Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Youtuber interviewen den US-Präsidenten: Was Obama über Tampons l…
> Erneut durften bekannte Youtuber dem US-Präsidenten ihre Fragen stellen.
> Obama blieb, wie immer, gelassen und am Ende wurde es fast kitschig.
Bild: Lieber Han Solo als Yoda: Obama gibt den Rebell.
BERLIN taz | „Welche Figur aus Star Wars wären Sie gerne?“ – „Da muss …
wohl Han Solo sagen. Er ist ein Rebell.“ Swoozie alias Adande Thorne
bekommt große Augen und wendet sich der Kamera zu. Überrascht? Dass sich
Präsident Obama nicht für Yoda entscheiden würde, war doch irgendwie klar.
Erst am Ende seiner Fragerunde traut sich der Youtuber den Präsidenten mit
solchen Fragen aus der Reserve zu locken.
Zum zweiten Mal durften drei Youtube-Stars den US-Präsidenten direkt
interviewen. [1][Der gesamte Auftritt] steht im Zusammenhang zu der Rede
zur Nation, die Obama zum letzten Mal am vergangenen Dienstag vor dem
Kongress gab. Jeder, der wollte, konnte im Vorfeld mit dem
#YoutubeAsksObama Hashtag versehene Fragen in sozialen Netzwerken
veröffentlichen. Die Youtuber nahmen also nicht nur ihre eigenen, sondern
auch die Fragen ihrer Fans mit ins Weiße Haus.
Swoozie redet [2][in seinem Kanal] hauptsächlich über seinen eigenen Alltag
und illustriert seine Videos mit selbst animierten Sequenzen. Das ist
durchaus unterhaltsam. Aber an diesem Tage hat er mit seiner Schildmütze
auch seine Albernheit abgelegt. Er ist kaum wieder zu erkennen. Keine
coolen Sprüche, kein Slang. Überraschend seriös und gut informiert, fragt
er den Präsidenten über Mindestlohn und die Terrorismusbekämpfung aus.
Obamas Meinung zu Donald Trump? Natürlich allgemein gehalten. Aber eins
macht er klar: Die heiße Luft um den umstrittenen
Präsidentschaftskandidaten wird schnell verfliegen. Die Wähler werden sich,
wenn es um Entscheidungen geht, nicht mehr von Geschwafel, sondern von
Fakten leiten lassen.
Etwas, das schon im letzten Jahr auf den Tisch kam, ist die Frage nach der
Reglementierung des privaten Waffenbesitzes. Obama ist sich sicher, dass
die USA einen gewissenhaften Umgang mit Waffen lernen können. Aber das
brauche Zeit. Die nimmt sich Obama zumindest bei der Beantwortung der
Fragen. Swoozie schlägt sich richtig gut, stochert nach, lässt nicht
locker. Aber die Zeit drängt und schon schiebt der 27-Jährige seine Kulisse
aus dem Bild.
## Obamas Lieblingswort
Auftritt: Destin Sandlin. Er ist seit 2006 auf Youtube. Sein [3][Kanal
„smartereveryday“] ist eine Art „Sendung mit der Maus“ für Erwachsene.…
Raketeningenieur interessiert sich dafür, wie Präsident Obama jeden Tag ein
bisschen schlauer wird. Pauschale Antwort: Auf Leute hören, die mehr wissen
als er selbst. Denn nur zusammen könne eine großartige Nation, wie die USA
auch großartig bleiben.
Ja. Zusammenhalt. Obamas Lieblingswort an diesem Abend. Nur gemeinsam könne
man große Projekte verwirklichen. Wie in seiner Rede zur Lage der Nation
plädiert er auch an diesem Freitag an Kongress, Medien und die
US-Amerikaner, sich nicht in zwei Lager aufzuspalten, sondern zusammen zu
arbeiten. Jeder müsse sich einbringen.
Erneuter Kulissenwechsel. [4][Ingrid Nilsen] folgen rund 3,9 Millionen
Nutzer auf Youtube. Sie teilt dort Makeup- und Modetipps. Vom Präsidenten
möchte sie wissen, ob die Angst vor Terrorismus in Zukunft zur Normalität
im Alltag werden könnte und wie er die Krebsheilung voranbringen will.
Außerdem wundert sie sich über die Entscheidung eines Richters aus Alabama,
der die gleichgeschlechtliche Ehe nicht anerkennen will. Obama versichert
ihr aber, dass sich kein Bundesstaat über den Supreme Court hinwegsetzen
kann. Jeder dürfe denjenigen heiraten, den er liebt. Das bleibe so.
Dann gerät das flockige Gespräch ins Stocken, denn Nilsen weist den
Präsidenten auf etwas hin, was er – wie er selbst zugibt – vorher noch
nicht wusste: Nämlich, dass Tampons und Damenbinden in manchen US-Staaten
als Luxusgüter versteuert werden. Warum das so ist? „Wahrscheinlich, weil
Männer diese Gesetzte gemacht haben“, sagt Obama und meint das richtig
ernst.
Dass Frauen im Gesundheitswesen benachteiligt werden – das dürfe nicht
sein, sagt er und nimmt die Steilvorlage gleich an, um noch einmal (wie im
letzten Jahr) für Obamacare Werbung zu machen. Denn auch [5][beim
Youtuber-Interview 2015] brachte er das Argument, dass die Versicherung für
junge Menschen nicht viel mehr koste, als ihre Telefonrechnung jeden Monat.
Na dann.
## Ein herzerwärmendes Schlusswort
Die geplante Sendezeit nähert sich dem Ende und Nilsen versucht noch mal an
der Fassade des pressegeschulten Obama zu kratzen. Im Vorfeld hatte sie den
Präsidenten gebeten, ein paar kleine Gegenstände mitzubringen, die für ihn
persönlich stehen. Was Barack Obama dann aber aus seiner Tasche zieht,
scheint einfach nur zu kitschig, um wahr zu sein: Ein Rosenkranz von Papst
Franziskus, eine kleine Buddha-Figur eines buddhistischen Mönches, ein
Pokerchip von einem Biker aus Iowa, eine hinduistische Figur des
Affengottes Hanuman und zu guter Letzt ein koptisches Kreuz aus Äthiopien.
Warum? Seitdem er für das Amt des Präsidenten angetreten war, gaben ihm
fremde Menschen immer wieder kleine Dinge mit.
Er habe eine ganze Schale davon und jeden Tag greife er hinein und nehme
ein paar davon heraus, die er dann den ganzen Tag in seiner Hosentasche
spazieren trage. So erinnere er sich immer wieder an die vielen Menschen,
die ihn auf seinem Weg begleiteten. Ein herzerwärmendes Schlusswort – für
den Abend und auch für Obamas letztes Interview dieser Art. Die Macht ist
ja nur noch knapp elf Monate mit ihm.
16 Jan 2016
## LINKS
[1] http://www.youtube.com/watch?v=Tjl8ka3F6QU
[2] http://www.youtube.com/user/swoozie06
[3] http://www.youtube.com/user/destinws2
[4] http://www.youtube.com/user/missglamorazzi
[5] http://www.youtube.com/watch?v=GbR6iQ62v9k
## AUTOREN
Johanna Braun
## TAGS
Barack Obama
Youtube
USA
Donald Trump
Republikaner
Donald Trump
Schwerpunkt Rassismus
USA
Barack Obama
## ARTIKEL ZUM THEMA
Debatte im britischen Unterhaus: Trump darf nach Großbritannien
Das britische Unterhaus diskutierte ein Einreiseverbot für Donald Trump
wegen rassistischer Äußerungen. Der Antrag bekam aber keine Mehrheit.
Kolumne Der rote Faden: Fuck off, Ted Cruz
Willkommenskultur ist nicht mehr komfortabel, Martin Luther King so aktuell
wie nie, New York disst Ted Cruz – und Dirk Nowitzki Donald Trump.
TV-Debatte der US-Republikaner: Gewohnt harte Bandagen
Bei einer weiteren TV-Debatte der US-Republikaner gerieten Donald Trump und
Ted Cruz aneinander. Auch die Demokratin Hillary Clinton bekam ihr Fett
weg.
Obamas letzte Rede zur Lage der Nation: Offensiv, optimistisch und ironisch
In seiner Ansprache liest Obama den Republikanern nochmal die Leviten. In
seiner verbleibenden Amtszeit hat er noch einiges vor.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.