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# taz.de -- Arbeitsbedingungen in Thailand: Nestlé bestätigt Ausbeutung
> Ein Report zeigt schlimme Zustände auf thailändischen Kuttern. Die
> Arbeiter stehen oft am Ende der Lieferkette von Konzernen. Nestlé will
> nun einlenken.
Bild: Logo der Zentrale von Nestlé in Vevey in der Schweiz.
Berlin taz | Wer schon mal in Thailand Urlaub gemacht hat, kennt das: In
den Häfen drängeln sich Krabbenkutter, an Bord sortieren Jungen und Männer
den Fang und flicken die Netze. Was wie normale, wenn auch harte Arbeit
aussieht, geschieht selten freiwillig.
Die thailändische Fischereiindustrie ist berüchtigt für ihre
Arbeitsbedingungen – und internationale Multis hängen als Abnehmer mit
drin. Mit der Schweizer Nestlé hat jetzt erstmals ein großer Konzern
eingestanden, es gebe „Hinweise auf Zwangsarbeit, Menschenhandel und
Kinderarbeit“ in seiner Lieferkette – und einen sofortigen Aktionsplan
angekündigt.
Das Geständnis hat einen langen Vorlauf. Zwei Jahre ist es her, dass die
Internationale Arbeitsorganisation Alarm schlug. In Thailand schufteten
Tausende Menschen wie Sklaven auf den Garnelenfängern, meldete sie. Medien
recherchierten daraufhin Verbindungen zu Konzernen wie Nestlé.
Der wies das damals zurück, beauftragte aber öffentlichkeitswirksam die
Menschenrechtsorganisation Verité, den Vorwürfen nachzugehen. Ein kluger
Schachzug, denn im Sommer reichte die US-Anwaltskanzlei Hagens Berman eine
Sammelklage ein, in der es heißt, der Konzern leiste der Sklaverei auf
thailändischen Booten bewusst Vorschub. Nestlé konnte sich da auf die
laufenden Recherchen berufen.
Deren Ergebnisse sind nun öffentlich. Rund 100 Arbeiter, Manager, Kapitäne
und Händler hat Verité befragt und viele Vorwürfe bestätigt gefunden. So
werden den Fischern – viele von ihnen minderjährig, die meisten aus Myanmar
und Kambodscha – Gebühren für die Arbeitsvermittlung in Rechnung gestellt,
die sie abarbeiten müssen, ihre Pässe werden so lange einbehalten.
Sie arbeiten bis zu 20 Stunden am Tag unter prekärsten Bedingungen: Immer
wieder verletzen sich Fischer oder sterben, weil sie von den Netzen ins
Wasser gezogen werden. Der Bericht zitiert auch Kapitäne, die offen
zugeben, dass sie weder Alter noch Gesundheitszustand der Arbeiter
überprüften.
Als Reaktion kündigte Nestlé nun einen ähnlichen Plan an, wie es ihn schon
in der Schokoladenindustrie gibt: Arbeitern soll ermöglicht werden,
Missstände zu melden, Kapitäne werden in puncto Menschenrechte unterrichtet
und Kontrollen verbessert.
25 Nov 2015
## AUTOREN
Beate Willms
## TAGS
Thailand
Arbeitsbedingungen
Nestlé
Nestlé
Indien
Schwerpunkt Flucht
UN-Menschenrechtsrat
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