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# taz.de -- Kolumne Kreaturen: Fußliebende Fische und scheue Elche
> Probleminsekten, Biber, Schmetterlinge und immer wieder Störche: Wem man
> auf einem Roadtrip durch Lettland und Litauen so alles begegnet.
Bild: Dreizehn lettische Störche. Eine okaye Ausbeute.
1. Störche: Während in Deutschland das Label „Storchendorf“ jedes
brandenburgische Durchschnittsdorf zur Top-10-Destination der Region adelt,
sind die Tiere in Litauen und Lettland so verbreitet wie Spatzen in Berlin.
Aus dem anfänglichen großen Hallo bei jeder Storchensichtung wurde auf
unserer Reise bald nur noch ein pflichtbewusst gemurmeltes „Da links ist
wieder einer“. Nester unter drei Insassen wurden gar nicht mehr ernst
genommen.
2. Elche: soll es geben. Wir haben keinen gesehen. Vermutlich nur ein
Gerücht.
3. Fische (Salzwasser): Die Ostsee beheimatet verschiedenste Fischarten, es
gibt wurstförmige (Aal), wärmflaschenförmige (Flunder), maiskolbenförmige
(Hering) und natürlich fischförmige (Dorsch, Lachs). An Land hingegen gibt
es nur eine Sorte: Räucherfisch.
4. Bären: Siehe ▶Elche.
5. Zecken: Zecken sind der Talk unter Baltikumreisenden. Litauen und
Lettland liegen inmitten eines tiefroten Flecks auf der europäischen
Frühsommermeningoenzephalitiskarte, und Borreliose gibt es hier noch gratis
obendrauf. Also ging es vorher zum Impfen, ein Jahresvorrat Autan und eine
Zeckenkarte wurden gekauft und in den ersten drei Tagen nach jedem Schritt
in mehr als zwei Zentimeter hohes Gras panisch der gesamte Körper
abgesucht. Zahllose unschuldige kleine Spinnen mussten dabei ihr Leben
lassen, einfach nur, weil sie ganz vielleicht eine Zecke ähnlich sehen
(racial profiling). Nach einer zeckenlosen Woche war das Ganze kein Thema
mehr.
6. Bremsen: Das wirkliche baltische Probleminsekt. Bremsen übertragen zwar
keine Krankheiten mit lateinischen Namen, aber ziepen wie die Pest. Es gibt
sie in allen Landesteilen.
7. Biber: Siehe ▶Bären.
8. Schmetterlinge: Dutzende Arten leben auf der Kurischen Nehrung, ein
besonders großes, schwarz-weiß-oranges Exemplar gesellte sich beim finalen
Zeltabbau zu uns. Während wir ein komplexes System aus funktions- und
wohnungsgetrennten Kisten befüllten, aß der Schmetterling seelenruhig
unsere Frühstücksreste, indem er seinen Rüssel darin rührte und diesen dann
ableckte. Fast wäre er mitgekommen, denn er hatte sich in einer
Marshmallowpackung verirrt. Ob die große Raupe, die wir auf dem
campingplatzeigenen Tenniscourt von der Außenlinie pulten und die sich mit
der Kraft ihrer zahlreichen Beinchen am Boden festklammerte, ein Verwandter
des hungrigen Gesellen war, ließ sich nicht herausfinden.
9. Luchse: Siehe ▶Biber.
10. Fische (Süßwasser): Der lettische Fluss Gauja ist für Kanufahrer wie
dieses Einstiegslevel in Videospielen, wo jeder Schritt mit großen Pfeilen
erklärt wird und man noch nicht sterben kann. Die Gauja ist so breit und
ruhig, dass man selbst mit verbundenen Augen nicht an ihre Ufer stoßen
würde. Bei einer Badepause trafen wir eine seltsame Fischart, kleine,
farblose Wesen, die größten vielleicht zehn Zentimeter lang. Sie schwammen
nicht weg, wenn man ihnen nahe kam, im Gegenteil: Hielt man still, fingen
sie schon bald an, die Füße und Beine mit ihren Mündern zu bearbeiten. In
anderen Teilen der Welt zahlt man viel Geld für so etwas!
4 Sep 2015
## AUTOREN
Michael Brake
## TAGS
Kreaturen
Baltikum
Tiere
Lettland
Litauen
Kreaturen
Katzen
Dinosaurier
Hunde
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