# taz.de -- WHO schlägt Alarm: Wie Europa frisst, säuft und raucht | |
> Die Europäer trinken im Schnitt mehr als andere, rauchen viel und sind | |
> recht dick. Viele Länder kämpfen dagegen an – mit kleinen Erfolgen. | |
Bild: Denken Sie sich noch eine fette Schweinshaxe hinzu – und WHO-Mitarbeite… | |
Kopenhagen/London dpa | Viele Europäer leben äußerst ungesund. Das soll | |
sich ändern. So haben sich die Länder der Europaregion vorgenommen, bis | |
2020 die vorzeitigen Todesfälle durch Herz- und Kreislauferkrankungen, | |
Krebs, Diabetes und chronische Atemwegserkrankungen um jährlich 1,5 Prozent | |
zu senken. | |
Dieses Ziel ist fast erreicht, wie ein [1][Bericht der | |
Weltgesundheitsorganisation (WHO)] jetzt zeigt. Auch die | |
Säuglingssterblichkeit in den 53 Ländern ist auf ihrem niedrigsten Stand. | |
Dennoch schlagen die Experten Alarm, denn zu hoher Alkoholkonsum, | |
Übergewicht und das Rauchen sind in den meisten Fällen Schuld an einem | |
vorzeitigen Tod. | |
„Der Report zeigt ermutigende Fortschritte“, sagte Zsuzsanna Jakab, die | |
Direktorin der WHO-Region Europa. Diese könnten jedoch zunichtegemacht | |
werden, wenn der hohe Alkohol- und Tabakkonsum auf dem derzeitigen Level | |
bleibe. „Dies ist besonders relevant für junge Leute, die möglicherweise | |
nicht so lange leben werden wir ihre Großeltern.“ | |
Die europäische WHO-Region umfasst 53 Länder, darunter auch Staaten wie das | |
gesamte Russland und Turkmenistan. Folgende Faktoren beeinflussen die | |
vorzeitige Sterblichkeit: | |
## Alkoholkonsum | |
In den vergangenen Jahren ist der Alkoholkonsum in der europäischen Region | |
dank verschiedener Kampagnen zurückgegangen. So wurde nach den jüngsten | |
verfügbaren Daten von 2005 bis 2010 zehn Prozent weniger getrunken. Dennoch | |
konsumieren Europäer weltweit am meisten Alkohol. | |
Die Durchschnittsmengen pro Jahr sind in den Ländern aber sehr | |
unterschiedlich und reichen von 0,32 bis 14,4 Litern reinem Alkohol pro | |
Einwohner. Besonders viel getrunken wird in Weißrussland und Litauen, am | |
wenigsten in islamisch geprägten Ländern wie der Türkei und Aserbaidschan. | |
In Deutschland wird mit rund 11 Litern immer noch vergleichsweise viel | |
getrunken. | |
Tabakkonsum | |
Der Rückgang beim Tabakkonsum ist ganz wesentlich dafür verantwortlich, | |
dass die Rate der vorzeitigen Todesfälle insgesamt gesunken und die | |
Lebenserwartung vor allem von Männern gestiegen ist. Allein von 2010 bis | |
2012 wurde in 39 von 41 Ländern, bei denen entsprechende Daten vorlagen, | |
weniger geraucht. | |
Trotzdem ist die Quote weiterhin relativ hoch. Durchschnittlich hängen 30 | |
Prozent der Europäer am Glimmstängel, wie die WHO schätzt. Am meisten | |
geraucht wird in Russland, Georgien und Griechenland. Die Dänen und die | |
Isländer sind am zurückhaltendsten. Deutschland liegt im Mittelfeld. | |
## Übergewicht | |
Fettleibigkeit sei eine der größten gesundheitlichen Herausforderungen des | |
21. Jahrhunderts, meinen die Experten der WHO. In allen 51 Ländern, für die | |
Daten vorlagen, sei die Anzahl übergewichtiger und fettsüchtiger Menschen | |
von 2010 bis 2014 gestiegen. | |
Die meisten übergewichtigen Menschen leben in Amerika (61 Prozent), doch | |
die europäische Region ist mit 58,6 Prozent nicht weit davon entfernt. | |
Abgesehen von verschiedenen körperlichen Behinderungen und psychischen | |
Problemen sei Übergewicht häufig auch der Auslöser für | |
Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Diabetes. | |
## Impfung | |
In den Ländern der europäischen Region waren 2012 durchschnittlich rund 95 | |
Prozent der Kinder gegen Masern und Kinderlähmung (Polio) geimpft. Trotz | |
der recht hohen Rate sind in der Hälfte der Mitgliedsländer 2013 die Masern | |
ausgebrochen. Betroffen waren unter anderem Erwachsene, die nicht geimpft | |
waren, oder Gruppen, die das Impfen aus religiösen Gründen ablehnen. Auch | |
die Gefahr eines Polioausbruchs sei nicht gebannt, warnen die Experten. 18 | |
Länder seien gefährdet, 4 sogar extrem gefährdet. | |
## Externe Faktoren wie Unfälle, Mord, Suizid | |
Die Sterblichkeitsrate bedingt durch äußere Ursachen und Verletzungen ist | |
seit 2002 rückläufig. Gründe hierfür seien Strategien für mehr | |
Verkehrssicherheit und höhere Sicherheitsstandards. Männer sterben rundweg | |
häufiger bei Unfällen als Frauen, vor allem im Straßenverkehr. Besonders | |
gefährdet sind Männer von 15 bis 44 Jahren. Am gefährlichsten ist der | |
Verkehr dem Bericht zufolge in Kirgistan, Moldawien und Griechenland. | |
Deutschland liegt in dem Bereich weit besser als der Durchschnitt. | |
Die mit Abstand meisten Tötungen pro 100.000 Einwohner gibt es in Russland, | |
die meisten Selbstmorde in Litauen und Weißrussland. Die durchschnittliche | |
Suizidrate ist in der Europaregion höher als in den anderen WHO-Regionen. | |
23 Sep 2015 | |
## LINKS | |
[1] http://www.euro.who.int/en/home | |
## AUTOREN | |
Sigrid Harms | |
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