# taz.de -- Anschlag auf Friedensmission in Somalia: Al-Shabaab schlägt zurück | |
> Die islamistische Al-Shabaab-Miliz tötete zahlreiche Soldaten der | |
> Afrikanischen Union. Das Sprengstoff-Attentat bezeichnen sie als | |
> Racheaktion. | |
Bild: Mai 2015: Ugandische Amisom-Truppen in Mogadischu. | |
Kampala taz | Mit einem Auto voll Sprengstoff durchbrachen | |
Al-Shabaab-Kämpfer die bewachte Pforte zum Militärlager. Dann explodierte | |
der Wagen. Zwölf ugandische Soldaten starben am Montagfrüh in der Kaserne | |
von Janale, 90 Kilometer südöstlich von Somalias Hauptstadt Mogadischu. Es | |
war einer der tödlichsten Angriffe der islamistischen Miliz auf ugandische | |
Truppen seit Beginn der Friedensmission unter dem Mandat der Afrikanischen | |
Union (Amisom) 2007. | |
Bis Mittwoch war nicht klar, wie viele ugandische Soldaten tatsächlich | |
starben. Al-Shabaab bekannte sich zu dem Anschlag und sprach in einer | |
Erklärung von 70 toten Ugandern. 50 seien bei dem Angriff getötet worden, | |
weitere 20 weitere bei ihrer Flucht in einem Fluss ertrunken. Laut | |
Amisom-Chef Maman Sidikou hatten sich die Soldaten nach dem Angriff | |
zurückgezogen, jedoch später die Kontrolle über die Militärbasis wieder | |
erlangt. Bis zum späten Nachmittag hatte es in Janale Kämpfe gegeben. | |
Letztlich bestätigte Ugandas Staatsminister für Verteidigung, Jeje Odongo, | |
zwölf Tote. Zehn Leichen wurden am Donnerstag nach Uganda ausgeflogen und | |
auf dem internationalen Flughafen in Entebbe mit Ehren empfangen. Odongo | |
nannte in der Presserklärung wiederum 46 Tote „aufseiten des Feindes“, zwei | |
seien lebend gefasst worden. | |
Al-Shabaab sprach von einer Racheaktion gegen die AU-Truppen. Jüngst hatte | |
es immer wieder Übergriffe der AU-Truppen auf Zivilisten gegeben. Die | |
Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch beschuldigte ugandische | |
Amisom-Soldaten, Ende Juli in der Stadt Merka sechs Männer auf einer | |
Hochzeit getötet zu haben. Die Soldaten waren zuvor von einem | |
Selbstmordattentäter angegriffen worden. | |
Auf der Suche nach den Hintermännern gingen die Soldaten von Haus zu Haus | |
und erschossen die Männer, die Gäste einer Hochzeit waren. Amisom nannte | |
dies „Selbstverteidigung“. Drei ugandische Soldaten müssen sich jetzt vor | |
dem Militärgericht verantworten. | |
## Ugandas Spezialeinheiten gelten als die besten der Region | |
Die Amisom-Mission war bis 2014 relativ erfolgreich. Die Al-Shabaab-Miliz | |
verlor einen Großteil ihrer Gebiete in Somalia, vor allem die wichtigen | |
Handelsstädte. Seit Jahresbeginn sind die islamistischen Kämpfer jedoch | |
wieder auf dem Vormarsch. Sie griffen jüngst immer wieder | |
Amisom-Militärbasen an. Im Juni starben über 50 burundische Soldaten bei | |
einem Angriff auf ein Lager in Baidoa in Südsomalia. Auch dort explodierte | |
ein mit Sprengstoff beladenes Auto. | |
Im Rahmen von Amisom sind derzeit 22.000 Soldaten aus sechs verschiedenen | |
Ländern in Somalia stationiert, davon über 6.000 aus Uganda, dem größten | |
Truppensteller. Ugandas Spezialeinheiten gelten als die besten der Region. | |
Erst vor Kurzem schickte Ugandas Armee (UPDF) frisch von den U.S. Navy | |
Seals ausgebildeten Anti-Terror-Einheiten ans Horn. Die USA fliegen zur | |
Unterstützung bewaffnete Drohneneinsätze. Der Angriff auf die ugandische | |
Militärbasis ereignete sich genau ein Jahr, nachdem Al-Shabaab-Führer Ahmed | |
Abdi Godane bei einem gezielten Drohnenangriff getötet wurde. | |
Die Europäische Union finanziert den Löwenanteil von Amisom. Europäische | |
Offiziere, auch der Bundeswehr, bilden seit 2010 somalische Soldaten und | |
Offiziere aus. Das Training der über 3.000 somalischen Soldaten fand bis | |
Ende 2013 in Uganda statt, seit 2014 sind die europäischen Ausbilder in | |
Mogadischu stationiert. | |
Die EU führt auch seit 2008 vor Somalias Küste die Operation Atalanta | |
durch. Europäische Kriegsschiffe, darunter deutsche, sollen da | |
Hilfslieferungen sichern, die per Seeweg nach Somalia gehen, sowie | |
somalische Piraten bekämpfen. | |
4 Sep 2015 | |
## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
## TAGS | |
Somalia | |
Al-Shabaab | |
Amisom | |
Attentat | |
Burundi | |
Al-Shabaab | |
Al-Shabaab | |
Al-Shabaab | |
Somalia | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Burundis Somalia-Truppe: EU-Geld trotz EU-Sanktionen | |
Der Sold für Burundis Soldaten, die in Somalia Islamisten bekämpfen, kommt | |
von der EU. Aber der burundische Staat greift gerne ins Bankkonto. | |
Terrormiliz wirbt mit US-Politiker: Trump ist Al-Shabaabs Trumpf | |
Ein Video der somalischen Extremisten zeigt Donald Trumps Tiraden, um | |
Afroamerikaner für den Dschihad zu gewinnen. Den Republikaner juckt das | |
aber nicht. | |
Dschihadisten in Somalia: 15 Tote bei blutigem Terrorangriff | |
Die Terrorgruppe Al-Shabaab richtet wieder ein Blutbad an – diesmal | |
inmitten der Hauptstadt Mogadischu. Zum Ziel wird ein internationales | |
Hotel. | |
Globale Terrorbekämpfung: Die unsichtbarste Front | |
Kenia und Äthiopien sind enge US-Verbündete im Kampf gegen Somalias | |
Shabaab-Islamisten. Zum Obama-Besuch toben heftige Kämpfe. | |
Tote bei Terror in Somalia: Angriffe auf Hotels in Mogadischu | |
Zeitgleich sind in Somalias Hauptstadt zwei Anschläge verübt wurden. | |
Mehrere Menschen starben. Die Terrormiliz al-Shabaab bekannte sich zu den | |
Taten. |