# taz.de -- Kommentar Süüüße Eichhörnchen töten: Die Natur ist kein Strei… | |
> Prinz Charles setzt sich dafür ein, eingewanderte Eichhörnchen zu töten. | |
> Recht hat er! Die Artenvielfalt müssen wir notfalls mit der Flinte | |
> verteidigen. | |
Bild: Ganz schön frech, diese Import- Eichhörnchen. | |
BERLIN taz | Man muss kein Royalist sein, um den britischen Prinz Charles | |
hier einmal zu loben. Er unterstützt die Kampagne gegen die eingewanderten | |
grauen Eichhörnchen in Großbritannien, die ihren einheimischen roten | |
Cousins seit Jahrzehnten das Leben schwer machen. Die Grauen sollen jetzt | |
massiv bejagt und möglichst zurückgedrängt werden. | |
Ein zweitrangiges regionales Luxusproblem des spleenigen Thronfolgers? Mag | |
sein. Aber der Widerstand gegen solche Maßnahmen zeigt, wie schräg | |
inzwischen manche Debatten zu Naturschutz und Umwelt laufen. Sobald | |
irgendwo Behörden gegen Pflanzen oder Tiere vorgehen, die ganze Ökosysteme | |
gefährden, ist der Aufschrei groß: Von Tiermord und Artenfrevel ist schnell | |
die Rede, gefordert wird mehr Toleranz gegen „illegale Einwanderer.“ | |
Diese Debatte krankt am Kuscheltier-Syndrom. Keine Naturschutzkampagne | |
kommt heute noch ohne kugeläugige Pandas oder Robben aus, die unser | |
Kindchenschema bedienen. Dass andere, deutlich unappetitlichere Arten viel | |
wichtiger für den biologischen Kreislauf sein können, fällt gern unter den | |
Tisch. | |
Die Verkitschung unserer natürlichen Umwelt führt dazu, dass wir | |
millionenfaches Leid von Schweinen und Puten unterstützen und uns | |
gleichzeitig über Bambis schweres Schicksal die Augen ausheulen. Wer gar | |
von Rassismus gegen fremde Arten redet, übernimmt eine völkische Ideologie, | |
die Menschen und Tiere gleichsetzt. | |
Wir sollten einsehen, dass wir uns im „Anthropozän“ befinden: Der Mensch | |
ist die wichtigste Kraft, die unsere Umwelt formt. Unberührte Natur gibt es | |
nur im Outdoor-Katalog. Deshalb sind wir auch verantwortlich für ein | |
halbwegs intaktes Öko-Gleichgewicht. Das sollten wir - schon aus eigenem | |
Interesse – auf jeden Fall erhalten. Im Notfall auch mit der Flinte. | |
9 May 2014 | |
## AUTOREN | |
Bernhard Pötter | |
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