# taz.de -- Kaffeeprojekt rettet Orang-Utan-Babys: Röster für den Regenwald | |
> Palmölplantagen bedrohen auf Sumatra die letzten Rückzugsgebiete der | |
> Orang-Utans. Dagegen macht ein Kaffeeprojekt mit Bio-Anbau mobil. | |
Bild: Die Bauern haben sich zum Schutz der Orang-Utans verpflichtet. | |
HAMBURG taz | Die Säcke mit der Silhouette eines Orang-Utans liegen sauber | |
gestapelt in der Hamburger Speicherstadtrösterei vor der ständig laufenden | |
Röstmaschine. Der Kaffee mit dem Logo des Menschenaffen liegt Thimo Drews | |
am Herzen. „Ich war vor Ort, habe mit den Bauern gesprochen, die | |
Quarantänestation für Orang-Utan-Babys besucht und weiß, warum ich mich da | |
engagiere“, sagt der 51-jährige Kaffeehändler. | |
Der Hamburger importiert den Biokaffee aus einem Kaffeeprojekt auf Sumatra. | |
Die Idee, sich dort zu engagieren, hatte er von Holger Welz, dem | |
Vertriebsleiter des italienischen Espressomaschinenherstellers Dalla Corte. | |
Dieser hatte ihn gefragt, was er davon halte, über den Kaffeeanbau in | |
Sumatra den Lebensraum der letzten fünf- bis sechstausend Orang-Utans zu | |
retten. Überzeugt hat Drews dann ein eigener Besuch auf der Insel: Die | |
Förderung des biologischen Kaffeeanbaus bringt die lokalen Bauern dazu, den | |
Regenwald zu schützen. | |
Wie das geht, hatten schon andere Projekte gezeigt. Etwa El Ceibo in | |
Bolivien. Dort arbeiten 1.500 Kakaobauern im Regenwald von Alto Beni mit | |
modernen Anbaukonzepten, die ihnen von Experten von „Brot für die Welt“ und | |
der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit vermittelt wurden. | |
Auf Sumatra kommt die Unterstützung von Mitarbeitern der Umweltstiftung Pan | |
Eco sowie lokalen Agrarexperten. Sie beraten derzeit die Kleinbauern in | |
zwei Dörfern, zu einem dritten Dorf bauen sie gerade den Kontakt auf. | |
## Kleinbauern unterstützen, Tiere schützen | |
Das Projekt bietet den Kaffeeanbauern viele Vorteile: Sie werden nicht nur | |
beraten, sondern bekommen auch 50 Cent pro Kilo Kaffee über dem | |
Weltmarktpreis, wenn sie sich durch das indonesische | |
Zertifizierungsinstitut kontrollieren lassen. Handelspartner für die Bauern | |
ist die 2012 gegründete Orang-Utan Regenwald GmbH. | |
Ziel des Projekts ist es aber nicht nur, Kleinbauern zu unterstützen. Die | |
kleinen Kaffeeplantagen sollen als ökologische Puffer vor den letzten | |
Bergwaldregionen etabliert werden, in die sonst die großen Palmölplantagen | |
vordringen. Denn dort leben die letzten Orang Utans. | |
Das Projekt startete 2012, 2013 wurde der erste „Orang Utan Coffee“ | |
vorgestellt und 2014 kamen die ersten drei Container mit Rohkaffee im | |
Hamburger Hafen bei Drews an. Der liefert die Bohnen an derzeit knapp | |
dreißig Röster in Deutschland, Österreich und England. | |
Erst im April waren Drews und Welz mit Röstern, Barista und interessierten | |
Naturschützern vor Ort im Gayo-Hochland von Zentral-Aceh. Dort befindet | |
sich auf 900 bis 2.400 Meter Höhe das größte Arabica-Anbaugebiet | |
Südostasiens. | |
An steilen Kraterhängen, im Nebel- und dem angrenzenden tropischen | |
Regenwald reifen die Bohnen, und die Bauern haben sich sowohl zum Schutz | |
des Regenwalds verpflichtet als auch zum Schutz der Orang-Utans. Weil deren | |
Lebensraum kleiner wird, werden die Mütter auf Nahrungssuche immer öfter | |
auch in Siedlungen oder auf den Palmölplantagen gesehen. Dort droht ihnen | |
der Tod. „Sie werden häufig mit bis zu fünfzig Schüssen aus Luftgewehren | |
erlegt – das ist eine brutale Quälerei“, sagt Drews. | |
Dreißig bis vierzig verwaiste Orang-Utan-Babys werden im Jahr von Bauern in | |
der Quarantänestation des Sumatra Orang Utan Conversation Project (SOCP) | |
abgegeben, das sich um die Aufzucht und anschließende Auswilderung der | |
Menschenaffen kümmert. Das SOCP erhält ebenfalls 50 Euro-Cent pro Kilogramm | |
des verkauften Orang-Utan-Kaffees und soll so seine Arbeit langfristig | |
sichern und ausbauen. | |
21 Sep 2015 | |
## AUTOREN | |
Knut Henkel | |
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