# taz.de -- NRW-Jäger wollen Tierschützer sein: Jagd auf „grüne Arroganz“ | |
> Hoffnung auf Waidmannsheil: Der NRW-Jagdverband klagt gegen das grüne | |
> Landesumweltministerium auf Anerkennung als Tierschutzverband. | |
Bild: Das Katzenabschuss-Verbot erhitzt die Gemüter in NRW. | |
KÖLN taz | „Das ist des Jägers Ehrenschild, dass er beschützt und hegt sein | |
Wild“, besagt ein alter Spruch. Die sogenannte Waidgerechtigkeit ist im | |
Bundesjagdgesetz festgeschrieben. So hat der Jäger darauf zu achten, dass | |
er nicht zu viel und nicht zu wenig Wild abschießt, kurz: dass er den | |
Lebensraum der Tiere erhält. | |
Ob Waidgerechtigkeit auch Tierschutz ist, das wird am Donnerstag das | |
Gelsenkirchener Verwaltungsgericht beschäftigen. Denn die Jäger in | |
Nordrhein-Westfalen wollen als Tierschützer anerkannt werden – ein | |
bundesweit einmaliger Vorstoß. | |
Das grün geführte Landesumweltministerium hatte den Antrag des | |
nordrhein-westfälischen Landesjagdverbands bereits Anfang des Jahres | |
abgelehnt und auf eines der Hauptkriterien für eine Anerkennung verwiesen. | |
Demnach muss ein Verband überwiegend die Ziele des Tierschutzes fördern, | |
und das sei beim Landesjagdverband nicht der Fall, erklärte das Ministerium | |
am Mittwoch. | |
Offensichtlich wolle der grüne Landesumweltminister Johannes Remmel nur | |
solche Organisationen anerkennen, „die mindestens 150-prozentig ins enge | |
Weltbild einer kleinkarierten Tierschutzideologie passen“, empört sich | |
LJV-Präsident Ralph Müller-Schallenberg. Er beklagt „einen Mangel an | |
Respekt“. Der Justiziar des Verbands spricht gar von „staatlicher Willkür�… | |
## Das bundesweit umfangreichste Gesetz | |
Die Kriterien für die Anerkennung als Tierschutzverband sind hoch, seit | |
2013 das Gesetz über das „Verbandsklagerecht und Mitwirkungsrechte für | |
Tierschutzvereine“ beschlossen wurde. Es ist das bundesweit umfangreichste | |
Gesetz seiner Art und stärkt die Einflussmöglichkeiten der Tierschützer. | |
Diese können erstmals vor Gericht als Sachwalter der Tiere auftreten und | |
beispielsweise gegen die Kürzung von Hühnerschnäbeln oder gegen den Bau von | |
Stallanlagen klagen. | |
„Da müssen Sie schon etwas vorweisen können, um aufgenommen zu werden“, so | |
Ministeriumssprecher Wilhelm Deitermann. Acht Vereine sind bislang | |
anerkannt, darunter der Deutsche Tierschutzbund und Animal Rights Watch. | |
Die Klage heizt die Feindschaft zwischen Waidmännern und Umweltminister | |
weiter an. Entzündet hatte sich der Streit am neuen Landesjagdgesetz, das | |
im Juli in Kraft trat. Es sieht einen im bundesweiten Vergleich | |
weitreichenden Tierschutz vor, verbietet unter anderem bleihaltige Munition | |
und die Jagd mit Totschlagfallen. Die Waidmänner geißeln die Reform als | |
„grüne Arroganz“ und sehen ihre „Freiheitsrechte“ bedroht, zu Tausenden | |
protestierten sie vor dem Düsseldorfer Landtag. | |
Besonders das Katzenabschuss-Verbot erhitzt die Gemüter. Frei wildernde | |
Katzen konnten bislang geschossen werden, die Jäger sehen in ihnen eine | |
Gefahr für Vögel und andere Kleintiere in den Wäldern, außerdem warnen sie | |
vor einer Katzenplage. [1][Remmel verbot dennoch den Abschuss im Mai]. | |
## Die Entscheidung des Verwaltungsgerichts | |
Ende Oktober legte er [2][eine „Katzenabschuss“-Bilanz] vor: Allein im | |
Jagdjahr 2014/15 haben Jäger in Nordrhein-Westfalen mehr als 7.300 Katzen | |
abgeschossen. | |
Unterliegen die Jäger am Donnerstag vor dem Gelsenkirchener | |
Verwaltungsgericht, können sie in nächster Instanz beim | |
Oberverwaltungsgericht Münster klagen. | |
Das dürfte sich hinziehen, allein ein Jahr lang war die Klage in | |
Gelsenkirchen anhängig. Da kommt einem erneut ein alter Waidmannsspruch in | |
den Sinn: „Die meiste Zeit seines Lebens wartet der Jäger doch vergebens.“ | |
17 Dec 2015 | |
## LINKS | |
[1] /!5010277/ | |
[2] https://land.nrw/de/pressemitteilung/umweltministerium-legt-jahres-zahlen-z… | |
## AUTOREN | |
Claudia Hennen | |
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