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# taz.de -- Diskussion um Tod von Sandra Bland: Widersprüchliche Dokumente
> Die Behörden sagen, Sandra Bland könnte suizidal gewesen sein und habe
> sich selbst getötet. Familie und Freunde glauben das nicht.
Bild: Gerechtigkeit für Sandra Bland: eine Demonstration in New York
Hempstead ap | Die in einer Gefängniszelle umgekommene Schwarze Sandra
Bland hat Dokumenten zufolge vor nicht allzu langer Zeit ein Baby verloren
und anschließend versucht, sich selbst zu töten. Die Behörden im
texanischen Waller County veröffentlichten die Unterlagen am Mittwoch,
während die Umstände ihres Todes noch immer nicht im Detail klar waren. Die
Familie der 28-Jährigen dementierte, dass die junge Frau Selbstmordgedanken
gehabt habe.
Bland war am 10. Juli wegen eines Verkehrsdelikts festgenommen und drei
Tage später tot in ihrer Zelle aufgefunden worden. Ein Gerichtsmediziner
hat Blands Tod als Suizid durch Erhängen beurteilt. Ihre Familie und
Freunde bestreiten dies. Am Dienstag (Ortszeit) wurde ein Polizeivideo
veröffentlicht, das die Festnahme Blands zeigt. Nach einer zunächst
harmlosen Verkehrskontrolle ist in der Aufnahme zu sehen, wie Bland mit
einem Polizisten in heftigen Streit gerät. Der Beamte wurde mittlerweile
beurlaubt.
Die Dokumente lassen den Schluss zu, dass Bland nicht suizidal gewesen sei,
als sie in die Haftanstalt in Hempstead rund 100 Kilometer nordwestlich von
Houston kam.
Es finden sich allerdings Diskrepanzen in den Unterlagen: In einem Formular
steht, dass Bland 2015 versuchte, sich mit Tabletten das Leben zu nehmen,
nachdem sie das Baby verloren habe. Ein weiteres Dokument, das von einem
Gefängnismitarbeiter ausgefüllt wurde, stellt jedoch fest, dass der
Suizidversuch bereits im Jahr 2014 stattgefunden habe. Ein Schreiben weist
darauf hin, dass die junge Frau innerhalb des vergangenen Jahres
Selbstmordgedanken gehabt habe – ein anderes sagt wiederum, dass dies nicht
der Fall gewesen sei.
## Nicht genügend beobachtet
In den Dokumenten steht außerdem, dass Bland gegenüber Gefängnisvertretern
davon gesprochen habe, sie leide unter Epilepsie. Sie habe dagegen das
Mittel Keppra genommen, hieß es. Doch auch hier gibt es Widersprüche: In
einem anderen Fragebogen hat Bland auf die Frage, ob sie derzeit
Medikamente nehme, „Nein“ angekreuzt. In dem Polizeivideo ist Bland zu
einem Zeitpunkt zu hören, wie sie dem Polizisten sagt, sie habe Epilepsie.
Nachdem zuvor der Sheriff von Waller County, Glenn Smith, von Blands
Suizidgedanken berichtet hatte, hatte der Familienanwalt Cannon Lambert
diese Angaben dementiert. Die Familie habe „keine Beweise“, dass Bland
einen Selbstmordversuch hinter sich gehabt habe. Bland habe sich nicht
suizidal verhalten und die Familie habe keine Anzeichen gehabt, dass sie
wegen Depressionen behandelt worden sei, sagte Lambert.
Ein texanischer Senator kritisierte die Praktiken der Haftanstalt in
Hempstead. Mangelnde Achtsamkeit des Gefängnispersonals habe das
Selbstmordrisiko Blands erhöht, sagte der schwarze Abgeordnete Royce West
am Mittwoch. Die Informationen über die Frau hätten dafür sorgen müssen,
dass sie genauer beobachtet werde. Normalerweise werden die Zellen einmal
pro Stunde überprüft, bei Selbstmordverdachtsfällen dagegen alle 15
Minuten.
Texas‘ Gouverneur Greg Abbott sagte, die Familie der Toten verdiene
Antworten. Die Schwester der 28-Jährigen, Sharon Cooper, sagte am Mittwoch,
sie halte das Verhalten von Bland während der lauten Konfrontation mit dem
weißen Polizisten für angemessen. Dieser hatte sie am 10. Juli angehalten,
weil sie beim Spurwechsel mit ihrem Auto nicht korrekt geblinkt hatte. Auch
sie hätte sich durch das Auftreten des Polizisten bedroht gefühlt, sagte
Cooper.
23 Jul 2015
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