| # taz.de -- Kommentar Tisa-Verhandlungen: Droht „Fracking für alle“? | |
| > In Genf wird die „Liberalisierung“ der globalen Energiemärkte verhandelt. | |
| > Das TISA-Abkommen lässt nichts Gutes erahnen. | |
| Bild: Norwegen, das größtes Ölförderland in Europa, spielt beim Energiekapi… | |
| Nach dem Ausstieg aus der Atomenergie tritt die Bundesregierung jetzt bei | |
| der Pariser Klimakonferenz auch mit relativ ehrgeizigen Zeitplänen für das | |
| Ende der klimaschädlichen Kohlenutzung und den vollständigen Umstieg auf | |
| erneuerbare Energien auf – zumindest im internationalen Vergleich. | |
| Zugleich verhandelt die Regierung – vertreten durch die EU, deren | |
| gewichtigstes Mitglied Deutschland ist – jedoch seit drei Jahren in Genf | |
| hinter verschlossenen Türen über die vollständige „Liberalisierung“ der | |
| globalen Energiemärkte zum Vorteil der großen fossilen Energiekonzerne und | |
| ihrer umweltzerstörenden Methoden wie Fracking. | |
| Wie geht das zusammen? Diese Frage muss die Bundesregierung endlich | |
| beantworten. Der norwegisch-isländische Entwurf für das Energiekapitel des | |
| in Genf verhandelten Abkommens über den Handel mit Dienstleistungen (TISA) | |
| bestätigt die schlimmsten Befürchtungen. Er läuft hinaus auf „Fracking for | |
| all“. | |
| Würde dieser Entwurf Vertragswirklichkeit, wären nationale | |
| Weichenstellungen für eine Wende weg von atomaren und klimaschädlichen | |
| fossilen hin zu sauberen und erneuerbaren Energieressourcen kaum mehr | |
| möglich sein. Regierungen könnten den Energiesektor ihres Landes kaum mehr | |
| durch umwelt-, gesundheits-, verbraucher- oder sicherheitspolitische | |
| Maßnahmen regulieren. Kommunale und besonders bürgernahe | |
| genossenschaftliche Energieversorgungsunternehmen hätten keine Chance mehr | |
| gegenüber großen ausländischen Konzernen. | |
| Welche Position hat die Bundesregierung zu all diesen Fragen? Gibt es | |
| überhaupt eine gemeinsame EU-Position? Im Juni letzten Jahres erklärte die | |
| Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag, es sei | |
| nicht Ziel oder Inhalt der TISA-Verhandlungen, den Gesundheitssektor oder | |
| andere öffentliche Dienstleistungen zu privatisieren. | |
| Diese glatte Lüge der Bundesregierung wurde durch inzwischen öffentlich | |
| gewordene Vorschläge der Türkei und anderer TISA-Verhandlungsstaaten für | |
| die Vertragskapitel zum Gesundheitssektor und anderen öffentlichen | |
| Dienstleistungen widerlegt. Die Abgeordneten aller Parteien sollten sich | |
| die Missachtung des Parlaments und Verhöhnung der Demokratie nicht länger | |
| bieten lassen und verlangen, dass die Bundesregierung dem Bundestag endlich | |
| ausnahmslos sämtliche Dokumente vorlegt, die die EU bei den | |
| TISA-Verhandlungen zum Energiekapitel und allen anderen Teilen des | |
| geplanten Abkommens eingebracht hat. | |
| 4 Dec 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Andreas Zumach | |
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