# taz.de -- Entscheidung der US-Notenbank: Für China wird die Zinswende teuer | |
> Fast ein Jahrzehnt lang hat das Reich der Mitte von der Nullzinspolitik | |
> der USA profitiert. Nun dreht sich der Spieß um. | |
Bild: Auch an der Börse in Tokio erzeugen die Probleme in China fallende Kurse. | |
PEKING taz | So weit ist es mit der Globalisierung gekommen. Auf der | |
letzten Sitzung der Fed-Notenbanker war die Wende in der fast zehnjährigen | |
Nullzinspolitik noch ausgeblieben. Der Grund: In China war im Sommer eine | |
gewaltige Aktienblase geplatzt. US-Notenbankchefin Janet Yellen fürchtete, | |
eine Zinswende in den USA könnte für noch mehr Unruhe in China sorgen. | |
Yellen beließ den Leitzins vorerst bei nahe null Prozent. | |
Inzwischen haben sich die Turbulenzen in China gelegt. Die Industrie in der | |
Volksrepublik produzierte im November mehr, als die Ökonomen erwartet | |
hatten. Das dürfte den US-Notenbankern am Mittwoch das Votum für die lange | |
angekündigte Zinswende erleichtern. Chinas wirtschaftlicher Zustand | |
entscheidet über die Geldpolitik der Amerikaner. | |
Die Schwellenländer und vor allem China gehörten zu den Profiteuren der | |
Nullzinspolitik in den USA. Für Anleger aus aller Welt lohnte es sich wegen | |
der fast nicht vorhandenen Zinserträge nicht, Kapital in den USA anzulegen. | |
Umso mehr pumpten sie ihr Vermögen in Schwellenländer, in denen aufgrund | |
besseren Wachstums die Zinsen höher lagen. | |
Nun hat sich der Spieß umgedreht. Die chinesische Wirtschaft läuft seit | |
einiger Zeit nicht mehr rund, die Industrie befindet sich in einem | |
schmerzhaften Umbauprozess. Die Zentralbank musste schon mehrfach ihre | |
Zinssätze senken, um verstärkt Investitionen ins Reich der Mitte | |
zurückzulocken. Hebt die US-Notenbank ihren Zinssatz schrittweise an, droht | |
noch mehr Geld abzufließen. In China und anderen Schwellenländern werden | |
geldpolitisch neue Zeiten anbrechen, prophezeit Commerzbank-Chefvolkswirt | |
Jörg Krämer: „Mit der Zinserhöhung endet eine Dekade des billigen Gelds, | |
auch in vielen aufstrebenden Volkswirtschaften.“ | |
## Brasilien und Türkei noch stärker betroffen | |
Die Zinswende in den USA wird andere Schwellenländer wie Brasilien und die | |
Türkei sehr viel stärker treffen. Denn China hat einen Vorteil: Das Land | |
ist nicht im Ausland verschuldet. Im Gegenteil: Chinas Reserven in | |
ausländischen Devisen liegen bei 3,5 Billionen Dollar. | |
Trotzdem haben auch die Chinesen ein Problem: Ihre Unternehmen haben hohe | |
Schulden angehäuft. Laut Schätzungen halten Chinas Unternehmen rund ein | |
Viertel ihrer Kredite in Dollar. Eine Zinserhöhung in den USA und eine | |
damit verbundene Aufwertung des Dollar wird es für diese Unternehmen somit | |
teurer machen, Schulden zu bedienen. | |
Ein Massensterben chinesischer Unternehmen wird die Führung in Peking nicht | |
zulassen. Sie ist in der jüngeren Vergangenheit schon häufig eingesprungen, | |
um ihre häufig auch staatseigenen Konzerne vor dem Untergang zu bewahren. | |
Doch das wird sehr teuer. Der Economist schreibt denn auch von einem | |
„ausgedehntem Hangover“. Ein Herzinfarkt drohe dem Reich der Mitte aber | |
nicht. | |
16 Dec 2015 | |
## AUTOREN | |
Felix Lee | |
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