| # taz.de -- Freitagabendfilm „Besuch für Emma“: ARD kann auch gut | |
| > Überraschend: „Besuch für Emma“ erzählt von Armut und Einsamkeit mitten | |
| > in der Großstadt – und bedient trotzdem keine Klischees. | |
| Bild: Der Obdachlose August (Henry Hübchen) ist sauer auf Kassiererin Emma (Da… | |
| Es kommt einem so vor, als wollte die ARD den Eindruck, die Degeto sei ihre | |
| hauseigene Süßwarenfabrik, ein für alle Mal begraben. Obwohl Emma, | |
| Hauptfigur in „Besuch für Emma“ durchaus ein Faible für Süßes hat – f… | |
| Sahnetorten, aber auch für Elvis Presley. | |
| Emma sitzt in einer Drogerie an der Kasse und wohnt am „Kotti“ – dem | |
| Kottbusser Tor, jener Berliner Straßenkreuzung, die immer für das besonders | |
| schäbige Kreuzberg herhalten muss. Emma entwendet ihren Kunden bei | |
| Gelegenheit das Portemonnaie. | |
| Doch eine Diebin ist sie nicht: Sie gibt sich als vermeintliche Finderin | |
| aus, nur damit die Kunden zu ihr in die Wohnung kommen, um ihr Portemonnaie | |
| abzuholen. Sie hat dann immer schon etwas gekocht. Seit ihr Mann tot ist | |
| und die Tochter aus dem Haus, ist sie einsam. Trostloser geht es nicht? Da | |
| kommt mit August die zweite Hauptfigur ins Spiel: der obdachlose August. | |
| Sein Credo: „Lieber alleine als unglücklich.“ Emma kann es nicht fassen: | |
| „Für die meisten Leute is dit nich so! Die sind lieber zufrieden mit dit, | |
| wat se kriegen.“ Nach anfänglichem Naserümpfen – er stinkt – versucht s… | |
| also, August zu kriegen. Immerhin wird der von Henry Hübchen gespielt, weiß | |
| also seinen etwas rabiaten Charme auszuspielen. | |
| Hübchen und Dagmar Manzel, die bestmögliche Besetzung, berlinern um die | |
| Wette, machen Konversation, nein, sie quatschen in der Sprachvarietät, die | |
| neben Ruhrpöttisch die unglamouröseste hierzulande ist. In alter | |
| Degeto-Manier könnte hier das Happy End kommen – aber das bleibt aus. | |
| Mit „Besuch für Emma“ bringen Karlotta Ehrenberg (Buch) und Ingo Rasper | |
| (Regie) das im deutschen Fernsehen einzigartige Kunststück fertig, eine | |
| (trotz „Kotti“) kein Klischee bedienende, nichts beschönigende, gänzlich | |
| unromantische, absolut kitschfreie und dabei nahezu warmherzige, doch | |
| irgendwie schöne Geschichte zu erzählen. Nicht zu fassen! | |
| 16 Oct 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Jens Müller | |
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