedoch als
wichtiger Rückzugsraum, in dem die Tiere ihre Jungen großziehen und
füttern. Die Kritiker fürchten, dass der Lärm von vielen Tankern sie
vertreiben könnte.
24 Apr 2014
## AUTOREN
Jörg Michel
## TAGS
Tierschutz
Kanada
Wale
Müll
Kanada
Kanada
Kanada
Artenvielfalt
Walfang
Walfang
Wale
Walfang
## ARTIKEL ZUM THEMA
Tracking von Buckelwalen: Theresia kommt wieder angebuckelt
Norwegische ForscherInnen haben einer Wal-Dame im Januar einen
Satellitensender verpasst. Nach 299 Tagen wurde sie an der gleichen Stelle
gesichtet.
Abfallentsorgung in Norwegen: Der Fjord wird zugemüllt
In Norwegen werden Millionen Tonnen Grubenabfälle einfach ins Meer gekippt.
Umweltschützer kämpfen dagegen an.
Urteil in Kanada: Großer Sieg für kleines Volk
Kanadische Ureinwohner haben vor dem Obersten Gerichtshof das Recht aufs
eigene Territorium erstritten. Das hat weitreichende Folgen.
Umstrittene Öl-Pipeline in Kanada: Angst vor der Pest
Kanadas Regierung genehmigt eine Pipeline, die Öl aus den Ölsandgebieten
zum Pazifik pumpen soll. Ureinwohner und Umweltschützer sind entsetzt.
Umweltschutz in Kanada: Rohstoffe statt Rentiere
Trotz Warnungen aus der Wissenschaft: Die Regierung Kanads verkauft eines
der letzten Rückzugsgebiete der bedrohten Karibus – an die Ölindustrie.
Kommentar Süüüße Eichhörnchen töten: Die Natur ist kein Streichelzoo
Prinz Charles setzt sich dafür ein, eingewanderte Eichhörnchen zu töten.
Recht hat er! Die Artenvielfalt müssen wir notfalls mit der Flinte
verteidigen.
Gestrandeter Blauwal: „Es gibt die Sorge, dass er explodiert“
Ein toter Wal versetzt einen kanadischen Ort in Angst und Schrecken. Er
füllt sich infolge seiner Verwesung mit Methangas. Experten finden die
Aufregung übertrieben.
Tierschutz in Japan: Der Walfang geht weiter
Der Internationale Gerichtshof hatte die Jagd auf Wale in der Antarktis
verboten. Tokio will sie aber nicht gänzlich einstellen. Im Pazifik wird
weiter harpuniert.
Walfangflotte in der Antarktis: Rückkehr nach Japan
Der internationale Gerichtshof hat den Walfang in der Antarktis untersagt
hat. Japan beugt sich dem Urteil und ruft seine Fänger zurück.
Internetversand ohne Meeressäuger: Wale raus aus dem Warenkorb
Das japanische Onlinekaufhaus Rakuten nimmt 1.200 Wal- und Delfinartikel
aus dem Sortiment – eine Reaktion auf das Urteil des Europäischen
Gerichtshofs.
Öko-Pirat über gestoppten Walfang: „Japan ist unberechenbar“
Der Internationale Gerichtshof stoppt Japans Walfang in der Antarktis. Für
Sea Shepherd Boss Paul Watson geht der Kampf weiter.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.