# taz.de -- Regierungsbildung in Portugal: Koalitionsgespräche gescheitert | |
> Das konservative Regierungsbündnis von Passos Coelho wird es schwerhaben, | |
> das Sparprogramm fortzusetzen. Eine große Koalition ist vorerst | |
> ausgeschlossen. | |
Bild: Bisher noch allein: Passos Coelhos Gespräche zur Bildung einer großen K… | |
Lissabon/Brüssel dpa | Im früheren Euro-Krisenland Portugal sind die | |
Gespräche zur Bildung einer großen Regierungskoalition rund eineinhalb | |
Wochen nach den Parlamentswahlen gescheitert. Er wolle mit der | |
Sozialistischen Partei (PS) nicht weiter verhandeln, erklärte | |
Ministerpräsident Pedro Passos Coelho am Rande eines Besuchs in Brüssel. | |
Das konservative Bündnis Portugal à Frente (PàF/Portugal voran) von Passos | |
war aus der Wahl am 4. Oktober erneut als stärkste Kraft hervorgegangen, | |
hatte aber die absolute Mehrheit im Lissabonner Parlament verloren. | |
Die linken Parteien – die PS, der marxistische Linksblock BE und die von | |
den Kommunisten geführte Allianz CDU – errangen zusammen mehr als die | |
Hälfte der Sitze und wollen die strenge Sparpolitik, mit der Passos | |
Portugal finanziell stabilisieren konnte, nicht mittragen. | |
PS-Parteichef António Costa hatte sich zwar zu Verhandlungen mit Passos | |
bereiterklärt, führte nach der Wahl aber auch Sondierungsgespräche mit BE | |
und CDU über die Bildung einer linken Regierung. Dabei habe es eine | |
„Annäherung“ gegeben, so Costa. | |
Passos, von Staatspräsident Anibal Cavaco Silva mit der Bildung der neuen | |
Regierung beauftragt, sagte nun vor portugiesischen Journalisten in | |
Brüssel, er setze „einen Schlusspunkt“. „Ich werde nicht mit dem Programm | |
der PS regieren und mit Sicherheit werde ich auch nicht unser Land einer | |
Art politischer Erpressung unterwerfen, bei der der Verlierer (der Wahl) | |
dem Gewinner seine Bedingungen auferlegt“, wurde der PàF-Chef von der | |
Nachrichtenagentur Lusa zitiert. Welche Zukunftspläne er hat und ob er es | |
mit einer Minderheitsregierung versuchen wolle, sagte Passos vorerst nicht. | |
Die vorerst letzte von zwei Gesprächsrunden zwischen PàF und PS war am | |
Dienstagabend ergebnislos verlaufen. Man sei „überhaupt nicht | |
vorwärtsgekommen“, hatte Passos gesagt, während Costa bemängelt hatte, man | |
habe im von der Gegenseite präsentierten Vorschlagspapier „schwerwiegende | |
Lücken“ entdeckt. | |
Die Aussicht auf eine schwache konservative Minderheitsregierung oder eine | |
Machtübernahme der Linken beunruhigt die Investoren. Portugal war 2011 von | |
der EU und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) mit 78 Milliarden Euro | |
vor dem Bankrott bewahrt worden. Nach drei Jahren unter dem Rettungsschirm | |
der EU steht das Land seit Mai 2014 finanziell wieder auf eigenen Beinen. | |
15 Oct 2015 | |
## TAGS | |
Passos Coelho | |
Sparprogramm | |
Portugal | |
Portugal | |
Portugal | |
Portugal | |
Portugal | |
Euro-Krise | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Misstrauensvotum in Portugal: Mitte-rechts-Regierung gestürzt | |
Das Parlament hat der Regierung ihr Misstrauen ausgesprochen. Die linken | |
Parteien wollen zukünftig Sozialistenchef António Costa unterstützen. | |
Showdown in Portugal: Rücktritt der Regierung erwartet | |
Die Minderheitsregierung steht vor dem Ende. Das Linksbündnis will die | |
Macht übernehmen. Am Dienstagabend wird abgestimmt. | |
Kommentar Parlamentswahl in Portugal: Schwierige Mehrheiten | |
Das Ergebnis ist uneindeutig, das Durchregieren wird für die | |
Austeritäts-Anhänger schwieriger. Damit liegt Portugal im europäischen | |
Trend. | |
Parlamentswahl in Portugal: Regierung verliert absolute Mehrheit | |
In Portugal bleibt die Partei von Regierungschef Coelho stärkste Kraft. Sie | |
wird es aber schwer haben, sein Sparprogramm fortzusetzen. | |
Debatte Euro in Südeuropa: Vom Versprechen zur Drohung | |
Für Europas südliche Staaten begann die gemeinsame Währung als großes | |
Versprechen. Davon ist nichts als Drangsal geblieben. |