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# taz.de -- Polizeiwillkür in den USA: Keine Anklage im Fall Sandra Bland
> Sandra Bland starb im Juli in einem Gefängnis in Texas, festgenommen
> wegen einer Bagatelle. Eine Jury entschied nun: Anklage wird nicht
> erhoben.
Bild: Bleibt Sandra Blands Tod unaufgeklärt?
Berlin taz | Das Ende für [1][Sandra Bland] begann mit einem
Fahrbahnwechsel. Die Afro-Amerikanerin war am 10. Juli mit dem Auto auf
einer Landstraße im US-Bundesstaat Texas unterwegs, als sie von einem
Polizisten angehalten wurde. Sie hatte beim Spurwechsel nicht geblinkt.
Was danach passiert, klingt ob der Willkür unrealistisch, wäre es nicht
[2][durch die Kamera im Streifenwagen aufgezeichnet worden]: Der Polizist
Brian Encinia fordert Bland etwa auf, ihre Zigarette auszumachen, woraufhin
sie erwidert, sie könne in ihrem Auto so viel rauchen, wie sie wolle. Die
Situation eskaliert weiter und gipfelt darin, dass der Polizist der
28-Jährigen einen Taser vor das Gesicht hält und droht „I light you up“
(“Ich zünde dich an“), wenn sie nicht aus dem Wagen stiege.
Drei Tage später ist Bland tot. Sie wird mit einer Plastiktüte erhängt in
ihrer Zelle gefunden. Die Gerichtsmedizin stellt nach der Obduktion einen
Suizid fest. Die Familie von Bland bezweifelt das bis heute. Nach dem Tod
der Afro-Amerikanerin kommt es zu landesweiten Protesten, die „Black Lives
Matter“-Bewegung fordert Aufklärung.
Diese wird es jedoch von offizieller Stelle nicht geben, wie die Washington
Post [3][am Dienstag berichtete.] Eine von der Staatsanwaltschaft in Texas
eingesetzte „Grand Jury“ hat entschieden, dass gegen niemanden im
Zusammenhang mit dem Fall Sandra Bland Anklage erhoben werden wird.
Die Polizei hatte stets argumentiert, dass die Festnahme von Bland
gerechtfertig war, weil sie den Beamten Encinia getreten habe. Blands
Familie und Protestgruppen argumentieren, ihre Verhaftung habe auf
Rassismus basiert und hätte niemals stattfinden dürfen.
## „Ist das Justizsystem verrückt geworden?“
Nach der Bekanntgabe der Entscheidung wurde der Hashtag [4][#SandraBland]
zu einem der meistgenutzten bei Twitter. „Was muss passieren, damit
Gerechtigkeit nicht so blind gegenüber der Wahrheit ist? Menschen sterben
und die Welt zuckt nur mit den Schultern. #SandraBland“, [5][twitterte etwa
Daily Johnson]. Und [6][Laura Bennett schrieb]: „Ist das amerikanische
Justizsystem verrückt geworden? Wie kann eine Frau in Polizeigewahrsam
sterben, ohne, dass jemand dafür verantwortlich gemacht wird?!
#SandraBland“
Auch Bernie Sanders, Präsidentschaftskandidat der Demokraten, [7][twitterte
ein Statement], in dem es unter anderem heißt: „Sandra Bland hätte nicht in
Polizeigewahrsam sterben dürfen. Ich habe keinen Zweifel, dass sie, wie so
viele andere Afro-Amerikaner, die in Polizeigewahrsam sterben, noch leben
würde, wäre sie eine weiße Frau gewesen.“ Hillary Clinton oder gar
Republikanische Präsidentschaftsanwärter äußerten sich nicht zum Fall
Sandra Bland.
Die Familie von Bland will nicht aufgeben. Schon vor der Entscheidung vom
Dienstag hatte sie eine Zivilklage gegen die Polizei in Waller County
eingereicht, weil sie nicht an einen Selbstmord der 28-Jährigen glaubt. Es
ist ihre letzte Chance, eine Aufklärung des Falls vor Gericht zu erwirken.
Ein strafrechtliches Verfahren ist nach der Entscheidung der Grand Jury
ausgeschlossen.
22 Dec 2015
## LINKS
[1] /Afroamerikanerin-stirbt-in-Gefaengniszelle/!5216070
[2] http://www.youtube.com/watch?v=jpSEemvwOn4
[3] http://www.washingtonpost.com/news/morning-mix/wp/2015/12/21/grand-jury-wil…
[4] http://twitter.com/hashtag/SandraBland?src=tren
[5] https://twitter.com/JasperJay40/status/679209977551134720
[6] https://twitter.com/lauraaaaaxxxxx/status/679235191701917696
[7] http://twitter.com/BernieSanders/status/679164461475758080
## AUTOREN
Rieke Havertz
## TAGS
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USA
Polizei
Gewalt
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