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# taz.de -- HSV-Handball am Ende: Ein Team bricht auseinander
> In wenigen Tagen wird sich der HSV voraussichtlich vom Spielbetrieb
> abmelden. Mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens ist das Projekt
> Bundesliga erledigt.
Bild: Seine Spieler werden sich einen neuen Arbeitgeber suchen: HSV-Trainer Mic…
HAMBURG taz | Schwein gehabt, werden sie sich am Freitag beim TuS
Nettelstedt-Lübbecke gesagt haben. Der ostwestfälische
Handball-Bundesligaklub hat das Heimspiel gegen den HSV am 23. Dezember
gerade noch über die Bühne bringen können, obwohl es schon zu jener Zeit
beim Gegner Spitz auf Knopf stand. Schließlich hatten die Hamburger durch
Geschäftsführer Christian Fitzek am 15. Dezember die Insolvenz schon
angemeldet. Die SG Flensburg-Handewitt muss sich nun überlegen, wie sie am
10. Februar die 6.500 Zuschauer bespaßen will, die bereits Geld für das
Heimspiel gegen den HSV ausgegeben haben.
Denn es steht zu 99,99 Prozent fest, dass die Hamburger an diesem Tag nicht
dort antreten werden. Der HSV ist durch eigenes Verschulden in den Abgrund
gestürzt. Mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens über das Vermögen der
Betriebsgesellschaft ist das Projekt Bundesliga-Handball in Hamburg für
längere Zeit erledigt. In Flensburg suchen sie schon nach einem
Testspielgegner für den 10. Februar.
Solche Sorgen hätten sie 160 Kilometer weiter südlich in Hamburg gerne. Der
HSV, der vom Mäzen Andreas Rudolph durch insgesamt 50 Millionen Euro zum
Rivalen des THW Kiel hochgepäppelt wurde, liegt endgültig am Boden. Daraus
machte Insolvenzverwalter Gideon Böhm am Freitag keinen Hehl. „Der
Spielbetrieb ist noch nicht eingestellt, aber ich gehe davon aus, dass wir
das in Kürze mitteilen müssen. Die finanziellen Mittel reichen nicht aus,
um den Spielbetrieb bis Saisonende sicherzustellen“, so Böhm. Rund zwei
Millionen Euro fehlten, um die Saison zu Ende spielen zu können – trotz des
Entgegenkommens aller Gläubiger. Theoretisch gäbe es noch bis zum 29.
Januar Zeit dafür, dass ein edler Retter auftaucht, doch dazu wird es wohl
nicht kommen.
Die HSV-Spieler, die am Freitag ihr Training absagten, werden sich neue
Arbeitgeber suchen. Drei von ihnen ist dies schon gelungen: Adrian Pfahl
ist bereits bei Frisch Auf Göppingen, Torhüter, Jens Vortmann beim SC DHfK
Leipzig und Ilija Brozovic beim THW Kiel untergekommen. Weitere werden
folgen. Damit bricht ein Team auseinander, das zuletzt Herausragendes
geleistet hat. Obwohl zwei Monatsgehälter fehlten, ließen sich die
HSV-Spieler nicht hängen, sondern gewannen ein Spiel nach dem anderen. Es
war eine Mannschaft im besten Sinne des Wortes.
Auf Christian Fitzek, der am Freitag seine Aufgabe als Geschäftsführer des
HSV-Handball verloren hat, dürften indes schwere Zeiten zukommen. Es gebe
„berechtigte Zweifel“ daran, dass die gewährte Lizenz durch die
Handball-Bundesliga (HBL) makellos gewesen sei, so Böhm. Rudolph hatte für
die laufende Spielzeit gegenüber der HBL eine Verpflichtungserklärung über
rund 2,5 Millionen Euro zur Sicherung des Spielbetriebes gegeben. Doch es
hat offenbar auch eine Zusatzvereinbarung zwischen Rudolph und Fitzek
gegeben, die die Auszahlung der Summe durch Rudolph einschränkt. Und es
sieht danach aus, dass Fitzek die Existenz der Zusatzvereinbarung der HBL
verschwiegen hat.
„Wenn es tatsächlich Nebenabreden gegeben hat, wäre das ein ganz, ganz
schwerer Schlag, das wäre dann Lizenzbetrug“, sagte Bob Hanning, Manager
der Füchse Berlin und Vizepräsident des DHB. Fitzek muss zudem beweisen,
dass er nicht zu spät die Insolvenz angemeldet hat. Im Falle einer
Insolvenzverschleppung drohen bis zu drei Jahre Haft oder eine Geldstrafe.
Tritt der HSV dreimal in einer Saison nicht an, werden alle absolvierten
Spiele mit 0:0 Punkten und 0:0 Toren gewertet. Der Verein stünde als
Absteiger fest. Da die Existenz des HSV e.V. nicht gefährdet ist, wäre ein
Neuanfang in der Dritten Liga möglich. Dass eine Rückkehr in die Bundesliga
schwierig ist, zeigen die Beispiele HSG Nordhorn, TV Niederwürzbach, SG
Hameln, OSC Rheinhausen, SG Wallau-Massenheim und TuSEM Essen. Keiner der
Klubs spielt derzeit in der höchsten Liga, viele von ihnen sind tief
abgestürzt.
17 Jan 2016
## AUTOREN
Christian Görtzen
## TAGS
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Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
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