Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Tiere und Krieg: Hunde, wollt ihr ewig leben?
> Auch Tiere haben was mit Terror zu tun, dank Social Media. Bei Hund und
> Katz im Netz geht es am Ende um Ideologisches.
Bild: So süß: Putins Ersatzhund.
Diesel ist der Name der wohl prominentesten Hündin seit Lassie und Laika,
dem ersten Köter im Weltall. Die Schäferhündin, die zur französischen
Antiterroreinheit Raid gehörte, war bei einem Einsatz im Pariser Vorort
Saint-Denis ums Leben gekommen – eine Frau hatte sich in der Wohnung, die
Diesel auf Sprengstoff überprüfen sollte, in die Luft gejagt.
Die französische Polizei twitterte das tragische Ereignis. Und es folgte
nicht nur ein Sharing-, Like- und Kommentarinferno (“Dieser Hund war mehr
wert als jedes Leben dieser Barbaren“), sondern auch ein Anschwellen des
Twitter-Hashtags [1][#jesuischien].
Der Gipfel: Wladimir Putin persönlich veranlasste die Übersendung eines
russischen Schäferhundwelpen nach Frankreich. Als Trost, Ersatz und
tierischen Auftakt zu einer neuen Partnerschaft im Kampf gegen das Böse.
Heldenhafte Hunde sind nichts Neues in der derzeit etwas durchgeknallten
Weltgeschichte – Zehntausende von ihnen ließen im Ersten Weltkrieg ihr
Leben, zum Beispiel als Meldegänger. Überhaupt war und ist die Tierwelt
stets in gewaltsame Auseinandersetzungen der Menschheit integriert, wenn
auch nicht freiwillig. Elefanten waren die Panzer der Antike – und sogar im
Zweiten Weltkrieg wurden noch Unmengen von Pferden eingesetzt. In den USA
werden Honigbienen für die Minensuche ausgebildet, Delphine können das
schon lange.
Die Liste ließe sich fortführen, aber dass Hunde als Waffe und
Sicherheitstool eingesetzt werden können, weiß jedes Kind. Auch Diesel
starb schließlich „im Dienst“. Ein potenzielles Tätertier in der Tradition
autoritärer Zusammenhänge (“Herr und Hund“, „Hundezwinger“, „Wachhu…
das zum Opfer wurde.
Den Rang abgelaufen haben dem Hund, wie sollte es im Internet auch anders
sein, am Ende Katzen. Die belgische Polizei hatte im Rahmen ihrer
Mega-Razzia in Brüssel dazu aufgefordert, nichts Konkretes über
Einsatzstandorte und Operationen in den sozialen Medien zu transportieren.
Die Netzgemeinde war folgsam und twitterte und postete nur solche Inhalte,
die neben Pornografie zum Grundrauschen des Internets gehören:
Katzen-Content.
Katzen in Uniform, Katzen mit Waffen, bedrohte Katzen, Katzen als
Kriegsgeräte – ausgerechnet das Tier, das aufgrund seiner mangelnden
Dressierbarkeit als wehrdienstuntauglich gilt, wurde nun als Antiterrortier
eingesetzt, wenn auch eher im Bereich der Intelligence/Desinformation.
Doch trotz der Willfährigkeit gegenüber den Bedürfnissen der
Sicherheitsorgane – am Ende gab es sogar einen digitalen Napf mit
Katzenfutter von der belgischen Polizei – gebührt doch den Katzenfreunden
am Ende das goldene Halsband der Völkerverständigung. Einfach schon
aufgrund des zutage tretenden Humors.
Und wäre Putin jemals auf die Idee gekommen, Frankreich ein süßes kleines
Kätzchen zu schenken?
30 Nov 2015
## LINKS
[1] https://twitter.com/hashtag/jesuischien
## AUTOREN
Martin Reichert
## TAGS
Tiere
Schwerpunkt Frankreich
Terror
Brüssel
Katzen
Hunde
Belgien
Katzen
Wladimir Putin
Tiger
## ARTIKEL ZUM THEMA
Aktivisten plakatieren Londoner U-Bahn: Alles voll mit Katzen
Die Gruppe „Glimpse“ hat alle Werbeflächen der U-Bahnstation Clapham Common
für zwei Wochen gemietet. Sie zeigen nun Katzen aus dem Tierheim.
Zwischenfall im Grenzgebiet: Putins Tiger tötet 15 Ziegen
Ein von Wladimir Putin freigelassener Sibirischer Tiger hat in China 15
Ziegen erlegt. Nicht das erste Mal haben Raubkatzen des Präsidenten im
Nachbarland gewildert.
Präsidialer Tierschutz: Böse, böse, böse Katze
Putin hat eine Schwäche für sibirische Tiger. Kusja, einer seiner
Lieblingstiger, ist nach China ausgebüchst und sorgt dort für Schlagzeilen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.